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Gargiulo

Akribie und Netzwerken bringt den Erfolgskurs

Wiedersehen in Nehren: Schon auf der FENSTERBAU im März hatten wir ein gut gelauntes Gargiulo-Team erleben dürfen. Jetzt der Lokaltermin in Ofterdingen südlich von Tübingen – es geht um die Frage, der aktuellen Marktsituation im Allgemeinen und das frische Auftreten des Zulieferers für die Systemgeber und der Handelshäuser im Besonderen.

Die Messepremiere als Profillieferant in Nürnberg stuft das ganze Team um Familie Gargiulo als sehr bemerkenswert ein – und erfolgreich sowieso. Das habe soviel Lust auf Messe gemacht, dass man gleich auch die BAU 2025 in München und die nächste Ausgabe der Frontale in 2026 fix gemacht habe. Die Marktaussichten lassen sich deshalb als etwas verzerrt beurteilen, schließlich wirke die sehr erfolgreich verlaufene Messe noch nach.

„Für uns“, sagt Luisa Gargiulo im Gespräch, „waren die Messe und alle begleitenden publizistischen Aktivitäten ein weiterer Meilenstein in unserer Entwicklung. Der Bekanntheitsgrad sei gestiegen, „das hat dazu geführt, dass wir heute mit unseren Isolierstegen, Dämmschäumen und vielen anderen kundenspezifischen Entwicklungen bei den Herstellern von Fenstern und Aluminiumverbundsystemen ganz anders im Bewusstsein sind – und das merken wir auch an der Nachfrage“.

„Aber“, ergänzt Marcus Müller, „das ist eine Momentaufnahme. Jetzt gilt es, nicht stehenzubleiben – weil es auch in Zukunft noch interessante Themen rund um die Gargiulo GmbH zu berichten gibt.“

Eigene EPDs in Vorbereitung

Und von diesen Themen erfahren wir exklusiv beim Unternehmensbesuch: Während der Hersteller von PE- und PET-Schäumen, thermischen Trennungen oder Verbundleisten im Bereich der Kreislaufwirtschaft auf eine Cradle-to-Cradle-Vorstufe verweist, läuft aktuell das Projekt einer eigenen Environmental Product Declaration, kurz EPD, für den Produktbereich thermische Trennungen.

Geschäftsführer Fabio Gargiulo

Foto: Gargiulo

Geschäftsführer Fabio Gargiulo

Komplette Kunststoff-Expertise

Im Bereich der thermischen Trennungen – also den wichtigen Isolierstegen für Aluminiumsysteme – geht es um Polyamid (PA) oder Low Conductivity Polyamid (LC-PA) mit Glasfaserverstärkung oder modifiziertem ABS. Diese Werkstoffe sind maßgeblich dafür verantwortlich, den Wärmedurchgangskoeffizienten eines Aluminiumprofils zu senken.

Daneben kann die gesamte Schaum-Klaviatur gespielt werden. Dabei geht es um PE-, HT- und PET-Schäume. Sogar ein Bio-PE-Schaum auf Basis von Zuckerrüben ist im Portfolio. Hier ist die Nachfrage allerdings noch sehr gering, denn: „Jeder will damit in den Markt, aber kaum jemand will entsprechende Mehrpreise akzeptieren“, räumt Luisa Gargiulo ein.
Neben der Schaumvielfalt hat der Anbieter ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: Dem patentierten Schneidverfahren im Bereich der Polyethylen (PE)-Schäume. Damit lassen sich sehr komplexe Geometrien und kleine Losgrößen realisieren – bei gleichzeitig kurzen Lieferzeiten. „Bei diesem Verfahren schneiden wir den Schaumstoff aus einem großen Dämmblock in einem Arbeitsgang endlos auf Kontur. So entstehen sehr scharfe und formgetreue Konturen mit einer haptisch rauen Oberfläche“, erklärt Vertriebsleiter Müller das Verfahren.
Am Ende behält der Schaum seine hervorragende Weichheit, Homogenität und alle Eigenschaften wie Brandklasse und Wärmeleitwert. Vor allem bleibt der Schaum nach der Formgebung geschlossenzellig und nimmt keine Feuchtigkeit auf.

Es kommt darauf an, was man daraus macht

Bei den Polyamid (PA)-Stegen kommt es einerseits auf den hochentwickelten Extrusionsprozess an. 21 Extruder sorgen hier für Profile mit herausragender Maßhaltigkeit. Andererseits ist die Profil-Nachbearbeitung eine wichtige Gargiulo-Kompetenz: Die angeschlossenen Formatierungsanlagen erfüllen individuelle Kundenanforderungen. Anschließend werden weitere Arbeitsschritte am Profil durchgeführt – sei es eine integrierte Folie, eine Bohrung oder mehr.

Überhaupt ist das ein Erfolgsrezept des agilen schwäbischen Unternehmens mit italienischen Wurzeln: Man wächst mit den Herausforderungen, die durch die Kunden gefordert werden. Gemeinsam sucht man an einer Lösung – immer mehr große System- und Elementehersteller wissen das zu schätzen und möchten mit den Experten aus Nehren bei Tübingen ins Gespräch kommen.
Die insgesamt knapp 70 Extruder des Unternehmens sind jedenfalls im Dreischichtbetrieb ausgelastet. Zeichnen sich Produktionsspitzen ab, können die Kapazitäten trotzdem hochskaliert werden. Die Extruder werden übrigens mit eigens entwickelten und hergestellten Werkzeugen bestückt – eine Tatsache, auf die man besonders stolz ist und die mit der Unternehmens-Geschichte zusammenhängt: Vater Vincenco Gargiulo gründete das Unternehmen mit dem Bau von Extrusionswerkzeugen.
Den Entwicklungsgeist hat der Sohn Fabio übernommen: Er kann sich für die großen und kleinen Entwicklungsschritte in allen technischen Bereichen begeistern und weiß ganz genau, welche Stellschrauben zu drehen sind, wenn am Ende ein für den Kunden passendes Produkt herauskommen muss.

Fabio Gargiulo geht ins Detail: „Wir nehmen Kunden ein nachträgliches Ausschäumen oder Einschieben von Schäumen nach dem Pulverbeschichten ab, da unser eigens entwickelte HT-Schaum temperaturstabil ist. Dieser wird bereits in unserer Fertigung mit der Verbundleiste vor Auslieferung verbunden. Der Kunde muss nichts weiter tun als die Verbundleiste einrollen und hat sofort die Dämmung verbaut.“
Und weil der Schaum so gute Produkteigenschaften besitzt, ist aus dieser Produktentwicklung sogar eine weitere Innovation entstanden: Das Unterbauprofil Insufox, dass über hervorragende Dämmeigenschaften und Druckfestigkeiten verfügt und höchsten Beanspruchungen standhält.

Aluminiumfenster sind nichts ohne Kunststoff

Grundsätzlich ist Gargiulo überzeugt, dass technische Kunststoffe viel besser sind als ihr Ruf: „Im Aluminiumfenster steckt so viel Kunststoff. Ohne den würden sie gar nicht funktionieren.“
Ähnlich sieht es Vertriebsexperte Marcus Müller, der seit 2016 zum Team gehört und viel für Gargiulo erreicht hat. Mit ihm ist es gelungen, mit den Kunden zu wachsen und auch die Kundenzahl deutlich zu erhöhen. Der Netzwerker par excellence sieht aber auch für die Zukunft großes Potenzial für das Unternehmen.

Neben Isolierstegen und Schäume hat das Unternehmen ein weiteres Standbein: Ein eigenes PVC-System. Dieses Profil mit Namen „Wingo“ wird in Italien und Spanien vertrieben. Verarbeiter können auf ein ausgereiftes 80er-Mitteldichtungssystem zurückgreifen. „Technisch brauchen wir uns damit nicht zu verstecken, aber einen Vertrieb in der DACH-Region vermeiden wir, um mit unseren Kunden nicht in eine Konkurrenzsituation zu gehen“, erklärt Müller.

Daniel Mund

Insufox-Elemente verbunden im praktischen Nut-­Feder-Prinzip

Foto: Gargiulo GmbH

Insufox-Elemente verbunden im praktischen Nut-­Feder-Prinzip

Vom Werkzeugmacher zum Profillieferanten

Als Vincenzo Gargiulo nach Deutschland kommt, ist er 13. Was der Lehrer in der Schule von ihm will, versteht er nicht. Dass die Gegenspieler den talentierten Kicker mit ausländerfeindlichen Sprüchen bis aufs Blut reizen, hingegen schon. Aus seinen Tränen wird Entschlossenheit.

Heute sind Luisa und Fabio Gargiulo Geschäftsführer der Gargiulo GmbH, mit einem halben Dutzend Produktionsstätten am Unternehmenssitz in Nehren und dem Gründungsstandort Ofterdingen. Tochter und Sohn, zuständig für Finanzen und Personal sowie Entwicklung und Produktion.

Gründer Vincenzo Gargiulo versichert, auf beide Kinder niemals Druck ausgeübt zu haben, was die Firmenübernahme angeht. Tochter Luisa probierte sich auch bei der namhaften Modefirma Marc Cain im Nachbarort aus, als Projektkoordinatorin, kehrte dann aber trotzdem zurück ins Familienunternehmen. Bei ihrem Bruder Fabio, studierter Kunststofftechniker, war von vornherein klar, dass er die Chance im Familienbetrieb nutzen werde.

Vater Vincenzo gründete 1989 sein Unternehmen. Anfangs mit dem Bau von Extrusionswerkzeugen, später sollten noch die Maschinen dazukommen. Ab da beginnt eine Reihe von Entwicklungsschritten, bei denen jeweils der Impuls von außen kam: „Die von mir entwickelten Werkzeuge mussten eingefahren werden. Zu diesem Zweck hatte ich 3 Extrusionslinien für den Probebetrieb gekauft“, erinnert sich der Unternehmer. Da kam mein damals größter Kunde auf mich zu und sagte: „Die Werkzeuge sind gut, aber Du machst doch sowieso den Probebetrieb. Dann extrudiere uns doch die erste Strecke.“ Daraus sei schnell immer mehr geworden. Und plötzlich habe es geheißen: „Schicke uns doch am besten gleich die Profile statt der Werkzeuge – plötzlich war ich ein Extrusionsunternehmen.“

Einige Jahre später hatte ein Kunde im Gespräch die Bemerkung fallen gelassen, dass aktuell nur ein Lieferant in der Lage sei, Schäume zu liefern. Für Vincenzo Gargiulo ein Impuls, der den kompletten Zuschnitt des Familienunternehmens verändern sollte. „Ohne diesen Mut“, sagt die Tochter Luisa, „wären wir heute nicht, wo wir sind.“ Denn ausgehend von Standard-PVC-Profilen, wächst der Bereich der Gebäudedämmung immer weiter – nicht zuletzt durch den Input vom Sohn: „Ohne Fabio“, sagt seine Schwester voller Anerkennung, „wären wir bei Themen wie den Verbundleisten und den Schäumen nicht, wo wir sind.“ Ähnlich schätzt Vater Vincenzo das ein: „Ich habe auch schon mal – vor vielen Jahren – auf der Frontale ausgestellt, aber Werkzeuge. Heute, dank der Entwicklungen von Fabio, zeigen wir dort Produkte.“

So verfügt das Unternehmen nun im Bereich thermischer Trennungen für Aluminiumprofile, aus Polyamid oder ABS, über ein breites Portfolio, je nach geforderter Prozesskomplexität. Gleichzeitig mit den Produkten entwickelt die Gargiulo GmbH laufend auch Fertigungsprozesse weiter – freilich stets mit dem Ziel, noch individueller auf Kundenwünsche einzugehen und den Partnern, sozusagen ab Werk, wo möglich auch Arbeitsschritte abzunehmen. „Schließlich schafft genau das Wertschöpfung“, sagt Luisa Gargiulo.

Unterm Strich hat die Familie Gargiulo weit überwiegend ein überwältigendes Gespür für zukunftsfähige Themen und Entwicklungspotenziale unter Beweis gestellt: „Beim Bauen geht es darum, Energieverluste zu minimieren – und das seit jeher“, sagt Vincenzo Gargiulo. Es ist, auch unter Einbeziehung der Kunden, eine Gemeinschaft entstanden, die stets konstruktiv und mit Wohlwollen für das Gegenüber nach dem vielgerühmten Mehrwert für beide Seiten strebt. Eine wahrlich starke Basis, um die nächsten Herausforderungen, die der Markt aufwirft, miteinander zu bestehen. (Text: Reinhold Kober)www.gargiulo.de

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