Glaswelt – Herr Jagger, aktuell werden Bürogebäude zunehmend mit Smart Glazing ausgestattet. Warum ist das so?
Robert Jagger – In meinen Augen gibt es keine intelligentere und effizientere Lösung, um die Anforderungen an Energieeffizienz, Blendschutz, Tageslichtversorgung und Raumklima optimal miteinander auszutarieren. Deshalb wird im Gesamtkontext „adaptive Fassaden“ und „Smart Buildings“ schaltbares Glas für die Tageslichtsteuerung im Gebäude eine führende Rolle einnehmen, davon bin ich fest überzeugt. Die Möglichkeit der Vernetzung innerhalb der Gebäudeautomation und der Anbindung an selbstlernende Systeme ist für Planer eine reizvolle Option. Weiter lässt sich durch schaltbares Glas auf mechanische Beschattungskomponenten verzichten.
Glaswelt – Wie sieht es mit der Qualität aus?
Jagger – Es ist erstaunlich, was sich seit der Markteinführung von elektrochromen Gläsern in puncto Qualität getan hat. Die gesamte Branche arbeitet im Moment an der letzten Feinabstimmung, um Gläser im getönten Zustand völlig natürlich wirken zu lassen und Schaltzeiten sowie Steuerung zu optimieren.
Die Vorteile von Halio Glas liegen vor allem in der Reaktionsschnelligkeit sowie in den optischen Eigenschaften. Diese Gläser wechseln in unter drei Minuten zu einer gleichmäßigen Grautönung ohne Farbstich oder sprunghafte Verläufe. Halio Glas hat im ungetönten Zustand einem Farbwiedergabeindex von 97 und ist damit von herkömmlichem Glas nicht zu unterscheiden. Der Blick nach draußen bleibt bis auf die höchste Blendschutz-Tönung gegeben. Mit einem maximalen Lichttransmissionsgrad von 65 % in einer Doppelverglasung liegt unser Glas im Bereich normaler Sonnenschutzgläser. Im völlig abgedunkelten Zustand geht die Lichtdurchlässigkeit auf 2 % zurück und 95 %* der Sonnenstrahlung bleibt draußen.
Glaswelt – Bitte sagen Sie etwas zum Preis von schaltbaren Gläsern.
Jagger – Elektrochrome Gläser haben einen höheren Preis als herkömmliche Fenster. Wir schätzen, dass es noch dauern wird, bis sich auch im privaten Hausbau smarte Gläser durchsetzen werden. Dazu möchte man Privatsphäre und Verdunkelung, dies bieten wir mit Halio Black. In einem vernetzen Wohngebäude, das ganzheitlich mit Smart Home-Technologie und als Nullenergie- oder Passivhaus geplant wird, gehören dimmbare Gläser jedoch einfach dazu, aber das wird noch ein paar Jahre dauern.
Glaswelt – Warum bieten sich schaltbare Gläser für die Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden an?
Jagger – Bei vielen Gebäuden aus früheren Epochen ist die Installation von Sonnenschutzanlagen technisch oder aus Denkmalschutzgründen nicht möglich. Zudem gibt es für Museen und Galerien immer höhere Anforderungen an den Schutz der Exponate vor zu starkem Sonnenlichteinfall. Bei einer Modernisierung ist Halio also in mehrfacher Hinsicht die ideale Lösung.
Zudem fügt sich unser Glas harmonisch in das Tageslichtkonzept ein. Ein wichtiges Feature: Selbst bei Spannungsausfall hält Halio den Tönungsgrad aufrecht, Strom wird nur benötigt um die Tönung zu verändern.
Glaswelt – Bringen die schaltbaren Gläser auch Punkte bei Green Building?
Jagger – Jedes Zertifizierungssystem setzt andere Schwerpunkte, aber abtönbare Gläser können alle Green Building-Zertifizierungen auf mehreren Ebenen unterstützen.
Glaswelt – Was schätzen Planer, Fassadenbauer und Nutzer an schaltbaren Gläsern?
Jagger – Die Fassade wird einfacher, aber zugleich leistungsfähiger: weniger Stahl und Aluminium, weniger Komplexität, erleichterter Um- bau und – am Lebenszyklusende – Abbau. Den Vorteilen von möglichst viel Tageslicht stehen natürlich Beeinträchtigungen durch Blendung oder Überhitzung gegenüber. Hier kann die on-line Steuerung von Halio Cloud Services leicht das Optimum zwischen Tageslichteinfall, thermischer Behaglichkeit und Blendschutz herstellen. Unser Glas ermöglicht den Nutzern auch, den Tönungsgrad jedes einzelnen Glases über Apps oder lokale Bedienpanels individuell zu verändern und kann bei Bedarf in übergeordneter Gebäudeautomationssysteme eingebunden werden.
Die Fragen stellte Matthias Rehberger