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Einsatz von Sicherheitsgläser (Teil 2)

Doppelt sicher

Sicherheitsverglasungen sind vielfältig kombinierbar und eignen sich für die unterschiedlichsten Einsatzgebiete: in Fassaden und Überkopfverglasungen ebenso wie in Glastüren oder Trennwänden. Der Einsatz von Sicherheitsgläsern nimmt nicht nur in öffentlich zugänglichen Einrichtungen und Bereichen zu, er steigt auch in Privathäusern und Wohnungen. Wobei sowohl Einscheibensicherheitsgläser (ESG) als auch Verbundsicherheitsgläser (VSG) zunehmend zum Tragen kommen. Bei der Frage, wo Planer und Verarbeiter das jeweilige Sicherheitsglas verwenden, liegt der Schlüssel im Detail.

Besteht beim Einbau einer Glasanwendung die Gefahr eines thermisch bedingten Glasbruchs, lohnt es sich, ESG zu verwenden: Denn durch die thermische Behandlung werden an der Glas­oberfläche Druckspannungen erzeugt, die das Glas widerstandsfähiger gegen mechanische und temperaturbedingte Einflüsse machen. Auf diese Weise kann ein Glasbruch aufgrund von Klimaschwankungen nahezu ausgeschlossen werden. Ein weiterer Pluspunkt: Bei Glasbruch zerfällt das vorgespannte Sicherheitsglas in viele kleine Glaskrümel, was die Verletzungsgefahr um ein Vielfaches reduziert.

ESG kommt zunehmend im Interieur und bei Fassadengläsern zum Tragen. Hier muss der Verarbeiter zudem darauf achten, ob heißgelagertes ESG (ESG-H) verwendet werden muss. In den Technischen Regeln für die Verwendung von linienförmig gelagerten Verglasungen (TRLV) findet man unter 3.3.2: „Die Verwendung von (nicht heißgelagertem) monolithischem ESG nach Abschnitt 2.1 c) darf nur bei unterhalb vier Metern Einbauhöhe erfolgen und auch nur dann, wenn Personen nicht direkt unter die Verglasung treten können“.

In allen anderen Einbausituationen, auch für ­Außenscheiben von Mehrscheiben-Isolierverglasungen, muss anstelle von monolithischem ESG nach Abschnitt 2.1 c) (heißgelagertes) monolithisches ESG-H nach Abschnitt 2.1 d) verwendet werden.

Weitere Einsatzgebiete für ESG sind Ganzglas­türen und Ganzglasanlagen im Gebäudeinneren, ebenso mechanisch hochbelastete Glasregale und gläserne Tische. Auch gläserne ­Küchenrückwände und Möbelfronten werden in vielen Fällen aus ESG hergestellt sowie Badmöbel und Glasduschen.

Besser im Verbund

Ein weiteres Plus an Sicherheit bieten Verbundsicherheitsgläser, die aus mindestens zwei Glastafeln bestehen und durch eine oder mehrere innen liegende Verbundfolien miteinander laminiert sind. Hier fällt in den meisten Fällen die Wahl auf das Zwischenschichtmaterial Polyvinylbutyral (PVB), denn dieses gilt im Baubereich als Standardprodukt, da es in den Technischen Regeln für die Verwendung von linienförmig gelagerten Verglasungen (TRLV) erwähnt wird. So erfüllt das VSG etwa bei einem 6,4 mm Aufbau die Anforderungen der EN 12600 und lässt sich der Widerstandsklasse 2(B)2 zuordnen. Als grundsätzlicher Nachweis wird hier ein Zwillingsreifen aus einer Höhe von 450 mm gegen das Sicherheitsglas gependelt.

Bei Bauten, die eine Absturzsicherung erfordern, verglasten Gebäudeeingängen sowie Überkopf- und Dachverglasungen sind Verbundgläser häufig sogar zwingend vorgeschrieben.

Auch bei Verglasungen in Schulen, Kindertagesstätten oder in öffentlichen Gebäuden und frei zugänglichen Bereichen von Krankenhäusern sowie bei Banken und Justizvollzugsanstalten ist die Verwendung von VSG empfehlenswert.

Welche Formate sind hier maximal möglich? Absturzsichernde Formate sind entweder in der TRAV oder auch im bauaufsichtlichen Prüfungszeugnis (AbP) der Pilkington Deutschland AG genannt. Demnach dürfen beispielsweise für raumhohe Verglasungen (Kat. A) Formate bis zu 2,5 x 4 m verwendet werden. Ein VSG kann beschichtet werden und mit Sonnenschutz- und Wärmedämm- sowie selbstreinigenden Eigenschaften versehen werden – und das ohne seine eigentliche Sicherheitsfunktion einzubüßen. Dies gilt zum Beispiel bei Wärmedämmbeschichtungen, nicht nur für den Aufbau als Isolierglas.

Dickere Aufbauten mit VSG

Demgegenüber müssen im Vergleich zu ESG für VSG-Scheiben unter Umständen dickere Gläser gewählt werden, da der Schubverbund bei der statischen Berechnung im Regelfall nicht berücksichtigt werden darf. Zudem ist beim Einsatz von VSG gegebenenfalls die Absorption der Außenscheibe zu prüfen. Denn wenn die Absorption zu hoch ist, sollte die Wahl besser auf ein ESG fallen, sonst besteht eine erhöhte Bruchgefahr.

VSG funktionieren zudem sehr gut als „Doppelpack“ in Isolierglasaufbauten: als VSG-VSG-Kombination. Bei solchen Aufbauten lassen sich wesentlich bessere Schalldämmwerte erzielen. Hierfür kommen spezielle Schallschutzfolien zur Anwendung. VSG-VSG-Kombinationen aus Floatglas verfügen zudem über eine gleichmäßigere Optik.

Ist erhöhter Schutz vor Vandalismus oder Einbruch gefordert, sollten Planer und Verarbeiter auf Verbundsicherheitsglas setzen, da es auch wiederholten Schlägen mit schweren Gegenständen, wie zum Beispiel Steinen, Hämmern oder Stemmeisen, standhält und selbst beim Scheibenbruch gibt es aufgrund der Folie von außen kein Durchkommen. Ein Vorteil, der vor allem immer dann zum Tragen kommt, wenn Wertgegenstände in Schaufenstern oder Vitrinen geschützt werden sollen – etwa in Museen oder Juweliergeschäften.

Und auch UVA- und UVB-Strahlen werden in der Regel von den eingesetzten Verbundfolien zurückgehalten und absorbiert. Die Materialien, die sich hinter dem Glas befinden werden so optimal vor den Strahlen geschützt, die wesentlich zum Ausbleichen der Gegenstände beitragen.

Im Isolierglasbereich werden häufig die beiden Sicherheitsglasarten miteinander kombiniert – etwa bei Überkopfverglasungen sowie bei Wintergärten. Häufig wird als obere Scheibe der Iso-Einheit ein ESG verwendet, während bei der unteren Scheibe zwingend ein VSG verwendet werden muss. Dabei ist in den TRLV festgelegt, dass bei Überkopfverglasungen immer dann eine einfache Foliendicke ausreichend ist, wenn die Stützweite 80 cm nicht überschreitet. Ab einer Stützweite von 80 cm ist dagegen die doppelte Foliendicke nötig. Dabei spielt der Glasaufbau selbst eine entscheidende Rolle, denn während im Innenbereich, etwa bei Glastischen, meist ein ESG mit 8 mm Dicke ausreicht, gilt bei der Verwendung im Fassadenbereich: Je größer die Glasplatten, desto dicker müssen sie sein. Abhängig von den vorherrschenden Windlasten sind Glasdicken bis zu 12 mm durchaus üblich.

Der Autor

Christoph Troska ist Leiter der Anwendungstechnik bei der Pilkington Deutschland AG.

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