Montagezargen sind auf dem Vormarsch, denn diese vereinfachen die Montage, beschleunigen den Bauablauf durch kurze Lieferzeiten, ermöglichen den schnellen Austausch von Bauelementen bei Schäden oder Modernisierung, verringern Bauschäden sowie die Fenstermontagekosten während eines „Gebäudelebens“ um bis zu 9 %. Die kostenlose ift-Fachinformation MO-06/1 „2‑stufiger Einbau von Fenstern und Türen mit Vorab-Montagezargen“ gibt Bauherren, Planern, Herstellern und Montagebetrieben auf 54 Seiten Tipps zu Planung, Ausschreibung, Vertrieb, Anwendung und Baurecht. Im Begleitheft geben Experten aus Architektur, Bau‑/Immobilienwirtschaft und Ingenieur-/Sachverständigenwesen ihre persönliche Einschätzung wieder.
So werden die Probleme auf der Baustelle gelöst
Die „traditionelle“ Fenstermontage führt in der „nassen Rohbauphase“ oft zu erheblichen Bauschäden mit teuren Reparaturen sowie zur Verzögerung des Bauablaufs. Diese Probleme werden durch eine zweistufige Montage vermieden, bei der zuerst ein Montagerahmen (Montagezarge, Einbau-/Hilfsrahmen, Blindstock etc.) gesetzt wird, der das Gebäude durch eine temporäre Füllung (Platten, Folien etc.) witterungsfest macht. Die Fenster werden dann erst nach Abschluss der Roh-/Ausbauarbeiten eingesetzt, so dass Schäden vermieden werden – genauso wie bei neuen Elektro- und Sanitäreinbauten.
Montagezargen erhöhen den Vorfertigungsgrad, vereinfachen die Montage- und Anschlussarbeiten anderer Gewerke (Bauwerksabdichtung, Außenputz, Elektrik etc.) und helfen damit auch gegen den Fachkräftemangel.
Zusätzlich wird der Baufortschritt beschleunigt, weil Montagezargen schnell verfügbar sind und eine Unabhängigkeit von Lieferengpässen bei Fenstern und Türen bieten, beispielsweise bei hoher Nachfrage oder saisonbedingten Lieferschwankungen.
Das häufig zitierte „Vertriebshemmnis“ der Mehrkosten wird bei einer „ehrlichen Gesamtkostenrechnung“ entkräftet, heißt es in der Mitteilung. Der Mehraufwand für eine Montagezarge wird meistens durch den sonst üblichen Aufwand für Abkleben, Schutz und Endreinigung der Fensterelemente sowie Reklamationsbearbeitung und Bauverzögerungen kompensiert. Eine Kosten-Nutzen-Studie (TH Rosenheim) zwischen der Montage mit bzw. ohne Montagezarge ergab zwar bei einer einfachen Betrachtung Mehrkosten zwischen 4,6 % und 12,9 % (je nach Kalkulation und Häufigkeit von Bauschäden). Aber bei Montagen mit hohem Gefahrenpotenzial (z. B. Winterbaumaßnahme oder lange Bauphase) lagen die Mehrkosten nur noch zwischen 0,2 % und 7,2 %. Wenn dann noch eine Modernisierung einkalkuliert wird, ergeben sich bei realistischen Inflations- und Zinssätzen Minderkosten für einen Fenstertausch nach 40 Jahren Nutzungszeit von 7,1 % bzw. 9,1% unter Berücksichtigung üblicher Bauschäden. Deshalb bieten viele Qualitätshersteller die Montage nur noch mit Montagezarge an, weil diese Montageart in der Gesamtbetrachtung sicherer und günstiger ist.
Im traditionellen Bauablauf werden die Fenster kurz nach Fertigstellung des Rohbaus in der sogenannten „nassen Bauphase“ montiert. In der nachfolgenden […] Bauzeit ist eine Beschädigung durch die anderen Baugewerke eher die Regel als die Ausnahme. Diese Schäden führen regelmäßig zu Reklamationen, teuren Reparaturen und zur Verzögerung des Bauablaufs. Dieses hohe Risiko lässt sich nur vermeiden, wenn der Bauablauf und die Fenstermontage neu „gedacht“ und besser organisiert werden. Von Seiten des ift Rosenheim wird gemeinsam mit dem Verband VFF und qualitätsorientierten Herstellern und Montagebetrieben der Einsatz der zweistufigen Montage dringend empfohlen.
ift Rosenheim
Das ift Rosenheim sagt: „Damit sind Montagezargen eine wertvolle Investition in Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Werterhaltung, weil beim Fenstertausch (der mindestens 2-mal in einem üblichen Gebäudeleben anfällt) der Kosten-, Zeit- und Materialaufwand deutlich niedriger ist.“ Ein zerstörungsfreier Fenstertausch erfolgt wegen Verschleiß oder immaterieller Alterung, beispielsweise aufgrund neuer gesetzlicher Anforderungen, Kundenansprüche sowie aufgrund des technischen Fortschritts (Smarthome-Technologien etc.). Auch das Recycling oder eine Weiternutzung des „Gebrauchtfensters“ in anderen Gebäuden ist einfach möglich. Kosten und Aufwand im gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes sind beim Einsatz von Montagezargen deshalb deutlich niedriger. Mit der geplanten Bewertung der Gesamtlebenszykluskosten durch die Ampelregierung im digitalen Gebäuderessourcenpass wird dies an Bedeutung gewinnen.
In Deutschland werden die Fenster dennoch immer noch in der „nassen“ Bauphase montiert und einem hohen Schadensrisiko ausgesetzt, weil Planer, Handwerker und Bauherren alternative Montagemöglichkeiten zu wenig kennen und nicht aktiv anbieten. Die kostenlose ift-Fachinformation MO-06/1 „2-stufiger Einbau von Fenstern und Türen mit Vorab-Montagezargen; Risikominimierte Montage und einfacher Austausch von Fenstern, Fenstertüren und Außentüren“ gibt deshalb auf 54 Seiten Tipps zu Planung, Ausschreibung, Vertrieb, Anwendung und Baurecht.
Die Definition der Vorabzarge
Die ift-Fachinformation MO-06/1 definiert eine „Vorab-Montagezarge“ als umlaufenden Rahmen, der eine Montage in zwei zeitversetzten Schritten ermöglicht, den fachgerechten Anschluss und die Fertigstellung aller angrenzenden Gewerke erlaubt und die statischen und bauphysikalischen Anforderungen einer „klassischen" Fenstermontage erfüllt. „So wird aus der undefinierten Schwachstelle „Baukörperanschluss“ eine definierte Schnittstelle, die eine hohe Ausführungssicherheit bietet, Toleranzen und Bauwerksverformungen ausgleicht und definierte Anschläge und Bezugskanten für die angrenzenden Gewerke bereitstellt. Die „Vorab-Montagezarge“ muss aber ebenso geplant werden!“
Was bei den verschiedenen Materialien zu beachten ist
Es kommen typische Rahmenmaterialien oder auch hochverdichtete, tragfähige Konstruktionsdämmstoffe zum Einsatz. Bei Holz müssen ein ausreichender Holzschutz oder geeignete Holzarten verwendet werden (vgl. VOB/C, ATV DIN 18355 Tischlerarbeiten). Vorab-Montagezargen können innerhalb oder außerhalb der tragenden Wand liegen oder teilweise wandersetzend sein. Wichtig ist die Unterscheidung der verschiedenen Zargensysteme. Modulzargen sind teilweise wandersetzend und Zusatzeinrichtungen (Rollladen etc.) können leicht integriert werden. Profilsystemzargen sind bezüglich Profilgeometrie, Dichtungsanschluss und Befestigung auf Fenstersysteme abgestimmt und ermöglichen eine sehr rationelle Endmontage. Universalzargen können innerhalb und außerhalb der tragenden Wand verwendet werden und sind unabhängig von der Fenster-/Außentürkonstruktion.
Hinweise zum Baurecht und der Vertragsgestaltung helfen dem Planer und Ausführenden, die möglichen Vorteile der Montagezarge gleich bei Ausschreibung und Angebotsabgabe einzubringen. Der Montagebetrieb muss den Auftraggeber jedoch auf den Einbau der Fensterelemente in zwei getrennten Arbeitsschritten hinweisen, wenn dies nicht ausgeschrieben ist.
Tipp: Bedenken zur klassischen Fenstermontage anmelden
Insbesondere ist zu klären, ob ein temporärer Verschluss erforderlich ist und welche Funktionen dieser erfüllen muss (Schutz vor Witterung, Zutritt etc.). Deshalb ist es sinnvoll, wenn die Vorab-Montagezargen als Alternative zusätzlich angeboten werden. Der Bieter kann dem Zusatzangebot Nachdruck verleihen, indem bei der ausschreibenden Stelle Bedenken für die klassische Fenstermontage anmeldet werden (§ 4 Abs. 3 VOB/B), weil diese in den allermeisten Fällen zu Mängeln an den Fenstern und damit zu Rechtsnachteilen für den Unternehmer führt.