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Bericht eines Sachverständigen

Holzfenster brauchen Sachverstand

Die Beteiligten in diesem Schadensfall sind ein Ehepaar, ein Architekt und der Inhaber eines Fensterbaubetriebes. Es war schon einige Zeit ins Land gegangen, als der Bauherr bemerkte, dass sich an seinen Fenstern Veränderungen in Form von Verfärbungen und Pilzbildung bemerkbar machten. Ein Maler wurde herbeigerufen, um die aufgetretenen Schäden zu beseitigen. Dessen Kunst war bald zu Ende, als er feststellte, dass das Holz in erheblichem Maße von Fäulnis befallen war. Die Fenster- und Türanlagen bestehen aus 68mm dickem Kiefernholz, deren Rahmenunterstücke im Bereich der feststehenden Fenster und der Dreh-Kipptür mit sogenannten Stockabdeckungen aus Aluminium zum Schutz vor auftreffenden UV-Strahlen und Hagelschlag versehen waren. Alle Fenster und die Haustür wurden mit einer transparenten, pigmentierten, lösemittelhaltigen Alkydharz-Dickschichtlasur beschichtet und in stumpfe Mauerwerksöffnungen eingebaut. Anschließend ist auf das Kernmauerwerk ein Wärmedämmverbundsystem aufgebracht worden. Es waren erhebliche Fäulnisbereiche und Durchfeuchtungen bei den aufgeführten Elementen festzustellen.

Nach Entfernung der Stockabdeckungen von den Sohlbänken stellte sich heraus, dass die aufrechten Mittelpfosten und die seitlichen Blendrahmen etwa 40 cm hoch durchfeuchtet und von Fäulnis befallen waren. Die Durchfeuchtung als Voraussetzung für den Befall durch Blaufäule und die anschließende holzzerstörerische Braunfäule (Lencytes) hatte schon wesentlich früher eingesetzt, wie an einem (unsachgemäßen) Versuch einer Sanierung zu sehen war.

Zur Ortung des Wassereintritts wurde der Wandanschluss an einem Blendrahmen aufgestemmt. Dabei kam zutage, dass sich die Abdichtungsmaßnahmen gegen Schlagregen und Luftdurchgang nur auf die Ausschäumung mit PU-Schaum beschränkten.

Die Fassadenverkleidung als Wärmedämmverbundsystem besteht aus armierten Schaumstoffplatten mit einem mineralischen Wandputz. Dieser stößt rechtwinklig auf den Blendrahmen. Der Wandanschluss wird von einer sogenannten APU-Leiste mit elastischer Lippe gebildet. Diese Lippe soll das Risspotenzial des mineralischen Putzes zum Rahmenholz kaschieren. Sie ist keinesfalls als Ersatz für die fehlende Regensperre gedacht, die vom Fensterbauer einzubringen ist. In die Spalte ist Schlagregen eingedrungen, der sich über Schlitz und Zapfen in die jetzt befallenen Hölzer ausgedehnt hat.

Des weiteren sitzt die Sohlbank dicht auf dem Brüstungsmauerwerk auf. In die sich daraus ergebenden Kapillarfugen war ebenfalls Wasser eingedrungen, ohne dass es die Möglichkeit des Ausdiffundierens hatte. Die auf der Fuge angebrachte sogenannte Dreiecksnaht ist hier völlig fehl am Platz.

Eine weitere Feuchtigkeitseintrittsquelle war unter dem aus Leichtmetall bestehenden Stockabdeckungsprofil vorhanden. Unter diesem Profil hat sich Tauwasser und Spritzwasser gebildet, das mangels ausreichender Belüftung in das Holz eindiffundiert war. Diese Mängel sind handwerklicher Art.

Bei der Holzauswahl hat man Kiefer (Pinus sylvestris) gewählt. Dies wird in die Klasse 3-4 der Widerstandsfähigkeit gegen Pilze, d.h. mäßig resistent bis wenig resistent, eingeordnet. Da sich die Tränkbarkeit auf Druckbehandlung bezieht, kann von einer ausreichenden Imprägnierung, die mindestens einen Rundumschutz von 4mm aufweisen sollte, nicht gesprochen werden. Sobald dieses Holz, z.B. über Kapillare, Feuchtigkeit aufnimmt, die nicht diffundieren kann, muss mit Pilzbefall gerechnet werden. Da für die Herstellung von verleimten Kiefernkanteln nur Splintholz (kein Kernholz) verarbeitet wird, kommt hier nur dessen Einordnung in die Resistenzklasse 5 (nicht dauerhaft) in Betracht. Die Kenntnis dieser Eigenschaften muss man bei dem Planer eines solchen Bauwerks voraussetzen. Bei Verwendung dieses Holzes mit einem derartigen Gefährdungspotenzial kommt es also darauf an, bei der Herstellung höchste Qualitätsmaßstäbe anzusetzen, sodass keine Feuchtigkeit über die Brüstungen eindringen kann.

Die Fenster und Türen auf der Wetterseite sind naturgemäß stärker von Niederschlägen in Form von Regen und Schnee betroffen, sodass sich hier die durch Feuchtigkeit hervorgerufenen Schäden besonders augenfällig bemerkbar machen. Frühschäden, wie sie hier sichtbar wurden, haben ihre Ursache in der Nichtbeachtung technischer Regeln, unsachgemäßer Materialauswahl, nicht sachgerechter Beschichtung, Nichtberücksichtigung des Einsatzortes und den sich daraus ergebenden Wetterbelastungen, in unsachgemäßen Montagevoraussetzungen und nicht geplanter Dichtungssituationen. Dies kann als Verstoß gegen die anerkannten Regeln der Baukunst gewertet werden.

Als handwerklicher Mangel kann die nicht ausreichende Abdichtung zum Baukörper bezeichnet werden. Die fachgerechte Herstellung von Anschlüssen der Stockabdeckungen an die Rahmenhölzer ist sehr wichtig. Hier ist in der Tat Niederschlagswasser an einigen Stellen hinter die Profile geflossen. Dazu hatte sich unter den Stockabdeckungen Tauwasser gebildet, das in das Holz eindiffundiert ist und mangels Entlüftung nicht ausdiffundieren konnte. Dieses Problem hätte sich nicht entwickelt, wenn die von dem Leichtmetall abgedeckten Flächen deckend lackiert worden wären.

Wesentliche Ursache der Durchfeuchtungen ist, dass die geschuldete vierseitige Abdichtung zum Mauerwerk keine wirksame Regensperre in Form einer Nassversiegelung oder komprimierter Dichtungsbänder beinhaltet. PUR-Schaum ist nur als Wärmedämmung zu verwenden. An den Flanken des WDVS vorbei und an dem Sockelrücksprung kann Wasser in das Schlitz- und Zapfensystem eindringen.

Es sind hier sowohl planerische als auch handwerkliche Mängel vorhanden. Es mag schon sein, dass ein Bauherr den Wunsch nach „natur“ lasierten Holzfenstern aus „heller“ Kiefer äußert. Diesem Wunsch müssen die Bauschaffenden nach Kräften entgegentreten. Die Erfahrung lehrt, dass die übliche Nutzungsdauer keineswegs gewährleistet werden kann.

Jetzt müssen die durchfeuchteten bzw. von Fäulnis befallenen Bauelemente durch neue ersetzt werden. Alle LM-Fensterbänke müssen abgeschraubt und mit handelsüblichen Dichtungsprofilen versehen werden. Alle Fenster sollten mit einem deckenden Anstrich versehen werden, der dem Holzton weitestgehend angepasst werden könnte. |

Fritz Jurtschat

Weitere Informationen

Holzzerstörung durch Braunfäule
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Unsachgemäße Ausbesserung
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Nur Schaumausfüllung — keine Regensperre
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Der Blendrahmen ist durch- feuchtet
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Fenster- und Türanlage im Giebel (Gartenseite)
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