GW – Wie ist Swisspacer aktuell aufgestellt und was sind die mittelfristigen Ziele?
Bach – Ich bin sehr zufrieden: Swisspacer verfügt über ein junges, dynamisches und sehr engagiertes Team, unsere Produkte gehören zu den besten auf dem Markt und die Absatzzahlen stimmen zuversichtlich. Aktuell richten wir unser Augenmerk auf eine optimierte Kundengewinnung und Betreuung. In Europa verfügen wir bereits über eine solide Kundenbasis, die auch aufgrund des neuen Head of Keyaccount Managements Europa sehr differenziert betreut werden kann. Wir haben unser Team aufgestockt, um in den verschiedenen Regionen für unsere Kunden präsent zu sein. Das gilt auch für Indien und Nordamerika.
GW – Wie sehen Sie den Isolierglasmarkt 2025?
Bach – Der Isolierglasmarkt wird sich 2025 weiterhin stark auf energieeffiziente Lösungen konzentrieren. Besonders in Europa und Nordamerika sehen wir (G www.swisspacer.com/de), dass die Nachfrage nach energieeffizienten Gebäuden stetig steigt. In immer mehr Ländern treibt auch eine schärfere Gesetzgebung diesen Trend im Sinne des Klimaschutzes voran. Technologien, wie beschichtetes Low-E-Glas und smarte Gläser, die ihre Transparenz anpassen können, bieten sofortige Vorteile für Energieeinsparung, Gebäudeeffizienz und Ästhetik.
Unsere Abstandhalter sind eine vergleichsweise günstige, pragmatische und optisch attraktive Antwort zur Steigerung der wärmetechnischen Performance von Fenstern. Das Thema Recycling von Rohstoffen wird auch in der Isolierglasbranche zunehmend bedeutsam. Dazu gehört auch beispielsweise das Recycling-Glas „Oraé“ von Saint-Gobain. Und auch wir entwickeln in diesem Umfeld weitere Innovationen.
GW – Welche Weiterentwicklungen stehen bei Swisspacer an?
Bach –Ein großes Thema ist die Automatisierung, sei es im Bestellungsmanagement oder auch in der Verarbeitung unserer Abstandhalter. Dazu gehören neben Caluwin auch intelligente Ladungsträger, EDI-Schnittstellen oder die KI gestützte Verarbeitung von Kundenbestellungen. Das wird unsere Kunden in ihrem Bestell- und Logistikmanagement erheblich entlasten. Gemeinsam mit einem externen Lieferanten haben wir eine Maschine entwickelt, mit der unsere Abstandhalter automatisiert verarbeitet werden können. Damit sind signifikant kürzere Taktzeiten bei deutlich weniger Personal im Vergleich zu den bisherigen Möglichkeiten realisierbar – und Produktivität ist schließlich Trumpf. In Zeiten stetig steigender Lohnkosten und des allgegenwärtigen Fachkräftemangels ist die Produktivität zentral für unsere Kunden, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
GW – Wie schafft die Branche es, ihre Prozesse nachhaltiger zu gestalten?
Bach – Dazu haben wir eine Recyclinglösung gefunden, um sowohl unseren eigenen Ausschuss als auch den Verschnitt der Kunden vollständig in den Produktionskreislauf zurückzuführen. Voraussichtlich im Laufe des kommenden Jahres wird dieser Recyclingprozess an den Start gehen. In den kommenden Monaten werden wir neue EPDs veröffentlichen, die geringere Umweltauswirkungen unserer Produkte zuverlässig belegen, denn unser Produktionsstandort im polnischen Gliwice wird mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben. Selbstverständlich arbeiten wir kontinuierlich daran, unsere Emissionen noch weiter zu reduzieren.
GW – Wo sehen Sie noch Potenziale für Spacer?
Bach – Wir haben im Blick, welche zusätzlichen Funktionen unsere Abstandhalter übernehmen können – etwa in Sachen Akustik und Schallschutz oder hinsichtlich der Versteifung von Isolierglaselementen. So viel sei gesagt: Wir arbeiten auch an völlig neuartigen Abstandhaltersystemen, welche unser heutiges Portfolio in Zukunft perfekt ergänzen werden. Auf weitere Innovationen von Swisspacer darf man also gespannt sein.
GW – Verfügt Swisspacer immer noch über die besten Psi-Werte am Markt?
Bach – Die Psi-Werte unserer Abstandhalter gehören zu den besten am Markt weltweit. Diese Werte sind immer auch von den spezifischen Glaskombinationen abhängig. Wir jedenfalls können garantieren, dass die Werte unserer Datenblätter 1:1 mit unseren Produkten korrelieren. Das ist aus meiner Sicht ein zentraler Punkt für Zuverlässigkeit, Seriosität und Glaubwürdigkeit.
Wir verstehen uns nach wie vor als Marktführer für das Gesamtpaket: Qualität, Langlebigkeit in Kombination mit Performance durch eine hervorragende Diffusionsbarriere, ausgezeichnete Ästhetik und Transparenz bei geprüften CO2-Fußabdruck-Daten – als einziger Anbieter verfügen wir über EPDs nach EN15804+A2 (Cradle-To-Grave). In der Kombination dieser Faktoren sind unsere Produkte die beste Wahl.
GW – Stichwort Technischer Service – was macht Swisspacer anders?
Bach – Der technische Service für unsere Kunden hatte bei mir schon in meiner früheren Rolle als Technischer Direktor einen enorm hohen Stellenwert. Wir haben hier in den letzten Jahren deutlich Personal aufgebaut, so dass wir eine bessere individuelle Beratung und Hilfestellung beim Kunden vor Ort gewährleisten können. Vor zwei Jahren haben wir sehr ausführliche Kundeninterviews durchgeführt und auf deren Basis unsere Serviceleistungen modifiziert. Wir lassen übrigens nach jedem Technischen Service unsere Leistung bewerten, um uns weiter zu verbessern.
GW – Wie genau helfen Sie Ihren Kunden in Sachen Maschineneinrichtungen?
Bach – Unser Service-Team kommt aus dem Bereich der Anwendungstechnik – ein Mitarbeiter war beispielsweise als Instandhalter von Isolierglasanlagen tätig. Das sichert ein tiefes technisches Verständnis und kommt unseren Kunden direkt zugute. Auf Nachfrage führen wir beispielsweise mit Kunden Audits durch. Hier auditieren wir vor Ort sowohl die Prozesse als auch Prozessparameter. Auf dieser Basis können wir unseren Kunden klare Empfehlungen zur Optimierung an die Hand geben. Sofern gewünscht, führen wir vor Ort auch kleinere Optimierungsarbeiten an den Anlagen durch. Das betrifft etwa Maschineneinstellungen oder die Auswahl des Werkzeugs, wie Sägeblätter. Von zentraler Bedeutung ist die schnelle Reaktion, schließlich wollen wir bei unseren Kunden Produktionsunterbrechungen, die Umsatzeinbußen bedeuten können, verhindern.
GW – Was ist die übliche Lösung für Eckverbindungen: händisch gesteckt oder maschinell verarbeitet? Welche Vor- und Nachteile sehen Sie?
Bach – Unsere Produkte lassen sich mit allen Methoden hochwertig verarbeiten. Ob gesteckt, geschweißt ober warm gebogen. Entscheidend ist hier die Anforderung beim Kunden. Händisches Stecken bietet sich bei kleineren Stückzahlen oder geringen Lohnkosten an. Biegeanlagen sind verhältnismäßig kostengünstig und sozusagen ein attraktiver Einstieg in die maschinelle Verarbeitung. Sie ermöglichen je nach Biegemaschine richtig gute Ecklösungen. Wenn es auf akkurate 90 Grad Ecklösungen ankommt, steht das Schweißen und Stecken der Abstandhalter klar an erster Stelle. In der industriellen Isolierglas-Produktion geschieht die Verarbeitung in der Regel maschinell. Hierzu bietet Rottler & Rüdiger ausgezeichnete Schweißautomaten an.
GW – Lassen sich Spacer automatisch stecken?
Bach – Ja. Das automatisierte Stecken wird mit unserer neu entwickelten Maschine möglich sein. Diese wird nicht nur für hohe Qualität sorgen, sondern auch für eine ausgezeichnete Produktivität. Die Maschine wird im Sommer 2025 bereitstehen und eine sehr hochwertige Lösung für die Verarbeitung unserer Produkte bieten, insbesondere mit vorbutylierten Eckwinkeln.
GW – Welche Vorteile hat der Einsatz rigider (starrer) Abstandhalter im Gegensatz zu TPS?
Bach – Entscheidet man sich für TPS braucht es zunächst die Investition in teure Anlagentechnik und es entsteht für Verarbeiter eine Abhängigkeit von dem gewählten Spacersystem – mit entsprechendem Risiko hinsichtlich der Preisentwicklung. Im Falle einer technischen Störung des TPS Applikators steht in der Regel die gesamte Isolierglaslinie still, da der Applikator in die Linie integriert ist – bei der Verarbeitung rigider Abstandhalter lässt sich hingegen ein Notbetrieb durch den separaten Rahmenbau deutlich einfacher realisieren. Vor allem im Hinblick auf die Ästhetik, die an Bedeutung gewinnt, haben die rigiden Abstandhalter gerade bei der Eckausbildung aus meiner Sicht klar die Nase vorn. Zumal der TPS lediglich in der Farbe schwarz und nur in einer Breite bis maximal 18 mm zur Verfügung steht. Mit bis zu 36 mm Breite und 17 Farben bieten unsere Abstandhalter deutlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten.
GW – Was hat Sie im Beruf geprägt und welche Themen haben Sie als nächstes auf dem Radar?
Bach – Ich hatte das Glück, auf meinem Berufsweg von sehr kompetenten Vorgesetzten viel lernen zu können. Als Technischer Direktor konnte ich hautnah erfahren, wie „servant leadership“ deutlich bessere Ergebnisse liefert – wenn ein Team in „Spiellaune“ kommt, lassen sich herausragende Resultate erzielen. Genau dieser Teamspirit liegt mir sehr am Herzen. Hochwertige Produkte und Innovationen gelingen dann, wenn ein Team wirklich gerne und gut zusammenarbeitet. Klare Strukturen, flache Hierarchien, Wertschätzung und individuelle Unterstützung – so entsteht eine Gemeinschaft aus einem Guss und das ist auch für Kunden spürbar.
GW – Was sind Ihre Ziele für die Zukunft?
Bach – Swisspacer wird auch in Zukunft über den eigenen Tellerrand schauen und neue Themen besetzen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit unserem starken Portfolio und dem ausgezeichneten Team unser Leistungsversprechen als führender Warme Kante Hersteller weiterhin einlösen und immer mehr Kunden von den Vorteilen der Swisspacer Abstandhalter überzeugen.
Die Fragen stellte Matthias Rehberger