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Im Gespräch mit Gregor Witrofsky von Helantec

ISO-Scheiben sicher ohne Glasbruch befüllen

Glaswelt – Herr Witrofsky, wie kam es zu der Entwicklung der neuen Technik?

Gregor Witrofsky – Werden großformatige Isoliergläser mit einem Dämmgas, z. B. Argon, befüllt, besteht immer die Gefahr, dass sich die Scheiben berühren, im schlimmsten Fall brechen. Zudem lassen sich einige Isolierglas-Produkte aufgrund ihrer Konstruktionen nicht ohne Weiteres auf Gaspressen verarbeiten, sodass das Gas (Argon, Krypton, Xenon) manuell eingebracht werden muss. Um hier Risiken zu vermeiden, kam Silatec (www.sicherheitsglas.de), ein Hersteller von Sicherheitsgläsern, auf uns zu, um eine Lösung für 3-fach-ISO zu finden, die solche Gläser vor Brüchen schützt. Hierfür haben wir (www.helantec.de) die Füllanlage Rapide L900 mit einem Abstandssensor ausgestattet; dieser überwacht konstant die beiden SZR von 3-fach-Isoliergläsern. Sobald sich der Abstand zwischen den Gläsern verändert, wird die Pumpleistung angepasst. Dies erfolgt für beide SZR unabhängig.

Glaswelt – Worin genau besteht beim manuellen Befüllen die Gefahr eines Glasbruchs?

Witrofsky – Beim Einfüllen des Gases, was mittels Sonde im Randverbund erfolgt, entsteht ein Überdruck. Der akzeptierte Druck beträgt hier wenige Millibar. Bei größeren Formaten (ab 2,5 × 2,5 m) reicht jedoch bereits ein sehr geringer Druck aus, um die Scheiben zu verformen. Besonders bei 3-fach-Aufbauten kann dies dazu führen, dass sich die mittlere Scheibe in die eine oder andere Richtung verbiegt, ohne dass ein besonderer Druckaufbau messbar ist. Da sich die beiden Kammern gegenseitig beeinflussen, können bereits weniger als 0,2 mbar das Risiko bergen, dass es zu einem Kontakt von zwei Glasplatten kommt. Das gilt es unbedingt zu vermeiden, da ein solcher Scheibenkontakt zu Oberflächendefekten und sogar zum Glasbruch führen kann.

Glaswelt – Wie sieht die Umsetzung aus?

Witrofsky – Für die Durchführung wird das Gasfüllgerät mittels Schläuchen und Sonden mit dem SZR verbunden. Die Sonden werden durch Bohrungen im Rahmen oder durch vorhandene Löcher im Eckverbinder gesteckt. Der Abstand der Scheiben wird dann auf 0,1 mm genau gemessen, um ihn beim Befüllen mit Gas nicht zu überschreiten. Der Überdruck wird durch aktive Absaugung und die Rückführung zum Füllgerät niedrig gehalten, bei gleichzeitig geringstem Gasverbrauch.

Glaswelt – Wann lohnt sich der Einsatz?

Witrofsky – Immer, wenn hochwertige Gläser nicht auf Gaspressen füllen lassen, etwa bei sehr großen Formaten. Diese passen oft nicht in die vorhanden Pressen, sind jedoch vergleichsweise flexibel, was die Gefahr der Durchbiegung erhöht

Glaswelt – Wie erfolgt die Messung?

Witrofsky – Der Abstandsmesser wird mit einem Saugnapf in der Mitte der ISO-Einheit platziert, wo die größte Durchbiegung erfolgt. Sobald sich der Abstand zwischen den Gläsern verändert, wird die Pumpleistung entsprechend angepasst. Das funktioniert gut. Durch den neuen Abstandsmesser mussten wir unsere bisherigen Drucksensoren nicht verändern, damit sind wir weiterhin in der Lage, flexibel zu sein und kleine und starre Formate zu füllen, wie bisher. So können durch eine Softwareanpassung unsere Anlagen wahlweise per Druckmessung oder per Abstandsmessung arbeiten.

Glaswelt – Gibt es noch weitere Vorteile?

Witrofsky – Im Laufe der Entwicklung hat sich gezeigt, dass die neue Messmethode weitere Vorteile bringt. Da der Abstand auf 0,1 mm genau gemessen wird, können die Gläser dauerhaft den Sollabstand beibehalten, sodass nur das tatsächlich vorhandene Volumen mit Gas befüllt wird. Jegliche Ausbauchung führt unweigerlich zu einer Volumenvergrößerung mit einhergehender Erhöhung des Gasverbrauchs. Das ist speziell bei Krypton interessant. Das Gaspreis hierfür ist wieder stark gestiegen, sodass jeder gesparte Liter bares Geld wert ist. Durch die Vermeidung jeglicher Volumenänderung kann der Isolierglas-Hersteller fast ohne Gasverlust fertigen.

Glaswelt – Wie sicher ist die Wiederversiegelung des Randverbunds?

Witrofsky – Das Verschließen der Füllöffnung ist ein etabliertes Verfahren. Zunächst wird in die Füllhülse ein Stopfen eingesetzt, dann wird der gesamte Bereich mittels 2K-Dichtstoff versiegelt.

Glaswelt – Wo sehen Sie signifikante Einsparmöglichkeiten durch die neue Anwendung?

Witrofsky – Gerade bei Krypton als Füllgas macht sich unsere neue Füllmethode schnell bezahlt. Hauptaugenmerk liegt jedoch darauf Glasschäden in der Produktion zu vermeiden. Jedes Glas, das nicht repariert oder neu produziert werden muss, spart Zeit, Ressourcen und Ärger.

Das Interview führte Matthias Rehberger

Mit dem neuen Abstandsmesser von Helantec wird der Scheibenabstand in der Mitte der ISO-Einheit geprüft, weil dort die Gläser am stärksten durchbiegen. Der Scheibenabstand wird auf 0,1 mm genau gemessen.

Foto: Helantec

Mit dem neuen Abstandsmesser von Helantec wird der Scheibenabstand in der Mitte der ISO-Einheit geprüft, weil dort die Gläser am stärksten durchbiegen. Der Scheibenabstand wird auf 0,1 mm genau gemessen.

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