Die Corona-Pandemie und die zu deren Bekämpfung ergriffenen Maßnahmen bestimmen in Deutschland nach wie vor nahezu alle Lebens- und Arbeitsbereiche der Gesellschaft. Das gilt auch für die Universitäten und Schulen. Hier kommt es mehr denn je darauf an, eine angemessene Lüftung in den Unterrichtsräumen zu gewährleisten, die dem Gesundheitsschutz der Lernenden und Lehrkräfte Rechnung trägt und zur Eindämmung des Infektionsgeschehens beiträgt. Um die Entscheidungsträger und Planer bei der Auswahl und Umsetzung wissenschaftlich fundierter Lüftungskonzepte für Bildungsstätten zu unterstützen, hat der Verband Fensterautomation und Entrauchung e. V. (VFE) beim Institut für Technische Gebäudeausrüstung in Dresden (ITG) eine wissenschaftliche Stellungnahme in Auftrag gegeben, die die Möglichkeiten und das Potenzial der Schullüftung mit automatisierter und manueller Fensterlüftung detailliert beleuchtet. Im Fokus der ITG-Untersuchung: die Minimierung der Raumluftbelastung mit krankheitserregenden Viren wie z. B. SARS-CoV-2.
Geringere Betriebskosten, nachhaltiger als Lüftungsanlagen
Die Stellungnahme des ITG zeigt, dass insbesondere die kontrollierte natürliche Lüftung (KNL), bei der elektromotorisch angetriebene Fenster in Abhängigkeit thermischer, lufthygienischer und energetischer Zielstellungen unabhängig von den Raumnutzern „intelligent“ geöffnet und geschlossen werden, eine wesentliche Maßnahme zur wirksamen Eindämmung des Infektionsgeschehens bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung des Lehrbetriebes mit Präsenzunterricht darstellt. Die besonderen Vorteile der KNL-Anlagen: zum einen die deutlich geringeren Investitions- sowie Betriebskosten als beim Einsatz von Lüftungs- oder Klimaanlagen. Und zum anderen die energetisch nachhaltige und nutzerunabhängige Sensorsteuerung der Systeme, die eine zuverlässige Reduzierung der mit SARS-CoV-2-Viren kontaminierten Aerosole in der Raumluft ermöglicht und gleichzeitig zu allen Jahreszeiten eine ausreichende Frischluftversorgung gewährleistet, was sich positiv auf die Konzentrationsfähigkeit auswirkt.
Anders als eine Tröpfchen-Infektion – die mit Händewaschen, Abstand halten und einer Mund-Nasen-Bedeckung vermieden werden kann – können Aerosole, die mit SARS-CoV-2-Viren kontaminiert sind, durch ihr deutlich geringeres Gewicht länger in der Luft schweben und sich dabei in geschlossenen, nicht oder nur unzureichend durchlüfteten Räumen wie einem Klassenzimmer verteilen. Die Anwesenden sind damit den potenziellen Krankheitserregern ausgesetzt.
Paradigmenwechsel bei der Raumluft-Frage gefordert
In Deutschland werden rund 11 Mio. Lernende in Klassenräumen unterrichtet – in der Regel ohne ein Konzept zum nutzerunabhängigen Luftaustausch. Daher steht nach Beginn des neuen Schuljahres die Frage der angemessenen Lüftung mehr denn je im Fokus der Öffentlichkeit. Renommierte Aerosolforscher und Ingenieure fordern heute weltweit von der Politik einen Paradigmenwechsel beim Thema Raumlüftung, um Covid-19 und andere über die Luft übertragene Krankheitserreger zu bekämpfen: Ab sofort sollen Planer, Architekten und Bauingenieure schon bei der Gebäudeplanung Pathogene und deren Verbreitung mit einbeziehen.
Die komplette Stellungnahme des ITG sowie weitere Informationen zum Thema KNL allgemein und in Zusammenhang mit SARS-CoV-2-kontaminierten Aerosolen in Innenräumen können von der Website des VFE heruntergeladen werden: