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GLASBRUCH BEI ISOLIERGLAS (Teil 02)

Wann führen thermische Spannungen zum Glasbruch?

Thermische Glasbrüche bei 3-fach-Isolierglas treten häufig bei der mittleren Scheibe auf, da diese am stärksten durch thermische Einwirkungen belastet wird, man spricht hier von einem thermischen Glasbruch. Aus diesem Grund werden Beschichtungen (z. B. Wärmedämmbeschichtungen) meistens bei den äußeren Scheiben (Position 2 und 5) eingesetzt. Kommen Aspekte hinzu, die die thermische Einwirkung erhöhen (z. B. stark absorbierende Beschichtungen), wird empfohlen, die mittlere Scheibe vorzuspannen (z.B. als ESG).

Alternativ lässt sich auch Floatglas mit geringerem Eisenoxidgehalt oder Floatglas mit bearbeiteten Kanten verwenden. Grundsätzlich wird Planern und Handwerkern nahe gelegt, den Bauherrn über thermisch optimierte Glasaufbauten im Vorfeld aufzuklären, und wie sich möglichen thermischen Glasbrüchen vorbeugen lässt.

Kann ein thermischer Glasbruch auch aufgrund von Fehlern bei der Montage und von Verglasungsarbeiten erfolgen?

Die mittlere Scheibe eines 3-fach-Isolierglases wird mehr als die äußeren Scheiben durch thermische Einwirkungen belastet.

Matthias Rehberger, GLASWELT

Die mittlere Scheibe eines 3-fach-Isolierglases wird mehr als die äußeren Scheiben durch thermische Einwirkungen belastet.

Ja. Wenn nicht sauber gearbeitet wird und beispielsweise Zwängungen durch unsachgemäßes Verklotzen entstehen oder durch Kantenbeschädigungen der Glasscheibe erhöht sich das Risiko teils stark.

Wie lässt sich beim Einbau das Glasbruch-Risiko senken?

Durch die fachgerechte Montage von Gläsern lässt sich das Risiko von thermisch verursachten Glasbrüche minimieren. Hintergrund: Glas dehnt sich wie andere Baumaterialien bei einer Temperaturerhöhung aus. Damit keine unnötigen Zwängungen entstehen, ist etwa bei Glas-Metall-Konstruktionen auf eine korrekte Verklotzung zu achten.

Ebenfalls sollte auf ein sorgfältiges Einbauen der Gläser geachtet werden, um Beschädigungen der Glaskanten zu vermeiden. Scheiben mit sichtbar vorbeschädigten oder sehr schlecht geschnittenen Kanten sollten nicht eingebaut werden, da ansonsten das Risiko eines thermischen Glasbruchs steigt.

Während des Transports und auf der Baustelle ist besonders darauf zu achten, dass keine beladenen Glasböcke in der Sonne stehen. Denn zwischen den Gläsern kann es zum Wärmestau kommen, der unter Umständen einen Bruch begünstigen.

Worauf muss der Verarbeiter noch achten?

Generell gilt: übermäßige Wärmeeinwirkung auf Gläser vermeiden. Entscheidend für die Entstehung thermischer Glasbrüche sind der Glasaufbau sowie die durch die Nutzung entstehenden zusätzlichen Belastungen.

Grundsätzlich soll eine übermäßige Wärmeeinwirkung auf Gläser vermieden werden. Dazu gehören Wärmestaus infolge Möblierung, innerer Beschattungen, Cheminéeöfen sowie durch Klebefolien oder Bemalungen auf der Scheibe.

Wärmestrahler oder Grills dürfen nicht zu nahe an Verglasungen platziert werden. Und außenliegende Beschattungen (z. B. Storen) sollten vollständig herabgelassen werden, um eine Teilbeschattung zu vermeiden, da auch diese eine häufige Ursache eines thermischen Glasbruchs ist.

Welche Gefahr birgt die Glaskante in Sachen Glasbruch?

Um die thermische Widerstandsfähigkeit von Floatglas mit Schnittkanten zu erhöhen, können Gläser vorgespannt oder dessen Glaskanten bearbeitet werden. Momentan kann keine Normlösung in der Schweiz für die „beste“ bzw. die „richtige“ Glaskantenbearbeitung benannt werden.

Um bei Floatglas die thermische Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, können die Glaskanten bearbeitet werden.

Matthias Rehberger, GLASWELT

Um bei Floatglas die thermische Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, können die Glaskanten bearbeitet werden.

Es gibt Verfechter für und gegen sowie auch wissenschaftliche Untersuchungen für und gegen das Schleifen von Glas zur thermischen Verbesserung. Die thermische Beständigkeit ist nicht nur abhängig von der Art der Bearbeitung, sondern auch von dessen Ausführung, welche je nach Glasdicke zusätzlich variieren kann.

Das Fazit der Experten

Im Zusammenhang mit diversen durchgeführten Glasbruch-Gutachten falle auf, so das SIGAB (Schweizerisches Institut für Glas am Bau), dass vielfach bei Glasbruch vorschnell ein Thermoschock (also ein thermischer Glasbruch) diagnostiziert wird, ohne die betreffende Scheibe genauer zu untersuchen.

Um mit Sicherheit von einer thermischen Überlastung eines Glases ausgehen zu können, muss der Bruchausgang an der Glaskante analysiert werden. In der Regel geschieht dies bei der Umglasung. Hierbei gilt es, zusätzlich Verklotzung, Falzraum und Glaskante zu überprüfen. Vielfach führt eine Kombination verschiedener Einwirkungen zum thermischen Glasbruch einer Scheibe.

Wird bei Planung, Verarbeitung, Einbau und Nutzung von Gläsern auf die Vermeidung thermischer Beanspruchungen geachtet, so trägt dies sicherlich zur Minimierung von thermischen Glasbrüchen bei.

Hier finden Sie den 1. Teil der Beitrags „Wann führen thermische Spannungen zum Glasbruch?“

Die Autoren: Reto Meili und Markus Läubli, SIGAB 

Jetzt anfordern: Die SIGAB-Richtlinie 103 „Thermische Beanspruchung von Glas“ informiert kompakt über die thermische Thematik und ist über die Webseite des SIGAB (www.sigab.ch) in deutscher und französischer Sprache erhältlich.