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VFF-Jahreskongress 2022

Großes Fensterbauer-Stelldichein

VFF-Geschäftsführer Frank Lange ­prophezeite in der Pressekonferenz, dass dieses Jahr wohl noch weitestgehend ordentlich verlaufe, die Auftragsbücher der Unternehmen seien gefüllt. Spannend werde aber nächstes Jahr. Dann werden einige Betriebe die Rezession, die Inflation und auch den Wohnbau-Einbruch deutlicher zu spüren bekommen. Ein Knick wird erwartet. Aber darüber hinaus gedacht sei man guten Mutes – schließlich habe man die richtigen Produkte für die aktuelle Zeit.

Helmuth Meeth bemühte seinen rheinischen Frohsinn für die Lagebeschreibung bzw. den entsprechenden Ausblick: „Et hät noch immer jot ­jegange.“

Helmut Meeth begrüßte in ­Düsseldorf über 300 Kongress­teilnehmer.

Foto: Daniel Mund / GLASWELT

Helmut Meeth begrüßte in ­Düsseldorf über 300 Kongress­teilnehmer.
Emanuel Heisenberg, Gründer von ecoworks, skizzierte die Möglichkeiten der seriellen Sanierung.

Foto: Daniel Mund / GLASWELT

Emanuel Heisenberg, Gründer von ecoworks, skizzierte die Möglichkeiten der seriellen Sanierung.
Kommunikations-Expertin Kerstin Plehwe zeigte, „warum Unternehmen jetzt umdenken müssen!“.

Foto: Daniel Mund / GLASWELT

Kommunikations-Expertin Kerstin Plehwe zeigte, „warum Unternehmen jetzt umdenken müssen!“.

Noch vor dem Startschuss des Jahreskongresses wurde den Journalisten eröffnet, dass der Branchenvertretung in Berlin, der RTG (Repräsentanz Transparente Gebäudehülle), jetzt eine zusätzliche Unterstützerin beigesprungen ist: Neben Gesellschaftern wie Warema oder Somfy wird ab Oktober auch die Veka AG in der RTG mitwirken, kündigte Alexander Scholle, Prokurist von Veka an. Noch intensiver könne man jetzt den Fokus darauf ausrichten, bei den Politikern in Berlin Gehör für die Produkte des Fenster- und Fassadenbaus zu finden.

Der Verband selbst sieht sich gut aufgestellt – immerhin seien binnen Jahresfrist 15 neue Mitglieder hinzugekommen. Man habe zwar das selbst gesteckte Ziel noch nicht erreicht, jedenfalls „nicht in dem Sinne, wie ich das gerne hätte,“ so Verbandspräsident Helmut Meeth, aber man arbeite weiterhin daran. Auf den Jahreskongress 2023 gab es bereits einen ersten Ausblick. Dann trifft sich die Branche wieder in der Hauptstadt Berlin (15. – 16. Juni). Was das Tagungsprogramm betrifft, so drehte sich diesmal alles um die Themen Arbeit 4.0 und digitale Transformation.

Dabei schenkte Keynote-Speakerin Kerstin Plehwe der Branche reinen Wein ein: Authentizität und Nahbarkeit als Arbeitgeber und als Unternehmer sind gefragt, darüber hinaus hat man als Unternehmen reichlich Angebote in Sachen Arbeitszeiten, Arbeitsorte, Mitgestaltung, Kommunikation und Führungskultur zu machen, sonst wird das nichts mit der Fachkräfteversorgung. Mancher wird sich gefragt haben, „Wo ist die Grenze?“ Plehwes ernüchternde Antwort darauf: Die gibt es nicht, die Leitplanken sind weg, die GenZ wird dem Markt noch einiges abverlangen. In diesem Sinne: „Bye, Bye, Berechenbarkeit!“

Tipps für erfolgreiches Handeln und glücklicheres Arbeiten kamen von Dr. Oliver Haas. „Erfolgreichere Menschen sind nicht glücklicher aber glücklichere Menschen sind erfolgreicher.“ Er empfahl die Aspekte der „Corporate Happiness“, damit der Mitarbeitererfolg nachhaltig wirkt.

Eine Vitaminspritze in Form des lebendigen Jörg Moslers folgte im Anschluss, der das Thema Fachkräftegewinnung abrundete. „Menschen brauchen das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun.“ So lautete seine Botschaft. Wie wäre es, die eigenen Mitarbeiter zu befragen: „Hast du einen tollen Moment bei uns, an den du gerne denkst?“ Diese Momente, die von Herzen kommen und die Geschichten dahinter machen den Unterschied aus und ließen sich nutzen, um andere Menschen für das eigene Unternehmen zu gewinnen.

Angesichts immenser Herausforderungen, in der sich die Branche aktuell befindet, hatte mancher Teilnehmer auf der Vortragsagenda noch das ein oder andere Schlaglicht in Bezug auf die Kostensituation, auf die wirtschaftliche Lage oder die Versorgungsfrage vermisst – und wurde dann auch nicht enttäuscht: Dieses Schlaglicht wurde – recht spontan – von den Kongressmachern am zweiten Tag in die Agenda eingebaut: Thomas Dinkuth von der RTG schilderte im Interview auf der Bühne von der „totalen Krisenstimmung“ in Berlin. Da stehe die „Gebäudeeffizienz leider immer erst an Punkt 10 in der Agenda.“ Die Lobbyvertretung kämpfe dafür, dass der Stellenwert noch mehr Bedeutung erhalte. Der Interessenvertreter hatte weitere spannende Infos im Gepäck – so gibt es auch in Ministerien konkrete Überlegungen, den Austausch bestimmter Fenster verpflichtend festzuschreiben. Politikern sei es klar, wie wichtig die Sanierung sei – aus zwei Gründen: Einmal, damit die Versorgungssicherheit gewährleistet ist, da so Energieträger eingespart werden, und natürlich für den Klimaschutz. Aber die Politik kennt auch andere Herausforderungen: Aktuell müsse den verzweifelten Betrieben, den verzweifelten Menschen direkt geholfen werden. Erst dann könne man auch an Fördermaßnahmen mit Lenkungsfunktionen denken.

Recht konkrete Potenziale zeigte im Folgebeitrag Emanuel Heisenberg als Gründer von ecoworks auf. Mit der seriellen Sanierung und einem standardisierten digitalen Projektprozess könnten immense Ressourcen geschont werden. Das Start-Up-Unternehmen entwickelt innovative Bauteile und Technologien, die eine Verlagerung von bis zu achtzig Prozent der Aufgaben von der Baustelle in die Fabrik ermöglichen. Dazu zählen vorgefertigte Elemente einer Gebäudehülle mit bereits integrierten Fenstern, Türen und intelligenter Haustechnik sowie einem digitalen 3D Planungs- und Werksprozess. Heisenberg sparte in seinem Vortrag nicht mit Aussagen zu konkreten Umsatzerwartungen: 2027 sollen es mehr als eine Milliarde Euro Umsatz werden – für dieses Jahr geht es Richtung acht Millionen Euro.

Dass die digitale Transformation gar nicht so schwierig ist, zeigte im Anschluss Ömer Atiker auf der Bühne. Man müsse „nur“ die richtige Balance finden zwischen Technik, Umsatz und Mitarbeitern.

Mit einem guten Gefühl entließ dann Fußballschiedsrichter Urs Meier die Branche aus dem Kongresssaal ins Wochenende, schließlich macht „das Team den Unterschied“.

Daniel Mund

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