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Was war los in Rosenheim?

Die Fenstertage im Zeichen der Unsicherheit

Die Rosenheimer Fenstertage 2024 standen ganz im Zeichen der großen Themen, die die Fenster- und Fassadenbranche aktuell bewegen: Nachhaltigkeit, Fachkräftemangel und Digitalisierung. Der erkrankte ift-Institutsleiter Prof. Jörn P. Lass wurde durch Prof. Dr. Winfried Heusler vertreten, der als Keynote-Speaker die Veranstaltung eröffnete.

Heusler hob die Bedeutung der Nachhaltigkeit hervor, die auf den drei Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales beruht. Besonders betonte er die kommenden Änderungen der Bauproduktenverordnung, die ab nächstem Jahr strenge Anforderungen an die Nachhaltigkeit stellen wird. Fensterhersteller stehen vor einer Herausforderung, aber auch vor einer großen ­Chance.

Nachhaltigkeit – aber nur mit Fakten

Heusler mahnte eindringlich, dass irreführende Nachhaltigkeitsbehauptungen strafbar werden könnten. Künftig dürfe der Begriff nur verwendet werden, wenn er wissenschaftlich belegbar ist. Zudem plädierte er für die zentrale Plattform des Labels Klima.Sicher.Bauen, die es Herstellern erleichtern soll, relevante Daten schnell und einheitlich einzugeben.

Der Fachkräftemangel und wirtschaftliche Herausforderungen wurden von ihm ebenfalls thematisiert – Heusler sieht allerdings gerade in der Renovierungsbranche großes Potenzial.

Sicherheit und Klimaschutz als Top-Themen

Neben der Nachhaltigkeit rückten auch andere Themen in den Mittelpunkt. So sprach Norbert Gebbeken von der Universität der Bundeswehr München über die Bedeutung von Sicherheitskonzepten im Bauwesen.

Ein weiteres Highlight war der Vortrag von Carolin Lamprecht, die über „Glas im Verkehrswesen“ referierte und eine lebhafte Diskussion zur DIN 18008 entfachte. Dabei ging es darum, ob Sicherheitsglas im Verkehrswesen wirklich notwendig ist – eine Debatte, die an alte Streitigkeiten zwischen Glas- und Fensterverbänden erinnerte.

Wohngesundheit gewinnt an Bedeutung

Marcel Dresse beleuchtete die Entwicklungen im Wohnungsbau und stellte fest, dass neben Klimaschutz und Nachhaltigkeit vor allem die Wohngesundheit und -behaglichkeit zunehmend an Bedeutung gewinnen. Eigenheimbesitzer und Planer legen verstärkt Wert auf diese Aspekte, die in Zukunft die Branche prägen werden.

Julia Bachinger von der Holzforschung Austria gibt in ihrem Vortrag „­Coole Fenster“ interessante Details zu einem Forschungsprojekt wider, bei dem gemeinsam mit der TU Graz (H. Ferk, C. Leh, S. Vavrik-Kirschsteiger) in einer simulationsbasierten Untersuchung ein ganzheitlicher Lösungsansatz zur Reduktion des Energiebedarfs der Kühlung und Heizung bei gleichzeitig guter Tageslichtversorgung gesucht wurde (GW berichtete). Daraus abgeleitet konnten 10 goldene Regeln aufgestellt werden, wie eine Senkung der Innentemperatur im Sommer von bis zu 10° – ohne Kühlgeräte – zu erreichen ist.

Unterstützt wurde das Forschungsprojekt finanziell von der Plattform Fenster und vom Bundesverband für Sonnenschutztechnik (BVST) sowie von der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG.

Cybersicherheit als Chefsache

Das Finale des ersten Veranstaltungstages bildete Mark T. Hofmann, Crime Analyst und Speaker, mit einem humorvollen, aber eindringlichen Vortrag zur Cybersicherheit. Besonders in der Fensterbranche, die zunehmend digitalisiert wird, seien die Gefahren durch Ransomware und Cyberangriffe nicht zu unterschätzen. Hofmann machte deutlich, dass 90 Prozent der Cyberangriffe auf menschliche Fehler zurückzuführen sind. Seine Forderung: Cybersicherheit muss Chefsache werden!

Blick auf das Deutschlandhaus

Am zweiten Tag wurde das „Deutschlandhaus“ in Hamburg aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Die Perspektiven des Architekten, Fassadenberaters und Fassadenbauers zeigten, wie vielseitig und komplex moderne Bauprojekte sind. Auch das Podiumsgespräch zwischen Prof. Christian Niemöller und Prof. Dr. Winfried Heusler war ein neues Format: Das Zwiegespräch eines Juristen und eines Planers bzw. Ingenieures beleuchtete die Verantwortlichkeiten der Berufsgruppen

Krise oder Aufbruch?

Trotz der Herausforderungen, die die Branche plagen, wie Fachkräftemangel und wirtschaftliche Unsicherheiten, war die Stimmung unter den rund 650 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Rosenheimer Fenstertagen 2024 von Aufbruch geprägt. „Genug gejammert, jetzt sind frische Ideen gefragt“, so hörte man es häufiger. Allen ist klar, dass sich der Markt nicht so schnell dreht und Unternehmen selbst einiges anstellen müssen, um die eigene Marktposition zu stabilisieren. Selbst bei dem Berliner Talk zum Abschluss des Branchentreffs, moderiert von Christian Anders und unter Mitwirkung von Jochen Grönegräs (BF), Frank Lange (VFF) und Thomas Drinkuth (RTG) wurde der Eindruck vermittelt: Von der Politik ist nichts zu erwarten – bis vor der Wahl und wohl auch darüber hinaus. Deshalb gilt wohl: Jedes Unternehmen muss sich selbst aus der Krise mit frischen Ideen bewegen. Und wiedereinmal wurde der Austausch unter den Teilnehmenden als wertvoll empfunden – die Zukunft der Fensterbranche hängt davon ab, wie sie mit den Herausforderungen umgeht und sich neu aufstellt. Dazu muss man auch miteinander sprechen – und gegebenenfalls auch zünftig feiern.

Daniel Mund

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