In der Fassade des Haus der Wirtschaft in Nürnberg ist das große „Glasfenster“ aus den 1950er-Jahren ein besonderer Blickfang. Das gläserne Fenster ist mit einem großformatigen Mosaik aus mundgeblasenem Echt-Antikglas bestückt, das sich vom EG über das Treppenhaus nach oben erstreckt.
Fast 6,00 m breit und 9,50 m hoch ist das „Fenster“, das der Nürnberger Glaskünstler Dr. Gottfried Frenzel vor fast 70 Jahren angefertigt hat. Doch mittlerweile hatte sich der Epoxidharzkleber, mit dem das Echt-Antikglas seinerzeit auf Trägerplatten auflaminiert worden war, verfärbt und ein Großteil der Trägerplatten war gebrochen. Im Sinne des Denkmalschutzes galt es nun, die künstlerische Verglasung zu restaurieren.
Darum musste auch der Brandschutz angepasst werden
Doch mit Restaurieren allein war es nicht getan: Was einst eine Außenfassade war, wurde durch die Umgestaltung des Gebäudes zu einer innen liegenden Brandschutzfassade, die künftig die Anforderung F90 erfüllen musste.
Es forderte die Expertise vieler Fachleute, das gläserne Fassadenelement als F30-Brandschutzkonstruktion auszubilden: Denkmalamt und Bauaufsichtsbehörde, Architekten und Künstlervertreter suchten den Konsens.
Dass der Sohn des Künstlers in das Projekt mit eingebunden werden konnte, war eine glückliche Fügung. Benno Hinkes hat entscheidend dazu beigetragen, eine gemeinsame Linie für den Umgang mit dem Kunstwerk zu entwickeln, das nunmehr zwei Schauseiten hat.
Noch in der Planungsphase war man davon ausgegangen, dass eine Brandschutzverglasung nicht geklebt werden könne. Dank des Engagements der beteiligten Firmen – allen voran die Derix Glasstudios, Taunusstein, die mit der Restaurierung beauftragt waren, sowie Schott Technical Glass Solutions und nicht zuletzt Schüco Stahlsysteme Jansen, gelang es, eine Zustimmung im Einzelfall zu erwirken, die die denkmalpflegerischen Anforderungen berücksichtigt und den notwendigen Brandschutz gewährleistet.
So wurde das Glasmosaik saniert
Von den vielen Versuchen, das 5000-teilige Glasmosaik von den Trägerscheiben zu lösen, erwies sich schließlich ein thermische Verfahren, d. h. ein behutsamen Erhitzens, als erfolgreich.
In aufwendiger Handarbeit wurde die Gläser Stück für Stück von den Trägerplatten gelöst, gereinigt und auf eine Brandschutzverglasung aus Verbundsicherheitsglas auflaminiert. Dabei gingen die Spezialisten feldweise vor; die Größe der einzelnen Felder variiert von 0,85 × 203 m bis 1,09 × 2,37 m. Anschließend wurden die montagefertig eingeglasten Scheiben in eine Pfosten-Riegelfassade aus dem Stahlprofilsystem VISS Fire montiert.
Erdgeschossig verbindet heute eine in das Glasmosaik integrierte, zweiflügelige Drehtüre das neue Atrium mit dem historischen Saalbau.
Ganz gleich, von welcher Stelle aus man es betrachtet: Das rund 55 m2 große Glasmosaik ist ein Blickfang, dem sich kein Besucher entziehen kann. Ein zusätzlicher Gewinn ist, dass das Echt-Antikglas heute in VSG zum Atrium hin angeordnet ist, und nicht, wie zuvor, in einem 2-fach-Isolierglas „verpackt“ wurde.