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Aus der Sachverständigenpraxis

Aus Schäden lernen

Ganzglasecken sind ein beliebtes ­architektonisches Gestaltungsmittel, das im Wohnungsbau sowie bei Verwaltungsgebäuden eingesetzt wird, da die Durchsicht von der Raumseite nach außen durch das Zusammenfügen der beiden Isolierglasscheiben wenig beeinflusst wird. Bei kalter Außenwitterung kommt es bei solchen Konstruktionen jedoch häufig zu Beanstandungen, da auf der raumseitigen Glasfläche im Bereich der Glasecke oft große Mengen Tauwasser auftreten ().

Das rät der Sachverständige: Mit Blick auf den Isothermenverlauf kann man die Gefahr der Tauwasserbildung bei Annahme einer Außentemperatur von –5°C und einem Raumklima von 20°C/50 % Luftfeuchte im Voraus planen.

Bei Ganzglasecken aus 2-fach-Isolierglas ist eine Tauwasserbildung auf der Raumseite auch beim Einsatz von thermisch verbesserten Abstandhaltern nicht zu vermeiden, wie aus dem Isothermenverlauf 1 in Bild 1b (oben) zu erkennen ist.

Bei Ganzglasecken mit 3-fach-Isolierglas kommt man beim Einsatz von Warme Kante Abstandhaltern in einen grenznahen Bereich der Tauwasserbildung. Dies zeigt der Isothermenverlauf 2 (Bild 1b unten). Für Planer und Handwerker ist es eine erforderliche Pflicht, den Nutzer auf die Gefahr einer Tauwasserbildung hinzuweisen.

Verglasungen mit Fußversiegelung

Raumseitige Verglasungen müssen dicht sein. Dies ist keine neue Anforderung und lässt sich auch indirekt aus der EnEV ableiten: Wärmeübertragende Umfassungsflächen einschließlich der Fugen sind dauerhaft luftundurchlässig entsprechend dem Stand der Technik abzudichten. Bei der raumseitigen Glasabdichtung wird vielfach eine zusätzliche Fußversiegelung angewendet, bei der der Freiraum zwischen der raumseitigen Glaskante und dem Glasfalzgrund mit einer Dichtstoffraupe mit einem geeigneten Dichtstoff geschlossen wird.

Bei der Applizierung des Dichtstoffs ist ein möglichst geringer Kontakt zum Sekundärdichtstoff der Isolierglas-Randabdichtung erforderlich. Bei Verwendung eines ungeeigneten Dichtstoffs entstehen Verträglichkeitsstörungen, die zum Auflösen der Primärdichtung des Isolierglases führen. Damit geht die Gebrauchstauglichkeit des Isolierglases verloren, wie in zu erkennen ist.

Das rät der Sachverständige: Die fachgerechte Ausführung einer Fußversiegelung ist eine Möglichkeit, die Dichtheit der Verglasung zu verbessern. Hierzu darf aber nur ein Dichtstoff verwendet werden, bei dem die Verträglichkeit mit der Isolierglas-Randabdichtung gegeben ist.

Der Nachweis kann nach der ift-Richtlinie DI-01/1 „Verwendbarkeit von Dichtstoffen – Teil 1: Prüfung von Materialien im Kontakt mit dem Isolierglas-Randverbund“ durchgeführt werden. —

Der Autor

Werner Stiell ist ist Geschäftsbereichsleiter des ­Sachverständigenzentrums am ift Rosenheim. Seit 2001 ist er öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der IHK München für ­Schäden an Verglasungen, Glas­konstruktionen, Fugen­abdichtungen an Fenstern, Fassaden und Winter­gärten.

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