Es war vor allem eines in Hamburg: Eng! Und gleich zu Beginn gab es auch die Erklärung vom Moderator und VFF-Geschäftsführer Frank Lange: Man hat einfach nicht mit so vielen Teilnehmenden gerechnet! Der Verband sollte sich aber darauf einstellen, dass die von ihm veranstalteten Kongresse auch in Zukunft gut besucht werden. Denn hohe Qualität und ein extremer Netzwerkfaktor stärken die Attraktivität dieses Branchentreffs. Und so geht dem alten (und neuen) Verbandspräsidenten Helmut Meeth bei der Begrüßung „das Herz auf“, als er in den mit 350 Teilnehmern gefüllten Saal blickt.
Meeth löst auch ein Versprechen ein, das er bei seinem Amtsantritt vor 5 Jahren gegeben hat: Denn der Verband kann sich eines regen Zulaufs erfreuen: 60 neue Mitglieder in den letzten 1,5 Jahren (insgesamt 440 Mitglieder) sind eine stolze Zahl und stärken die Position der Branchenvertretung innerhalb der Branche und gegenüber Dritten beträchtlich.
Gestärkt aus der Krise
Das Motto des Verbandstreffens lautete „Gestärkt aus der Krise – Klimaschutz und Digitalisierung im Fokus“ und damit ist schon viel gesagt: Im Krisenmodus befindet sich der Großteil der Branche und da kommt ein Austausch mit Gleichgesinnten gerade recht.
Neben den spannenden Fachvorträgen gab es eine begleitende Ausstellung von Sponsoren und Partnern und ein Rahmenprogramm, das für gute Stimmung sorgte. Darüberhinaus verstärkte es das „Wir sitzen alle in einem Boot“-Gefühl durch eine eindrucksvolle Hafenrundfahrt.
Nach der Eröffnung durch den Verbandspräsidenten startete das Vortragsprogramm – moderiert und orchestriert von Frank Lange, der auf seine Art den Szenenwechsel auf der Bühne einzigartig machte. Manch einer musste sich allerdings ein wenig in Deckung bringen, angesichts seiner bisweilen flapsigen Moderation.
Gleich zu Beginn wurde es politisch: Karen Pein, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen in Hamburg, betonte die Verantwortung und Chancen der Bauwirtschaft für den Klimaschutz. Hamburg strebt eine höhere Sanierungsrate und energetische Ertüchtigung von Gebäuden an – freilich hat die Branche solche Bekenntnisse schon oft gehört und fühlt sich dennoch von der Politik derzeit eher wenig unterstützt.
Prof. Mojib Latif: Physik ist unbestechlich
Die Herausforderungen des Klimawandels brachte Prof. Mojib Latif auf den Punkt. Er erklärte, dass das 1,5°-Ziel aufgrund der weltweit hohen CO2-Emissionen nicht mehr erreichbar sei. „Mit der Physik kann man nicht verhandeln und auch keine Kompromisse schließen“, so sein Credo, denn die Natur macht, was sie will. So auch jetzt wieder: Die Zunahme von Starkregen ist eine logische Folge der Tatsache, dass wärmere Luft auch viel mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann. Nur leider würden sich das immer noch zu viele Menschen nicht bewusst machen, weil das Problem zu abstrakt ist. „Das wäre anders, wenn der Himmel hässlich bräunlich wäre. Dann würden wir das energischer angehen.“
Dennoch gebe es Erfolge, wie die Reduktion der CO2-Emissionen in Deutschland um 46 Prozent zwischen 1990 und 2023. Die globale Situation bleibe jedoch kritisch.
Diskussionsrunde zu Klimawandel-Lösungen
In einer lebhaften Diskussion sprachen Experten aus Wirtschaft, Umweltorganisationen und Verbänden über bauliche und planungstechnische Lösungen gegen den Klimawandel. Teilnehmer waren Thomas Drinkuth (RTG), Peter-M. Friemert (ZEBAU), Carolin Friedemann (IKND) und Helmut Hilzinger.
Das Thema Digitalisierung wurde anschließend von Dr. Léa Steinacker mit einem spannenden Vortrag über künstliche Intelligenz und deren Einfluss auf die Baubranche mit Leben gefüllt. Sie zeigte auf, wie KI-Systeme den Energieverbrauch von Gebäuden durch Echtzeitanalysen und automatisierte Anpassungen optimieren können. Die Frage, ob uns KI dümmer macht, beantwortete sie mit einem „Es kommt darauf an, wie wir die Technologie nutzen“. Auf jeden Fall haben wir so viele Möglichkeiten, das hat sie dem Publikum aufgezeigt.
Der zweite Tag begann mit einem Gespräch zwischen VFF-GF Frank Lange und Thomas Drinkuth (RTG). Sie diskutierten über aktuelle politische Themen, insbesondere die Vernachlässigung der Sanierung alter Gebäudebestände in Berlin. Dabei prägte Drinkuth den Begriff des „Wachwandelns“ und meinte damit die Regierung, die nichts tut und hofft, dass wenigstens die Sanierungstätigkeiten von alleine anspringen.
So sieht das smarte Gebäude aus
Oliver Rilling von der Somfy GmbH gab einen visionären Ausblick auf die Digitalisierung von Gebäuden und Fassaden. Er betonte die Bedeutung von Smart Home-Anwendungen, um Gebäude energieeffizienter zu machen und dem Klimawandel entgegenzuwirken.
Dabei machte er den Zuhörern deutlich, dass der Verbindungsstandard ‚matter‘ schon sehr bald dafür sorgen werde, dass unendlich viele Komponenten miteinander kommunizieren können.
Auch die Kommunikation mit Robotern werde für uns Menschen in Zukunft normal sein.
Aktuell gehen wir immer noch von Bedingungen aus, die uns in der Vergangenheit geprägt haben: So steht auch noch der Winterfall im Mittelpunkt. Sommer- und Hitzetage werden aber in Zukunft viel häufiger und belastender. Darauf muss die Branche Antworten geben, sonst werden Gebäude in bestimmten Regionen und zu bestimmten Zeiten nicht mehr bewohnbar sein. „Das müssen wir unseren Kunden klarmachen.“ Auch, dass Kühlenergie viel teurer ist als Heizenergie!
In einer Podiumsdiskussion mit Oliver Rilling, Christian Anders (ift Rosenheim) und Frank Lange wurden die Chancen und Risiken der Digitalisierung für Endkunden, Hersteller und Handwerksbetriebe diskutiert.
Den Abschluss des Kongresses bildete ein Vortrag von Karin Kuschik, Business Coach und Autorin. Sie zeigte anhand von fünf Sätzen aus ihrem Bestseller „50 Sätze, die das Leben leichter machen“, wie man Gelassenheit und Souveränität im Alltag erreichen kann.
Zum Abschluss gab es den Ausblick: Die nächste Jahrestagung wird wieder in Berlin stattfinden, und zwar am 22. und 23. Mai 2025. Das Hotel wird dasselbe sein wie vor einem Jahr - allerdings wird jetzt mit deutlich mehr Teilnehmenden gerechnet und das Bettenkontingent ist ausreichend reserviert.