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Drucktechniken auf Glas

Wo liegt denn der Unterschied?

Beim Glasdruck werden verschiedene Techniken eingesetzt, die unterschiedliche Qualitäten in Sachen Optik, Verarbeitung und Dauerhaftigkeit aufweisen. Vier gängige Techniken sind der Druck eines Bildes auf:

  • eine Folie, die rückseitig auf die Glasscheibe aufkaschiert wird
  • eine Folie, die zwischen zwei Scheiben eingebettet wird (VSG)
  • direkt auf das Glas (vorwiegend rückseitig)
  • direkt auf das Glas und Lamination zu VSG.

Die Einsatzmöglichkeiten reichen von Vertäfelungen, Glastüren und -Trennwandsystemen, Duschen- und Küchenrückwänden, Glasfußböden, -Treppen, -Brüstungen etc. Dazu kommen Glasdecken, hinterleuchtete Glaselemente, bis hin zu Glaskunst im Innen- und Außenbereich.

Wie kommt der Druck auf das Glas?

Im Wesentlichen stehen heute zwei Arten von Drucktechniken zur Verfügung:

  • Sieb- bzw. Digitaldruck mit keramischen Farben
  • Digitaldruck mit Lösungsmittelfarben oder Tinten.

Beim klassischen Glas-Siebdruck werden die ­keramischen Farben mittels feinmaschiger Siebe auf die Oberfläche aufgebracht. Für einen ­fotorealistischen Farbdruck werden dabei vier Siebe (4-Farbsatz) benötigt. Die Struktur des Drucks (Feinheit) wird im Wesentlichen durch die ­„Maschenstruktur“ der Siebe bestimmt.

Beim keramischen Digitaldruck werden die Farben mit speziellen Druckköpfen direkt auf das Glas übertragen. In beiden Fällen wird die keramische Farbe in einem zweiten Arbeitsschritt eingebrannt. Dies erfolgt in der Regel im Vorspannprozess („ESG-Härten“) bei ca. 650 °C.

Keramische Siebdruckfarben enthalten feinstes Glaspuder, das beim Einbrennen schmilzt und sich damit dauerhaft mit der Glasoberfläche verbindet. So entsteht eine sehr hohe Abrieb- und Kratzfestigkeit und eine gute Lichtbeständigkeit. Daher ist der keramische Druck besonders für Anwendungen im Außenbereich und für hohe Beanspruchung geeignet., u.a. als Rutschhemmung auf Glastreppen und -Fussböden.

Beim Inkjet-Glas-Digitaldruck werden vorwiegend UV-härtende Tinten verwendet. Im weitesten Sinne kann man diese Tinte mit den in der Glasbranche bekannten UV-Klebern vergleichen. Die Drucktinte (bestehend aus Farbpigmenten und „Kleber“) entfaltet ihre Adhäsionskräfte erst unter dem Einfluss von UV-Bestrahlung. Diese findet bereits während des Druckvorganges (direkt am Druckkopf ) statt, wodurch die Tinte unmittelbar nach dem Aufdruck auf das Glas ausgehärtet wird. Damit sind keine weiteren Trocknungs- oder Einbrennprozesse erforderlich.

Moderne Digitaldrucker arbeiten i.d.R. mit sechs Druckköpfen für vier Grundfarben CMYK = Cyan- Magenta-Yellow-K (Schwarz) und zwei Light-Farben Lc und Lm für sehr feine Farbabstufungen. Hinzu kommen oft zwei weitere Druckköpfe für „Weiß“ und „Spezialfarben“. Heute werden Druckqualitäten bis zu 1600 dpi (und darüber) erzielt.

Bei der Auswahl zwischen den beiden Druckverfahren (keramische Farbe oder Tinte) kommt es immer auf den Einsatzfall an.

Den Vorteilen des Inkjet-Digitaldrucks (hohe Druckgeschwindigkeit, brillante Bildauflösung) stehen geringere Kratzfestigkeit und Haftung der Bedruckung im Vergleich zum Siebdruck gegenüber. Die UV-härtende Tinte ist hygroskopisch anfällig. D.h., unter dem Einfluss hoher relativer Luftfeuchte kann die UV-Tinte ihre Haftung verlieren, wenn die Glasoberfläche nicht mit einem Primer (Haftvermittler) oder anderen geeigneten Maßnahmen vorbehandelt wurde. Die Druck­oberfläche kann zusätzlich versiegelt werden (z.B. klare Überlackung). Optimal geschützt sind die inkjet-bedruckten Glasfächen, wenn sie in ein Verbundglas einlaminiert (eingebettet) werden.

Farben können variieren

Die exakte Bestimmung eines Farbtons nach Farbtabellen (wie RAL, HKS, NCS, Pantone) ist bei der Glasbedruckung stark erschwert.

Dies hat zunächst drei wesentliche Ursachen:

a) Glas ist ein „Gemenge“ verschiedener Grundstoffe. Metallische Einschlüsse (u.a. Eisenoxid) führen zu einer Eigenfärbung.

b) Für die Farbaussage einer Glasbedruckung spielen die Lichtverhältnisse eine entscheidende Rolle (Hinterleuchtung, Gegenlicht, „Drauflicht“).

c) Alle Farbtabellen und die bekannten Farbdruck-Technologien wurden zunächst für den Druck auf „weißen blickdichten Untergründen“ entwickelt. Glas ist aber zunächst transparent.

So treten bei Floatglas bereits ab 4 mm Stärke ­ starke Farbverfälschungen (Grünstichigkeit) auf. Hier kann eisenoxidarmes Weißglas Abhilfe ­ schaffen. Besonders Architekten und Künstler ­ stehen solchen Farbabweichungen sehr kritisch gegenüber und setzen zwischenzeitlich fast schon automatisch den Einsatz von Weißglas voraus (gerade bei Gläsern mit hoher Dicke).

Was passiert bei Be- bzw. Hinterleuchtung der bedruckten Scheiben? Im Gegenlicht, Seitenlicht und „Drauflicht“ liefert der Druck zum Teil drei völlig verschiedene „Farbaussagen“. Dies ist z.B. beim klassischen Siebdruck der Fall. Durch das natürliche Raster des Drucks reduzieren sich Farben im direkten Durchlicht teils erheblich. Im Inkjetdruck wiederum können die Grundfarben (CMYK bzw. RGB = Rot, Grün und Blau nur bis zu einem gewissen Grad gesättigt werden. Die Schichtdicke der aufgedruckten pigmentierten Tinte ist geringer als die von keramischen Farben. Daher wirken die UV-Tinten bei einfachen Schichtdicken im Gegenlicht zunächst „blasser“. Durch die gezielte Einbeziehung der Druckfarbe „Weiß“ und dem Drucken in mehreren Ebenen (Layern), können die Farbaussagen beim Inkjetdruck nahezu beliebig gesteuert werden. Beim einfachen 4-Farbdruck auf klares Glas fehlt der weiße Hintergrund. Dort wo sich die „weiße Wolke“ (Bild 01) befinden sollte, befindet sich beim Glasdruck zunächst ein Loch. Dieses Manko wird dann häufig durch „Weißhinterlegung“ (als Ersatz für das weiße Papier) ausgeglichen. Für das „einfache Bild“ (Beispiele: Küchen- und Duschrückwand) kann man dies mit Weiß-Hinterdruckung, -Lackierung oder -Kaschierung erreichen.

Bei Türen und Trennwänden, die keine weißen Rückseiten „vertragen“, und der Betrachter einen identischen Bildeindruck von beiden Seiten wünscht, zeigt die „weiß-inkludierte“ Glasbedruckung ihre Stärken (Bild 02 und 03). Das gelbe Rapsfeld mit blauem Himmel und weißen Wolken soll von beiden Seiten gleich aussehen – also transluzent, mehr oder weniger opak und mit hoher Farbbrillanz. In neueren Drucksystemen sind solche Weiß-Optionen teilweise schon Bestandteil der Grafik- und Rippingsoftware.

Die Feinabstufung der Farbaufträge und gerade die Feinjustierung der Weißanteile im Druck erlauben eine freie Beeinflussung von Glas-Transparenz und -Transluzenz. So werden für Glastrennwände immer häufiger freie Gestaltungen gewünscht, z.B. opake Bedruckung bis Augenhöhe, darüber ein sanfter Übergang in einen komplett klaren Bereich bis zur Decke.

Um Streitfällen vorzubeugen, sollte bei der Glasbedruckung immer eine Bemusterung unter realen Einsatzbedingungen erfolgen und die Testergebnisse sollten mit dem Bauherrn genau im Detail abgestimmt werden. —

Mathias Lingott

Der Autor

Mathias Lingott beschäftigt sich seit 2005 intensiv mit Glas-Digital und -Kunstdruck und gründete 2008 die glaviva GmbH, für Glasdruck und Glasdesign.

http://www.glaviva-design.de

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