Trotz einer dynamischen Entwicklung in vielen Bereichen des Handwerks bleibt der Frauenanteil in der Branche nach wie vor niedrig. Inmitten dieser Herausforderungen gibt es Vorbilder wie Mara Pischl, die eindrucksvoll zeigen, wie Frauen in dieser Branche erfolgreich und kreativ tätig sein können. Als gelernte Bauschreinerin setzt Mara neue Maßstäbe. Sie verwandelt alte Immobilien in Traumobjekte und inspiriert gleichzeitig die nächste Generation von Handwerkerinnen. Ihr Weg und ihre Projekte bieten wertvolle Einblicke und ermutigen junge Menschen, den Schritt ins Handwerk zu wagen.
Frage – Deine Leidenschaft für das Handwerk ist offensichtlich. Kannst du mehr darüber erzählen, wie du zu diesem Beruf gekommen bist?
Mara Pischl – Schon als Kind wusste ich, dass ein „0815-Job“ nichts für mich ist. Mein Vater und mein Opa waren beide Schreiner und ich habe ihnen schon früh über die Schulter geschaut. Das Handwerk wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt – ich konnte wahrscheinlich mit fünf Jahren besser mit einem Hammer umgehen als mit einem Spielzeugauto. Nach dem Abitur wollte ich ursprünglich in die soziale Richtung abbiegen und Medizin studieren. Der Gedanke, als Ärztin Menschen zu helfen, hat mich begeistert. Aber mein Abiturschnitt lag nicht ganz im Bereich der medizinischen Spitzenwerte und ein Wartesemester kam für mich nicht in Frage – ich wollte sofort loslegen und Geld verdienen. Also habe ich mich auf die Reise in das Schreinerhandwerk begeben. Das war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte: Jetzt kann ich kreativ arbeiten, meine handwerklichen Fähigkeiten einsetzen und Kunden mit meinen Reparaturen glücklich machen.
Frage – Du bist als Bauschreinerin vor allem in der Sanierung tätig. Was fasziniert dich an der Umwandlung von alten Immobilien in Traumobjekte?
Pischl – Mich fasziniert immer wieder, wie kleine Arbeitsschritte im Schreinerhandwerk eine große Veränderung bewirken können. Es ist unglaublich befriedigend, wenn man durch präzise Handgriffe und sorgfältige Detailarbeit etwas Einzigartiges erschafft. Das Ergebnis meiner Arbeit zu sehen und zu spüren, begeistert mich jedes Mal aufs Neue.
Frage – Du kannst Böden verlegen, Fenster einsetzen und Rollläden montieren. Welche dieser Tätigkeiten macht dir am meisten Spaß und warum?
Pischl – Beim Bodenverlegen braucht man einen kräftigen Rücken und gute Knieschoner. Beim Fenster setzen und Rollo montieren sind starke Arme gefragt. Je nachdem, in welchem Stockwerk man einen Vorbau-Rollo anbringt, ist es auch wichtig, sich anzuseilen und eine zweite helfende Hand dabei zu haben, da man sich aus dem Fenster lehnen muss. Jede dieser Arbeiten hat ihren Reiz, aber ich bevorzuge das Setzen von Fenstern und Montieren von Rollos. Beim Bodenverlegen tun mir trotz Polsterung schnell die Knie weh und die Arbeit wird oft recht eintönig.
Frage – Wie wichtig ist dir gute Arbeitskleidung in deinem Handwerk und welche Eigenschaften schätzt du besonders an Carhartt-Arbeitskleidung?
Pischl – Gute Arbeitskleidung ist das A und O – egal, ob bei Regen oder Sonnenschein, die passende Kleidung ist die halbe Miete. Für mich auf dem Bau muss die Kleidung langlebig sein und nicht nach fünf Treppen schon den Geist aufgeben. Außerdem soll sie bequem sein und sitzen wie eine zweite Haut. Im Winter will ich durch meine hellen Farben gesehen werden und im Sommer brauche ich trotz kurzer Hosen genug Taschen, um mein Werkzeug zu verstauen.
Frage – Frauen sind im Handwerk immer noch unterrepräsentiert. Was sind deiner Meinung nach die größten Herausforderungen für Frauen in dieser Branche?
Pischl – Oft staunen gerade ältere Kunden, wenn plötzlich eine Frau vor ihnen steht, um ihr Rollladen zu reparieren, anstatt eines typischen Handwerkers. Das ist echt schade, denn nachdem ich ihnen erklärt habe, dass ich das genauso gut kann und ihnen während meiner handwerklichen Schritte zeige, was ich mache, sowie ein bisschen Smalltalk halte, gewinne ich ganz schnell ihr Herz. Beim nächsten Auftrag fragen sie dann nur noch nach der jungen Frau. Leider werden wir Frauen immer noch oft unterschätzt. Dabei können wir das Handwerk so viel bunter gestalten. Auf einer Großbaustelle fällt mir sofort auf, dass sich der Ton und der Respekt, sowohl mir gegenüber als auch unter den Männern, verändert. Das finde ich einfach toll!
Frage – Wie könnte man mehr junge Frauen dazu motivieren, eine Karriere im Handwerk in Betracht zu ziehen?
Pischl – Gerade auf Social Media appellieren wir Mädels immer an alle jungen Mädchen da draußen: Traut euch! Wir sind auch eine von euch und schaut, wie wohl wir uns jetzt fühlen. Kommt vorbei und wagt den Schritt – dann werdet ihr eines Tages genau da stehen, wo wir jetzt sind! Mir ist es außerdem wichtig, nicht nur online zu zeigen, dass es kein Hexenwerk ist, mal eine Stichsäge in die Hand zu nehmen. Deswegen engagiere ich mich für Workshops, in denen junge und auch ältere Frauen unter Aufsicht ausprobieren können, an Maschinen zu arbeiten und ihre eigenen DIY-Projekte umzusetzen. Denn Handwerk macht Spaß, und gemeinsam trauen wir uns noch mehr! Außerdem haben wir nach der Ausbildung viele Weiterbildungsmöglichkeiten. Zum Beispiel können wir unseren Meister, Techniker oder Betriebswirt machen und damit in die Selbstständigkeit einsteigen.
Frage – Welche besonderen Fähigkeiten oder Stärken bringen Frauen deiner Meinung nach ins Handwerk ein, die vielleicht weniger beachtet werden?
Pischl – Frauen bringen nicht nur Feingefühl und eine ruhige Art mit, sondern auch jede Menge Frauenpower. Unser geschulter Blick für Ästhetik und praktische Details ist unbezahlbar. Zudem tragen wir entscheidend dazu bei, dass die Stimmung ausgelassen und das Arbeitsklima angenehm bleibt.