Für Initiator und Seminarleiter Peter Schober war es die letzte Veranstaltung seiner aktiven Karriere, da er sich Ende August in den Ruhestand verabschiedet. Schober ließ es sich freilich nicht nehmen, auf der Veranstaltung selbst zum Mikrofon zu greifen und auf 40 Jahre Fenstertechnik zurückzublicken. Er vermischte dabei unterhaltsam Interessantes, Kurioses und Heiteres und erwähnte auch die Meilensteine seiner Tätigkeit – beispielsweise die Ausstellung des Morgenfenster vor 3 Jahren – an der Holzforschung Austria und zum Fenster-Türen-Treff. Schober hat sein ganzes Berufsleben an dem Institut verbracht und mit dem FTT vor über 20 Jahren einen wichtigen Branchentreff in der Österreichischen Fensterszene und bald auch darüber hinaus geschaffen. Sein Fazit viel ganz nach seiner Art unprätentiös aus: „Ich konnte viel lernen in 40 Jahren Arbeitszeit.“
Nach dem Abgang unter Standing Ovations der Teilnehmenden übergab Schober seine Agenden live auf der Bühne an seine Nachfolgerin Dr. Julia Bachinger die ab 1. September 2023 den Fensterbereich der Holzforschung Austria leiten wird. Sie übernimmt ebenfalls den Fenster-Türen-Treff als Seminarleiterin und hat schon mit dem Programm für 2024 begonnen.
Welche Themen auf der Bühne platziert wurden
Arch. Andreas Kleboth (Kleboth und Dollnig ZT GmbH) eröffnete die Tagungsagenda mit dem Keynote Vortrag ein „Window of Opportunity“. Er zeigte, dass gesellschaftliche und technologische Trends eine Chance fürs Bauen allgemein sowie für die Fenster- und Türenbranche im Speziellen sind.
In die gleiche Kerbe schlug der Referent Christoph Rellstab (Berner Fachhochschule BFH). Er wagte einen Blick in die (Fenster-)Glaskugel und plädierte für intelligente und selbstständige Fenster, die sowohl förderlich für die Gesundheit, Behaglichkeit und das Sicherheitsempfinden sind, als auch eine zentrale Rolle als Energieproduzent im Gebäudepark einnehmen.
Danach holte der Marktexperte Andreas Kreutzer (Branchenradar) die Zuseher wieder in die Gegenwart retour. Laut Kreutzer wird sich der Rückgang des Neubaus, gepaart mit einem überschaubaren Sanierungspotential, auf das Wachstum des klassischen Fenstermarktes auswirken.
Dem „Funktionsfenster“ gehört die Zukunft
Dr. Julia Bachinger (Holzforschung Austria) eröffnete den zweiten Block „Forschung & Entwicklung“ und zeigte in ihrem Vortrag das Optimierungspotential des Hochleistungsbauteiles Fenster im Klimawandel. Sie lieferte Ergebnisse für einen ganzheitlichen Lösungsansatz zur Reduktion des Energiebedarfes der Kühlung und Heizung bei gleichzeitig guter Tageslichtversorgung (die GW berichtete in Ausgabe 03/23). In seinem Referat „Sonnenschutz und Tageslichtlösungen“ ging Martin Hauer (Universität Innsbruck) danach auf neue Messverfahren sowie integrale Steuerkonzepte und -strategien für Tages- und Kunstlichtsysteme ein.
Fenstermontage: Kleben statt Schrauben
Der zweite Tag des Fenster-Türen-Treff, durch den Dr. Julia Bachinger als Moderatorin führte, stand ganz im Zeichen der Technik. Georg Steiner (Holzforschung Austria) eröffnete den Block über mit dem Vortrag „Plugin Fenstermontage“, in dem er die Möglichkeiten der dauerhaften Verklebung eines Fensters mit der Wand aufzeigte (siehe auch GW Ausgabe 11/22). Daraus könnte ein neuartiges und vereinfachtes Montageverfahren entwickelt werden, um Kosten und Montagemängel zu reduzieren.
Danach warf Christina Fürhapper (Holzforschung Austria) einen chemisch-analytischen Blick in Holz-Altfenster, die sie im Kontext der nachhaltigen Kreislaufführung des Rahmenmaterials auf die Problemstoffverteilung und -abtrennung durchleuchtet hat.
Johannes Schatzer (Kamper Handwerk+Bau GmbH) begeisterte im Anschluss mit seiner Präsentation über moderne Türentechnik im österreichischen Parlament. Er erläuterte die Anforderungen an die Nachrüstung der historischen sowie nach historischem Vorbild nachgebauten Türen in Punkto Sicherheit, Barrierefreiheit, Brandschutz und elektrischen Antrieben.