GW – Herr Dr. Ostendarp, mit der IG2Pieces stellt Hegla eine Anlage vor, um Isoliergläser automatisiert aufzutrennen, wofür macht das Sinn?
Dr. Ostendarp – Recycling wird für die Glasbranche immer wichtiger, zum einen im Hinblick auf die Wiederverwendung von Scherben und zum anderen um den CO₂-Ausstoß zu senken, insbesondere auch in der Floatproduktion. Bisher war das Trennen von Isoliergläsern aufwendig und musste manuell erfolgen. Das kostet Zeit und bindet Arbeitskräfte. Unsere neue IG2Pieces-Anlage automatisiert diesen Prozess.
GW – Welche Vorteile bringt Ihr System noch?
Dr. Ostendarp – Ein großer Vorteil der IG2Pieces Anlagen liegt darin, dass sich die Gläser und Abstandshalter unbeschädigt trennen lassen. Nach einer automatischen Erkennung des Aufbaus der Isolierglas-Einheit und deren Format kann die Anlage jede ISO-Einheit in ihre Bestandteile zerlegen, ohne dass dabei nennenswerte Mengen Versiegelungsmasse auf den Glasoberflächen zurückbleibt. Dies erlaubt ein sortenreines Recycling und ist so die Basis für eine mögliche Wiederverwertung. Das ist auch wirtschaftlich für die Isolierglas-Hersteller interessant, da sie somit höhere Preise für die recycelten Gläser erzielen können.
GW – Wie kann der Verarbeiter die Möglichkeiten der IG2Pieces Anlage noch nutzen?
Dr. Ostendarp – Neben dem Recycling und der Wiederverwendung bietet das System auch eine Lösung für die Reparatur. Immer wieder entstehen Schäden oder Glasbruch während der Produktion von Isolierglas. Hier hilft unsere Anlage, die beschädigte Scheibe aus der Isolierglas-Einheit zu trennen und durch eine neue zu ersetzen, ohne dass die gesamte Einheit im Altglas landet. Besonders bei teuren Gläsern oder komplexen Glasaufbauten bringt das einige Vorteile: Ist in dieser Isolierglasscheibe beispielsweise eine Zustellscheibe, etwa ein teures Verbundglas, ein Glasdruck oder sie besitzt eine hochwertige Beschichtung, spart die Überarbeitung dann sowohl Lieferzeiten als auch zusätzliche Kosten ein.
GW – Wie nachhaltig ist ihre Anlage dabei?
Dr. Ostendarp – Die sortenreine Trennung ist die Basis dafür, dass die Gläser direkt in den Recyclingkreislauf zurückgeführt und wieder zu Floatglas verarbeitet werden können. Dadurch lässt sich der CO₂-Ausstoß pro Kilogramm Altglas um rund 0,3 kg verringert werden. Dies ist nicht nur ein Gewinn für die Umwelt, sondern hilft auch Unternehmen bei der Erreichung von Nachhaltigkeitszielen und der CO₂-Zertifizierung, was gerade für die Glashersteller immer wichtiger wird.
GW – Gibt es neben dem Recycling die Möglichkeit für den Wiedereinsatz der getrennten Gläser?
Dr. Ostendarp – Absolut. Sind die getrennten Scheiben ohne Qualitätsmängel, können sie z. B. für den Zuschnitt in kleinere Formate oder für andere Anwendungen wie Regalböden verwendet werden.
GW – Wie erfolgt das Trennen in der Anlage?
Dr. Ostendarp – Der Prozess beginnt mit der automatischen Vermessung der Isolierglas-Einheit. Die Abmessungen, der Aufbau und eventuelle Beschichtungen werden systemgesteuert erfasst, während gleichzeitig die nächste Scheibe aufbereitet werden kann. Die Bestandteile werden dann sauber voneinander getrennt, wobei auf der Fokus darauf richtet, dass sich möglichst wenig Versiegelungsmasse auf den getrennten Scheiben befindet. Hier bietet unser automatisches Trennen eine hohe Prozesssicherheit.
GW – Was sagen Ihre Kunden zu IG2Pieces?
Dr. Ostendarp – Die Resonanz ist sehr positiv. Viele unserer Kunden hatten bereits nach einer Lösung gesucht, die ihnen eine wirtschaftlichere und umweltfreundlichere Handhabung von alten oder beschädigten Isoliergläsern erlaubt.
Die Fragen stellte Matthias Rehberger
Halle 14, Stand A60