VFF-Geschäftsführer Frank Lange in der Pressekonferenz: Was den Markt betrifft, so prophezeite er, dass dieses Jahr noch wohl weitestgehend ordentlich verlaufe, die Auftragsbücher der Unternehmen seien gefüllt. Spannend werde aber nächstes Jahr. Dann werden einige Betriebe die Rezession, die Inflation und auch den Wohnbau-Einbruch deutlicher zu spüren bekommen. Ein Knick wird erwartet. Aber darüber hinaus gedacht sei man guten Mutes – schließlich habe man die richtigen Produkte für die aktuelle Zeit.
Helmuth Meeth bemühte seinen rheinischen Frohsinn für die Lagebeschreibung bzw. den entsprechenden Ausblick: „Et hät noch immer jot jegange.“
Noch vor dem Startschuss des Jahreskongresses wurde den Journalisten eröffnet, dass der Branchenvertretung in Berlin, der RTG (Repräsentanz Transparente Gebäudehülle), jetzt eine zusätzliche Unterstützerin beigesprungen ist: Neben Gesellschaftern wie Warema oder Somfy wird ab Oktober auch die Veka AG in der RTG mitwirken, kündigte Alexander Scholle, Prokurist von Veka an. Noch intensiver könne man jetzt den Fokus darauf ausrichten, bei den Politikern in Berlin Gehör für die Produkte des Fenster- und Fassadenbaus zu finden.
Der Verband selbst sieht sich gut aufgestellt – immerhin seien binnen Jahresfrist 15 neue Mitglieder hinzugekommen. Man habe zwar das selbstgesteckte Ziel noch nicht erreicht, jedenfalls „nicht in dem Sinne, wie ich das gerne hätte,“ so Verbandspräsident Helmut Meeth, aber man arbeite weiterhin daran. Auf den Jahreskongress 2023 gab es bereits einen ersten Ausblick. Dann trifft sich die Branche wieder in Berlin (15.-16. Juni).
Blickt man auf das Tagungs-Programm, so drehte es sich diesmal inhaltlich alles um die Themen Arbeit 4.0 und digitale Transformation.
Dabei schenkte Keynote-Speakerin Kerstin Plehwe der Branche reinen Wein ein: Authentizität und Nahbarkeit als Arbeitgeber und als Unternehmer sind gefragt, darüber hinaus hat man als Unternehmen reichlich Angebote in Sachen Arbeitszeiten, Arbeitsorte, Mitgestaltung, Kommunikation, Führungskultur zu machen, sonst wird das nichts mit der Fachkräfteversorgung. Mancher wird sich gefragt haben, „wo ist die Grenze?“ Plehwes ernüchternde Antwort darauf: Die gibt es nicht, die Leitplanken sind weg, die GenZ wird dem Markt noch einiges abverlangen. In diesem Sinne: „Bye, Bye, Berechenbarkeit“
Angesichts immenser Herausforderungen, in der sich die Branche aktuell befindet, hatte mancher Teilnehmer auf der Vortragsagenda noch das ein oder andere Schlaglicht in Bezug auf die Kostensituation, auf die wirtschaftliche Lage oder die Versorgungsfrage vermisst – und wurde dann auch nicht enttäuscht: Dieses Schlaglicht wurde – recht spontan – von den Kongressmachern am zweiten Tag in die Agenda eingebaut wurde: Thomas Dinkuth von der RTG schilderte im Interview auf der Bühne von der „totalen Krisenstimmung“ in Berlin. Da stehe die „Gebäudeeffizienz leider immer erst an Punkt 10 in der Agenda.“ Die Lobbyvertretung kämpfe dafür, dass der Stellenwert hier noch mehr Bedeutung erhalte. Der erfahrene Interessenvertreter hatte weitere spannende Infos im Gepäck – so gibt es offenbar auch in Ministerien konkrete Überlegungen, den Austausch bestimmter Fenster verpflichtend festzuschreiben.
Recht konkrete Potenziale zeigte im Folgebeitrag Emanuel Heisenberg als Gründer von ecoworks auf. Mit der seriellen Sanierung und einem standardisierten digitalen Projektprozess könnten immens viel Ressourcen geschont werden. Das Start-Up-Unternehmen ecoworks entwickelt innovative Bauteile und Technologien, die eine Verlagerung von bis zu achtzig Prozent der Aufgaben von der Baustelle in die Fabrik ermögliche. Dazu zählen vorgefertigte Elemente einer Gebäudehülle mit bereits integrierten Fenstern, Türen und intelligenter Haustechnik sowie ein digitaler 3D Planungs- und Werksprozess. Heisenberg sparte in seinem Vortrag auch nicht Aussagen zu konkreten Umsatzerwartungen: 2027 soll das Unternehmen mehr als eine Milliarde Euro Umsatz erwirtschaften – in diesem Jahr werden es rund acht Millionen Euro sein.
Dass die digitale Transformation gar nicht so schwierig ist, zeigte im Anschluss Ömer Atiker auf der Bühne. Man müsse „nur“ die richtige Balance finden zwischen Technik, Umsatz und Mitarbeitern.
Mit einem guten Gefühl entließ dann Fußballschiedsrichter Urs Meier die Branche aus dem Kongresssaal ins Wochenende, schließlich macht das Team den Unterschied.