Ein gelungenes Beispiel für Kunst am Bau sowie das gute Zusammenwirken von Architektur und Kunst zeigt die Grundschule Hermine-von-Parish in München. Deren Bauherr ist die Landeshauptstadt München, Referat für Bildung und Sport, umgesetzt wurde sie vom Baureferat.
Die Grundschule Hermine-von-Parish besteht aus einem Lernhaus“ mit vier Klassen, zwei Ganztagsbereichen und zwei Inklusionsräumen. Zusätzlich werden die sechs Lernhäuser im Erdgeschoss mit drei Fachklassenräumen und einem Musikraum ergänzt. Um diese, inklusive der Nebenräume, in dem Gebäude unterzubringen, sind knapp 9000 m² Platz erforderlich. (…)
Die Lernhäuser und Fachklassen verteilen sich auf vier Stockwerke, die über ein zentrales Treppenhaus mit Atrium erschlossen werden.
In diesem zieht vor allem das Werk des Künstlers Christian Falsnaes die Blicke auf sich. Hierbei handelt es sich um eine große Glasfläche aus einzelnen Elementen, die sich über die gesamte Höhe des Treppenhauses erstrecken. Diese Gläser sind Absturzsicherung und Kunst am Bau in einem.
Kleider zwischen zwei Glasscheiben
Der Farbverlauf aus roten, orangen, gelben, violetten, grünen und blauen Feldern wird durch bunte Kinderkleidung gebildet, die zwischen zwei Glasscheiben einlaminiert wurde.
Diese ist so kunstvoll drapiert, dass es mit etwas Fantasie für einen Moment erscheint, als wolle ein grünes Sweatshirt dem Betrachter zuwinken oder eine rote Hose eilig davonlaufen. Realisiert wurde das Kunstwerk in Kooperation mit Glas Marte.
Pro Etage kommen immer drei 3,75 m x 4,50 m große Glasflächen mit einem Gewicht von 340 kg pro Scheibe zum Einsatz. Für eine optimale Glaslagerung der Absturzsicherung sorgt die Vorfertigung im Glas Marte Werk: Dort wurden Glas und Profil dauerhaft miteinander verbunden, sodass die Glasmodule auf der Baustelle nur noch in die Unterkonstruktion eingehängt werden mussten.
Das Ergebnis ist eine flächenbündige Ganzglasansicht der Kunstinstallation sowie der direkt anschließenden Glasgeländer, welche den Bodenaufbau abdeckt und auch keine Unterkonstruktionsprofile erkennen lässt. Die Kleidung ist abgelegte Ware, die dem aktuellen Modetrend entspricht und dem ähnelt, was die Schüler der Grundschule derzeit selbst tragen. (…)
Durch das „Hinterglasbringen“ konserviert der Künstler sie. Damit setzt er einen Kontrapunkt gegen den Trend der Fast Fashion (billige, moderne Kleidung, die schnell entsorgt wird). Betrachtet man T-Shirt, Hose und Co als symbolische Stellvertreter der Schüler, kann man an ihnen auch soziale Funktionen ablesen. Denn die Textilien markieren – sowohl gewollt als auch ungewollt – die Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Generationen, gesellschaftlichen Schichten, kulturellen Gemeinschaften und Geschlechterrollen.
Dementsprechend sind die einlaminierten Kleidungsstücke nicht nur eine optisch ansprechende Bereicherung der Schule, sie regen auch zu unterschiedlichen Interpretationen an. Bleibt abzuwarten, welche Vorstellungen sie bei den Kindern wecken, die täglich an den Glaselementen vorbeigehen. (…)
Über Glas Marte
Das Bregenzer Unternehmen hat sich auf die Verarbeitung und Veredelung von Glas spezialisiert. Eine seiner Dienstleistungen besteht darin, Materialien zwischen Gläsern einzulaminieren. Dadurch werden interessante Effekte erzielt und die Gegenstände vor Staub und Feuchtigkeit geschützt. Für den Verbund können sämtliche Glasarten genutzt werden.