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Interview mit Jürgen Peitz

“Ich erwarte stabile Zuwächse in allen Marktsegmenten“

GLASWELT: Herr Peitz, wie ist das vergangene Jahr 2010 für Saint-Gobain Glass Deutschland verlaufen?

Jürgen Peitz: Insgesamt lag 2010 über den Erwartungen, die wir nach 2009 vorsichtig gesteckt hatten. Die positiven Ergebnisse wurden von einer guten Marktentwicklung in den Bereichen Renovation, Auto und Solar getragen. Besonders in der zweiten Jahreshälfte konnten wir einen deutlichen Anstieg in unseren Stammmärkten verzeichnen. Außerdem haben wir ein sehr gutes Feedback auf Neueinführungen wie hochselektive und vorspannbare Sonnenschutzgläser erhalten. Intern zeigen Maßnahmen zur Effizienz­steigerung den gewünschten Beitrag.

GLASWELT: Welche Trends sehen Sie im Bauglasbereich für 2011?

Peitz: Ich erwarte in allen Marktsegmenten stabile Zuwächse. Im Objektbereich belegen die steigenden Voranfragen, dass sich nach zwei schwierigen Jahren eine Kehrtwende vollzieht. Auch im Fensterbau und beim Innenausbau sehe ich durch den ungebrochenen Renovationstrend ein steigendes Wachstum. Der Wohnbau wird sich weiter positiv entwickeln. Insgesamt geht der Trend beim Kunden klar in Richtung höherer Ansprüche. Das heißt, zusätzliche Funktionen beim Glas und eine höhere Leistungsfähigkeit werden gefordert. Hier geben verschiedenste Produkt-Innovationen, die auf der glasstec 2010 und der BAU 2011 präsentiert wurden, die Richtung vor.

GLASWELT: Welchen Mehrwert für den Kunden muss eine Produkt-Innovation bieten?

Peitz: Mehr als das reine Produkt. Der Mehrwert umfasst zudem Beratung, Liefertreue und Service. Maßgeschneiderte Lösungen liegen dabei im Trend. Der Kunde stellt sich heute selbst die Frage, welche Funktionen er letztendlich möchte. Wir bieten ihm dazu eine umfassende Palette von Produkten an. Dabei ist natürlich ein höherer Beratungsaufwand notwendig. Auch hier werden sich die besten im Markt durch qualifizierte Beratung absetzen. Eine hohe Produktvielfalt, wie wir sie bieten, fordert eine hohe Flexibilität bei der Logistik, etwa durch Mischladungen und insbesondere kurze Lieferzeiten. Wir wollen dem Verarbeiter durch unsere Kapazitäten einen Wettbewerbsvorteil in seinem Segment verschaffen.

GLASWELT: Im letzten Jahr wurde die ­Objektberatung der ClimaplusSecurit-Partner intensiviert. Wie hat sich das ausgezahlt?

Peitz: Sehr positiv. Der Objektbereich war bisher am stärksten von der Auswirkungen der Krise betroffen. Gleichzeitig sind die Anforderungen und Erwartungen der Kunden dort besonders hoch. Saint-Gobain Glass unterstützt hier bereits bei der Ausschreibung und bietet nicht nur Lösungen in Form von Produkten, sondern vermittelt für den jeweiligen Planer/Bauherren auch über die ClimaplusSecurit-Partner direkt passende Ansprechpartner für die Umsetzung.

GLASWELT: Wie reagieren Sie als Glashersteller auf die verschärften EnEV-Anforderungen?

Peitz: Grundsätzlich haben die Energiesparverordnungen das Bewusstsein und die Erwartungshaltung der Endkunden geschärft. Sie erwarten und vergleichen, was ein Produkt bietet, und greifen bei richtiger Beratung auch gerne auf Zusatzfunktionen bei der Glasauswahl zurück. So steigt der Anteil an Multifunktiosverglasungen zunehmend. Eine weitere Auswirkung ist der stark wachsende Anteil an 3-fach-Verglasungen im Fensterbau. Hier setzt sich die ganzheitliche energetische Bilanzierung mit der Betrachtung von Ug-Werten, bei gleichzeitig hohen solaren Gewinnen, dem g-Wert, durch.

GLASWELT: Was erwarten Sie 2011 für Fortschritte bei den Beschichtungen?

Peitz: Die Möglichkeiten bei den Beschichtungen sind meiner Ansicht nach noch nicht annähernd ausgereizt. Beispielsweise bietet 3-fach-Isolierglas mit sechs Oberflächen ideale Kombinationsmöglichkeiten für verschiedene Funktionsschichten. Kombinationen von Beschichtungen vereinen neben Energieeffizienz zusätzliche Funktionen wie Antikondensation oder Selbstreinigung. Zudem ist eine weitere Verschiebung der technischen Limits zu erwarten, etwa bei der Selektivität von Sonnenschutzgläsern.

GLASWELT: Und wo sind aktuell Ihre Schwerpunkte bei der Forschung und Entwicklung?

Peitz: Ein Schwerpunkt ist die angesprochene Weiterentwicklung der Schichten. Wir werden unsere Technologieführerschaft insbesondere in diesem Segment weiter ausbauen. Außer­dem steht die Weiterentwicklung im Basisglasbereich im Vordergrund, speziell für solare Anwendungen. Dritter Schwerpunkt sind Lösungen für den Innenausbau, etwa mit satiniertem Glas. In diesem Zusammenhang darf ich sagen, dass die grundsätzliche Ausrichtung der einzelnen Werke in Deutschland gleich bleibt. Mehr noch: ­Mit der Erweiterung unserer Photovoltaik-­Aktivitäten unseres Unternehmens Avancis ist ein Ausbau des Werkes Torgau verbunden.

GLASWELT: Welche Ziele hat sich Saint-­Gobain Glass für das laufende Jahr gesteckt?

Peitz: Unser Unternehmen will eine Führungsrolle auf den Märkten des Wohnens und Arbeitens einnehmen. Durch Neuentwicklung wollen wir Gebäude energieeffizienter machen und helfen, unseren Planeten zu schützen. Daher ist die ressourcenschonende Herstellung ein Grundpfeiler unserer Firmenziele. Unsere Verantwortung in diesem Bereich wird durch entsprechende Produkte und Produktionsprozesse unterstrichen. Die Optimierung von Herstellungsprozessen, wie etwa die des quasi bleifreien Spiegels bei verbesserten Produkteigenschaften, belegen dies eindrucksvoll. Wir werden weiterhin gezielt in Maßnahmen für verbesserte Qualität investieren. Kontinuierliche Investitionen in die Produktweiterentwicklung – gerade in Deutschland – sind für Saint-Gobain Glass selbstverständlich, da der Gesamtmarkt in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus meiner Sicht zu den weltweiten Innovationstreibern zählt.

GLASWELT: Und Ihre persönlichen Ziele?

Peitz: Ich habe mir zum Ziel gesetzt, das Innovationstempo der letzten Jahre zu halten und es in einigen Bereichen zu steigern. Dies beinhaltet auch, Produkt-Neueinführungen erfolgreich im Markt zu verankern. Darüber hinaus steht die Weiterentwicklung unseres Netzwerkes, der ClimaplusSecurit-Partnerschaft, ganz oben auf der Agenda.

http://www.saint-gobain-glass.com

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