Im Zentrum des BF GlasKongresses in Münster stand die Kommunikation unter den Teilnehmern und Branchenvertretern: Diese waren nach Münster gekommen, um sich auszutauschen und um sich über aktuelle Entwicklungen zu informieren.
Ein wichtiger Punkt auf der Agenda war der Klimawandel und die damit verbundenen Herausforderungen, bei denen Glas eine wichtige Rolle spielt, um z. B. Produkte und Lösungen zur Senkung des CO2-Ausstoßes im Gebäude- und Fassadensegment bereitzustellen. Gleichzeitig stellt der CO2-Fußabdruck von Glasprodukten eine große Herausforderung da, welche die Branche gemeinsam angehen müsse.
Vor diesem Hintergrund betonte BF-Präsident Hans-Joachim Arnold in seiner Eröffnungsrede,: „Unsere Branche kann nur stark sein, wenn sie zusammenhält und gemeinsam die Zukunftsthemen vorantreibt. Dabei profitierten alle.“
Wie auf der Veranstaltung deutlich wurde, arbeitet auch die (heimische) Glasbranche aktiv an der Bewältigung solcher Zukunftsfragen und engagiert sich, um neue, zukunftsweisende Lösungen und die zugehörigen Produkte zu entwickeln und bereitzustellen.
Darüber hinaus wies Arnold auf die Bedeutung von technischen Themen hin, wie etwa dem Vogelschutz. Ein neuer BF-Arbeitskreis arbeite daran, den Vogelschutz mit Glas voranzutreiben.
Mit Blick auf den Vorstoß der Hessischen Regierung, Gläser in ihrer Größe zu begrenzen, um Vogelschlag zu vermeiden, sagte Arnold: „Glasverbote für den Vogelschutz machen keinen Sinn. Der hessische Gesetzentwurf zeigt aber, dass das Thema Vogelschutz immer mehr in den Fokus rückt. Aber die Regelungen im hessischen Gesetzentwurf sind untauglich. Unser BF-Arbeitskreis ‚Vogelschutzglas‘ wird hier Klarheit schaffen, welchen positiven Beitrag unsere Glasbranche mit Vogelschutzgläsern hier leisten kann.“
Bei Fragen rund um Glas unterstützt nun Steffen Schäfer als Technischer Berater die Mitglieder im Bundesverband Flachglas. Auf der Tagung wurde Schäfer den Teilnehmenden live als neues Mitglied des BF-Teams vorgestellt. Schäfer war früher in gleicher Funktion bei Interpane tätig.
Foto: Matthias Rehberger / GW
Glas bringt einfach mehr Tageslicht ins Gebäude
Im Rahmen der Vorträge referierte Prof. Dr. Daniel Pfanner von B+G Ingenieure Bollinger und Grohmann über die Planung von Glasfassaden: „Tageslichtnutzung und der Ausblick aus Gebäuden sind für Nutzer relevante Faktoren. Damit sich die Menschen auch wohlfühlen, muss der (Blick-)Bezug zur Außenwelt gewährleistet sein. Dies hat eine positive Wirkung auf den Menschen, seine Gesundheit und sein allgemeines Wohlbefinden.“
Prof. Pfanner wies darauf hin, dass die DIN EN 17037 die Tageslichtquotienten für Gebäude regelt und definiert, u. a. die Gleichmäßigkeit des Tageslichtquotienten über die Raumtiefe, was für Bauherren und Planer immer wichtiger wird.
Der Klimakrise Paroli bieten
Professorin Estelle Herlyn sprach über die großen Herausforderungen des Klimawandels und welche Maßnahmen notwendig sind, um diesen zu bremsen: „Um eine Klimakatastrophe zu verhindern, müssen völlig neue Wege eingeschlagen werden. Einzelmaßnahmen von Ländern bzw. Regierungen reichen hier bei weitem nicht aus. Ohne Beachtung der internationalen Dimension sind alle weiteren Maßnahmen wirkungslos. Die internationale Kooperation und Klimafinanzierung sind wichtige Schritte, gemeinsam die Klimaprobleme anzugehen.“
Estelle Herlyn unterstrich: „Das Energiesystem muss auf zwei Beinen stehen, regenerative Energien alleine reichen nicht aus. Dabei sollten die CO2-Vermeidungskosten als zentrale Entscheidungsgröße betrachtet werden.“
Die Referentin betonte weiter, dass der Klimaschutz in Deutschland ein zentrales Thema sein müsse und dass es wichtig sei, sich von Atom- und fossilen Energien zu verabschieden und erneuerbare Energien auszubauen. Hierbei sei die Nutzung von grünem Wasserstoff als Speicher ein wichtiger Baustein.
Danach gab es ein Talk-Format mit Thomas Drinkuth, Jan Peter Hinrichs und Jochen Grönegräs zum Thema „Bericht aus Berlin“. Dabei ging es um Konjunktur und Baukonjunktur sowie um die Probleme, mit denen Politiker in dieser Hinsicht konfrontiert seien. Es wurde festgestellt, dass auf eine Krise, wie gerade im Wohnbau, aktuell keine hinreichende Lösung von Seiten der Politik zu erwarten sei. Die Teilnehmer des Talks waren sich jedoch einig, dass es in der Sanierung noch einige Schritte zu machen gebe.
Vor diesem Untergrund rücke der Fenstertausch in den Fokus, denn dieser ist eine Maßnahme, die sich mit relativ geringem Aufwand umsetzen lasse und darüber hinaus nicht zu teuer sei.
Weiter hielt Christian Müller, Architekt im Ingenieurbüro ARUP, einen Vortrag über „Erhalten, Ertüchtigen, Wiederverwenden und Verwerten von Glas“. Er stellte hierzu nachhaltige Strategien vor, um Glas wiederzuverwenden. Qualitätsstufen und -klassen können hier helfen, die Nachhaltigkeit von Glas zu verbessern.
Um die Nachhaltigkeit von Glas zu erhöhen, sei eine Möglichkeit es zu ertüchtigen, indem es repariert oder wiederverwendet wird. Als Beispiel dafür stellte er eine Glasdachsanierung in Berlin vor, bei der die Dichtprofile und Deckleisten ausgetauscht wurden und verschiedene Szenarien unter Berücksichtigung von Ökobilanz und Lebenszykluskosten geprüft wurden.
Eine CO2-Ampel für Glasprodukte könnte dabei unterstützen, indem sie den CO2-Fußabdruck von Glasprodukten sichtbar macht.
Insgesamt eine tolle Veranstaltung, spannende Vortragsthemen und eine schöne Location. Mit Blick auf den heimischen Markt wurde in meinen Gesprächen dennoch deutlich, dass teils eine Ungewissheit für die zweite Jahreshälfte 2023 herrscht. Mein Fazit: Well done BF Team!
Foto: Matthias Rehberger / GW
Foto: Matthias Rehberger / GW
Foto: Matthias Rehberger / GW
Foto: Matthias Rehberger / GW
Ergebnisse der 2023 Vorstandswahlen
Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurde bei den Vorstandswahlen Hans-Joachim Arnold als Vorstandsvorsitzender bestätigt.
Michael Elsner (AGC) blieb im Vorstand und Florian Lindlbauer (Glas Trösch Gruppe) folgte auf Thomas Stukenkemper, der in den Ruhestand ging.
Stephan Witte (Sachsenglas) wurde neu in den erweiterten Vorstand gewählt und folgte damit auf Florian
Lindlbauer.
