Die Suche nach Alternativen zu Hart- und Tropenhölzern steht für Edwin Kubasch als Chef eines 46-Mitarbeiter-Betriebes mit Sitz im mecklenburgischen Mirow weit oben auf der Prioritätenliste: Das bisher hauptsächlich verbaute Meranti-Holz wird zunehmend knapp. So willigte der Tischlermeister gerne ein, als die Firmengruppe Enno Roggemann im Frühjahr 2006 vorschlug, „Accoya“ gemeinsam mit anderen Holzfensterherstellern in einem Praxisprojekt zu testen.
Labortests attestieren Gebrauchstauglichkeit
Umfangreiche Labortests belegen, dass sich das acetylierte Holz aus Radiata-Kiefer durch eine sehr hohe Dauerhaftigkeit auszeichnet und gegen Pilze, Mikroorganismen und Insekten (Resistenzklasse 1 nach DIN EN 350-2) resistent ist. Da „Accoya“ nur noch sehr wenig Feuchtigkeit aufnimmt, soll sich sein Quell- und Schwindverhalten im Vergleich zu unbehandeltem Holz im Außenbereich um bis zu 80 Prozent verringern. Mit einem Feuchtigkeitsgehalt von vier bis sechs Prozent verfügt es zudem über ausgezeichnete Wärmedämmeigenschaften und UV-Stabilität.
Als Mann der Praxis war Edwin Kubasch zunächst skeptisch: „Nach teilweise recht negativen Erfahrungen waren wir im Alltagsbetrieb auch auf Anraten unserer Handelspartner sehr vorsichtig mit dem Einsatz von Alternativhölzern. Gleichwohl sind wir innovativen Materialien gegenüber aufgeschlossen und erkennen die Chancen, die in ihrem Einsatz liegen können.“
Erste Erfahrung mit acetyliertem Fensterholz
Zu Beginn der Serienfertigung erwartete die Mehrzahl der Mitarbeiter, dass sich „Accoya“ mit seiner Rohdichte von 500 bis 550 Kilogramm pro Kubikmeter etwa wie Eiche verhält. Überraschenderweise zeigten jedoch bereits die ersten Hobeltests, wie auch das Aushobeln der ersten Kanteln aus 72er Massivkanteln an der CNC-Holzbearbeitungsmaschine, dass die Oberflächen im Vergleich zu anderen Hölzern sehr glatt wurden, die Hobelungen fielen sehr exakt aus. Weitere Tests mit den üblichen Kantelabmessungen brachten das gleiche Ergebnis. Auch in den Hirnholzbereichen fielen keine Ausfaserungen auf. Das Material bewies sich in der Produktion als unproblematisch und erreichte teilweise sogar ein besseres Niveau als die vergleichbaren Holzarten.
Vorteile bei der Oberflächenbehandlung
Klare Vorteile aber ergaben sich bei Zwischenschliff, Farbaufträgen und Endbehandlung. Die Schleifgänge zwischen den Beschichtungen verkürzten sich deutlich, die Schleifbänder zeigten weniger Abnutzung bei gleichzeitig gut haftender Beschichtung und idealer Farbauftragsverteilung. Sehr hilfreich war für Kubasch dabei die Unterstützung durch den Beschichtungsmittelhersteller Sikkens, der für „Accoya“ mittlerweile eine zehnjährige Gewährleistung auf lasierende und deckende Beschichtungssysteme ohne Wartungsanstrich und Auftrag einer Pflegemilch gebe.
Doch der mecklenburgische Fensterbauer ging noch weiter: Durch die Lacktests von Sikkens wusste er bereits, dass „Accoya“ nicht mehr imprägniert werden muss. Das erste Musterfenster wurde also nur mit einem handelsüblichen Bläuesperrgrund versehen und in einem mittleren Farbton direkt lasierend beschichtet. Anfang Juni 2006 an der Wetterseite der Werkhalle in Mirow angebracht, war das Bauteil nicht nur der direkten Bewitterungen, sondern auch täglichen prüfenden Blicken ausgesetzt. Bis heute zeigten sich keinerlei Schäden an der Oberfläche, die Hitze- und Nässeperioden des Jahres überstand das Fenster problemlos und ohne Veränderungen des Rahmens. Edwin Kubasch’s Fazit: „Mit diesen Erfahrungen ist für mich klar, dass wir „Accoya“ in unsere Angebotspalette aufnehmen und weitere Einsatzmöglichkeiten dieser neuen Art von Holzwerkstoff prüfen.|
Info
Das Verfahren der Acetylierung im Überblick
Unbehandeltes Holz enthält in seinen Zellwänden eine Vielzahl sogenannter freier Hydroxyl-Gruppen, die viel Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben. Die Acetylierung überführt diese in Acetyl-Gruppen. Dazu bringt man Essigsäureanhydrid – im Prinzip hochkonzentrierten Küchenessig - unter Wärme und Druck mit dem Holz in Reaktion. Die so veränderten Zellwände nehmen wesentlich weniger Wasser auf, sodass sich die Dimensionsstabilität des Holzes deutlich verbessert. Zudem können die modifizierten Holzzellen nicht durch Enzyme zersetzt werden: Mikroorganismen und Insekten können acetyliertes Holz nicht verdauen bzw. „erkennen“ es erst gar nicht als Nahrung. Acetylmoleküle bestehen aus Sauerstoff, Wasserstoff und Kohlenstoff und sind stets in kleinen Mengen in allen Holzarten enthalten. Damit bringt die Methode keine Substanzen in das Holz ein, die nicht auch natürlicherweise in ihm enthalten sind. Acetyliertes Holz ist zu 100 Prozent recycelbar und kann als Biomasse thermisch verwertet werden. Titan Wood besitzt die Patentrechte an dem Verfahren und stellt das Material unter dem Markennamen „Accoya“ her.
Kontakt
Enno Roggemann GmbH & Co.KG
Holzimport – Holzhandel
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