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TELZ: Ein Prüfzentrum mit breitem Leistungsspektrum

Geburtshelfer, Arzt und Pathologe für Fenster und Türen

Vor mehr als acht Jahren begann die Reise des heutigen Prüfzen­trums mit der simplen Vision, eine Prüfinstanz in ­Westdeutschland zu etablieren. Vor vier Jahren eröffneten sich dann neue räumliche Entwicklungsmöglichkeiten am Standort in Weroth. Die Halle, damals noch vollgestellt mit Rückstellmustern aus Gerichtsverfahren, sollte sich in ein modernes Labor für Fenster- und Türprüfungen verwandeln. Was als kleines Projekt begann, entwickelte sich Schritt für Schritt zu einer hoch spezialisierten Einrichtung, die heute für ihre praxisnahen Lösungen und Unterstützung für die Branche bekannt ist: das Technische Entwicklungs- und Leistungszentrum (TELZ). Die ersten Prüfstände wurden gebaut, die Anlagen erweitert und das Gelände kontinuierlich modernisiert. Besonders wichtig war die Anschaffung eines Prüfstandes für Einbruchhemmung bis RC6.

Mit dem wachsenden Erfolg des TELZ stieg auch die Zahl der Mitarbeiter. Heute beschäftigt die Prüfstelle ein engagiertes Expertenteam, darunter Sachverständige, Prüfer und Techniker. Unterstützt wird das Kernteam von freien Mitarbeitern und Partnern, die flexibel hinzugezogen werden können. Besonderen Wert legt Dupp auf eine hochwertige Ausstattung der Mannschaft und des Testzentrums – bis hin zu speziell für den Einsatz in schwierigen Umgebungen umgebauten Fahrzeugen. Kürzlich wurde die Erweiterung des TELZ gefeiert: Auf einer Gesamtfläche von 1000 m² und einem voll nutzbaren Außengelände von 5000 m² kann man wieder neue Maßstäbe setzen. „Wir sind jetzt in der Lage, als Komplettanbieter aufzutreten und unsere Kunden in allen Belangen zu ­unterstützen – von der Schulung über die Vorprüfung bis hin zur Produktentwicklung“, erklärt Dupp.

Der neue Prüfstand erweitert das Leistungsspektrum erheblich: Neben der Prüfung der Einbruchhemmung und der Absturzsicherung nach DIN 18008 können nun auch Schlagregen- und Luftdichtheitsprüfungen bis hin zum Tornado-Test durchgeführt werden. Dass der Prüfstand im TELZ seine neue Heimat gefunden hat, ist Dupps engen Verbindungen zur Baubeschlagbranche zu verdanken: Das Beschlagshaus Siegenia bot ihm den Prüfstand zur Übernahme an. Ein Glücksfall, wie sich herausstellte, denn damit konnte jetzt die Prüfkompetenz in Sachen Dichtigkeits- und Luftwiderstandsprüfung deutlich ausgebaut werden. Vorteil für den Kunden: „Als unabhängige Prüfer können wir unsere Kunden beraten und praktische Empfehlungen geben, bevor das Produkt von einer notifizierten Stelle begutachtet wird. Die offizielle Prüfung

der akkreditierten Prüfstelle kann dann ebenfalls im TELZ im Rahmen des ift Test-Vertrag stattfinden. Dupp betont: „Unser Ansatz ist ganzheitlich: Wir prüfen nicht nur Produkte, sondern betrachten immer den Gesamtzusammenhang von der Montage bis zur praktischen Anwendung. Durch die vertragliche und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem ift ist somit ein einzigartiges Leistungsportfolio entstanden.“

Kann man 400 Fenster retten?

Ein zentraler Bereich des TELZ ist die Ursachenforschung bei Schadensfällen. Im Gespräch berichtet Dupp über aktuelle Herausforderungen: Bei einem Schadensfall an einem Objekt an der Ostseeküste sind rund 400 Kunststofffenster in Laubengängen betroffen. Erste Versuche wurden durchgeführt, dabei löste sich eine Glasscheibe, was auf gravierende Konstruktions- oder Materialfehler hindeutet. Weitere Tests und eine umfassende Analyse sollen Klarheit über die Probleme bringen. Die Kombination aus fehlerhafter Konstruktion, unzureichender Montage und minderwertigen ­Materialien scheint in diesem Fall ein zentraler Faktor zu sein. „Manchmal sieht man in der Normungsarbeit viele theoretische Ansätze – die Praxis sieht oft anders aus“.

Weiteres Standbein auf Sylt

Das TELZ-Team ist bekannt für seinen praxisorientierten Ansatz und seine Anpassungsfähigkeit an regionale Besonderheiten. Das zeigt sich auch bei den Projekten in Küstenregionen. Dupp: „Manche Fenster funktionieren im Binnenland sehr gut, aber in Regionen wie der Ostsee oder auf Sylt stoßen sie an ihre Grenzen.“ Salzhaltige Luft, starke Winde und extreme Wetterbedingungen stellen besondere Anforderungen an Bauelemente. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, führt das TELZ nicht nur standardisierte Prüfungen durch, sondern bietet maßgeschneiderte Projektbegleitungen an. Dazu gehören Tests zur Witterungsbeständigkeit, zum Korrosionsschutz und zur Dichtigkeit. Mit seinem ganzheitlichen Ansatz unterstützt das TELZ Bauherren, Architekten und Hersteller bei der Entwicklung langlebiger und widerstandsfähiger Produkte. Dazu werden auch umfangreiche Beratungen durchgeführt – zum Beispiel in dem eigens dafür eingerichteten Büro auf Sylt. „Die Projekte, die wir übernehmen, sind nie Standard. Jedes hat seine Besonderheiten, und das macht unsere Arbeit so spannend.“

Gutachterliche Expertise am TELZ

Ein zentraler Bereich der Arbeit ist die Tätigkeit für Gerichts- und Privatgutachten. Dabei werden komplexe Fälle effizient und präzise analysiert. Eine tragende Rolle spielt Sachverständiger Eike Gehrts, bekannt durch seine früheren Tätigkeiten beim ift und VFF. Er bringt technisches Wissen und auch tiefe Einblicke in Normungs- und Prüfprozesse mit. Er ist verantwortlich für die Vorbereitung und Analyse von Gutachten, insbesondere bei Gerichtsverfahren. Er sichtet Akten, bereitet Beweise auf und erstellt präzise Dokumentationen. Die gutachterliche Tätigkeit umfasst insgesamt:

  • Gerichtsgutachten
  • Privatgutachten: Beratung und Unterstützung von Herstellern und Bauherren bei Schadensfällen.
  • Spezialuntersuchungen: Nachstellung von Einbruchsszenarien, Prüfung von Fensterkonstruktionen unter Extrembedingungen und mehr.
  • Internationale Projekte und kritische Infrastrukturen

    Das TELZ und die Expertenkompetenz sind auch international gefragt, zum

    Beispiel bei Großprojekten in ganz Europa und auch darüber hinaus. In Spanien werden beispielsweise seit sieben Jahren Bauleitungsaufgaben übernommen. Insbesondere im Bereich „Kritische Infrastrukturen“ hat das Prüfzentrum eigene Kompetenzen aufgebaut. Für prominente und exponierte Kunden werden maßgeschneiderte Lösungen entwickelt, die Ästhetik, Funktionalität und Sicherheit in Einklang bringen. Auch Spezialeinheiten der Polizei vertrauen Dupp und dem TELZ, um praxisnahe Tests an Fenstern und Türen durchführen zu können. Die Räumlichkeiten bieten Trainingsbedingungen, bei denen die Beamten an nachgebildeten Wänden, Türen oder Fenstern realitätsnah üben können. Die Kooperation ist für beide Seiten eine Bereicherung, die Herangehensweise der Polizei ist freilich eine ganz andere: Sie interessiert, wie sich Bauelemente möglichst schnell überwinden ­lassen.

    Theorie und Praxis im Schulterschluss

    Dupp plant, die Kapazitäten weiter auszubauen, etwa durch zusätzliche Hallen und Spezialgeräte. Die Vision: Wir wollen ein autarkes System für den Einsatz in kritischen Infrastrukturbereichen etablieren. Ein weiteres Ziel ist die Zusammenarbeit mit Schulen und die Nachwuchsförderung, um das Know-how für die Branche langfristig zu sichern. Schon jetzt ist das Testzentrum ein Ort, an dem sich Theorie und Praxis treffen, neue Lösungen entstehen und ein Team ständig an neuen Herausforderungen ­arbeitet.

    Daniel Mund

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