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Im Gespräch mit Hanno Sastré

Achtung, diese Regeln gelten für Glasbalkone

GLASWELT – Für die steigende Nachfrage nach gläsernen Brüstungen und Balkon stellen die Anbieter viele neue Glasprodukte bereit. Was genau regelt die DIN 18008 bei gläsernen Brüstungen?

Hanno Sastré – Die DIN 18008 regelt allgemein das Konstruieren und auch die Bemessen von Glas im Bauwesen und definiert in drei Kategorien: A, B und C die Prüfanforderungen im Wesentlichen in Form eines Pendelschlagversuches für absturzsichernde Verglasungen. Die Anforderungen bzw. die Fallhöhe des Pendels sinkt von A nach C. Stahlgeländer mit Pfosten, Handlauf und Glasfüllungen nach DIN 18008 T4 Kategorie C1 werden im Außenbereich immer seltener verbaut. Solche Stahlkonstruktionen werden zunehmend von Glasgeländern der Kat B, also durch eine in eine Bodenschiene eingespannte Verglasung mit durchlaufendem Handlauf verdrängt. Absturzsichernde Gläser ohne Handlauf sind Brüstungsverglasungen und werden in Kategorie A eingeordnet. Die ungeschützten Glaskanten sind dann mit einem Kantenschutz zu versehen.

GLASWELT – Wie werden Französische Balkone in der DIN 18008 eingeordnet?

Sastré – Haben Französische Balkone keinen Handlauf, werden sie der Kategorie A zugeordnet. Brüstungsverglasungen mit vertikalen Klemmschienen werden oftmals direkt in die Laibung oder an die Fensterrahmen von bodentiefen Fenstern als Französische Balkone montiert. Sie können Glasspannweiten von bis zu 4000 mm erreichen, sofern die Verankerung der Klemmschienen die relativ hohen Lasten abtragen kann.

Während der Handlauf jede Schiefstellung der Glasscheiben kompensiert, erfordert eine freie Glaskante perfekt ­ausgerichtete und miteinander fluchtende Einzel­scheiben.

Dr.-Ing. Hanno Sastré

Foto: Matthias Rehberger / GLASWELT

GLASWELT – Sind Französische Balkone mit Punkthaltern realisierbar?

SastréJa, Französische Balkone lassen sich auch mit Punkthaltern umsetzen. Der Abstand der Glasaußenkante zur Lochbohrungskante für VSG aus TVG oder ESG muss mindesten 80 mm betragen. Da der Platz in der Laibung für die auskragenden Scheiben oft nicht ausreicht, sind sie meist nur auf der Außenwand möglich.

GLASWEL – Sind Punkthaltersysteme und freie Glaskante erlaubt?

Sastré –Ja. Absturzsucherden Verglasungen mit Punkthaltern nach DIN 18008 Teil 3 dürfen ohne Kantenschutz bzw. mit freier Glaskante eingebaut werden und eröffnen so auch für Brüstungsverglasungen mit Pfosten interessante gestalterische Möglichkeiten. Die durch die DIN 18008 begrenzten Glasspannweiten können durch eine abP vergrößert werden.

Neuere Absturzsicherungen außerhalb der Norm sind minimalistische Glasbrüstungen mit einseitig eingespannten Verglasungen die vollkommen auf den Handlauf oder einen Kantenschutz verzichten dürfen. Diese Brüstungsverglasungen können aus VSG aus TVG oder aus VSG aus Floatglas hergestellt werden. Sie bedürfen einer abZ oder abG (allgemeine bauaufsichtliche Zulassung oder allgemeine Bauartgenehmigung).

GLASWELT – Wer wünscht solche Brüstungen?

Sastré – Die Folienüberstände und Scheibenversätze dieser frei sichtbaren VSG Scheibenkanten sollten außerdem minimiert werden bzw. nicht vorhanden sein.

GLASWELT – Welche Vorteile bringt ein Handlauf auf den Scheiben?

SastréWährend der Handlauf jede Schiefstellung der Glasscheiben kompensiert, erfordert eine freie Glaskante perfekt ausgerichtete und miteinander fluchtende Einzelscheiben. Die Folienüberstände und Scheibenversätze dieser frei sichtbaren VSG Scheibenkanten sollten außerdem minimiert werden bzw. nicht vorhanden.

Um Reklamationen und zeitaufwendigen Diskussion zwischen Herstellern, ausführenden Firmen und Bauherren zu vermeiden ist z. B. eine Beratung oder auch eine Bemusterung zur Ausführung der VSG Glaskante ratsam.

GLASWELT – Wo sehen Sie Risiko-­Potentiale, wenn die Glaskante nicht geschützt ist (z. B. durch einen Handlauf)?

SastréAuf freien bzw. ungeschützten und bewitterte horizontalen VSG Kanten kann sich auf der Folie Wasser sammeln. Dieses Wasser kann zu Beeinträchtigungen der Folienkanten führen. Es gibt jedoch bereits PVB Folien die einer Bewitterung besser standhalten und deshalb für solche Anwendungen zu bevorzugen sind. Eine abZ von Glas Trösch für eine Ganzglasbrüstung ohne Handlauf ermöglicht die Verwendung von VSG aus TVG und mit PVB-Folie. Dieses VSG aus TVG darf nach der Lamination überarbeitet bzw. nachgeschliffen werden. Mit minimiertem Saum zur Folie kann das Wasser schneller von der Kante abfließen bzw. trocknen. Ein eventuell durch das Laminieren vorhandener Kantenversatzt kann überschliffen werden. Auf diese Weise können exakt fluchtende einseitig gelagerte Einzelscheiben einer Ganzglasbrüstung mit perfekt anmutenden Kanten realisiert werden.

Das Interview führte Matthias Rehberger

Ungetrübte Aussicht durch das Geländer System Swissrailing Flat von Glas Trösch.

Foto: Glas Trösch

Ungetrübte Aussicht durch das Geländer System Swissrailing Flat von Glas Trösch.

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