Die Moderatoren Martin Prösler, Pia Grund-Ludwig (Chefredakteurin des Gebäude Energieberaters) und Daniel Mund (Chefredakteur der GLASWELT) konnten zum dritten Mal ihr Publikum zum Fachforum begrüßten. Das rein digitale Fachforum bot Unternehmen eine ausgezeichnete Plattform, ihre Fachthemen und Lösungskonzepte zu präsentieren.
Schellnhuber redet alle ins Gewissen
Hans Joachim Schellnhuber rückte als erster Keynote-Speaker in seinem Vortrag bereits das Kernthema in den Blickpunkt. Deutschlands bekanntester Klimaforscher erinnerte daran, dass jetzt gehandelt werden muss. Es müsse eine umfassende Bauwende angegangen werden, in der sowohl die Baupolitik als auch Unternehmen und Hersteller noch innovativer denken und handeln müssen. Ein drastischer Einstieg, der sowohl dem Moderatoren-Team, als auch allen Zuhörenden im weiteren Verlauf der Veranstaltung gegenwärtig blieb.
Neue Herausforderungen in der Bauproduktion
Das Thema Nachhaltigkeit dominierte am ersten Tag des Fachforums auch die Präsentationen der Hersteller aus der Bauindustrie. So zeigte Colt International verschiedene anpassbare Sonnenschutzsysteme für Glasfassaden. Deceunick präsentierte recyclebare Kunststofffenster, die eine nachhaltige Architektur unterstützen und ein Produkt, das fast gänzlich aus recyceltem PVC-Material besteht. Beim Abschlussgespräch in der Runde resümierten die Moderatorin und die Moderatoren, dass aus allen Beiträgen des Tages ein klarer Appell hervorgehe: „Alle am Bau Schaffende müssen etwas tun!“ Die systematische Veränderung beim Einsatz von Energien, das Erreichen einer CO2-Senkung und das Recycling von Materialien sind die Schlüssel der Bauwende.
Relevanz der Gebäudehülle
Christine Lemaitre, Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) vertiefte am zweiten Tag die Wichtigkeit der Gebäudehülle für nachhaltiges Bauen. Sie plädierte für eine allgemeine Transformation von Erwartungen an die optische Beschaffenheit von Gebäuden im Hinblick auf den Klimaschutz und äußerte den Wunsch an ein systematisches Umdenken. Weiterhin erinnerte sie daran, dass auch alte Gebäude als Prozesse verstanden werden sollten, die im Sinne der Nachhaltigkeit stets verändert werden müssten und nicht als endgültig betrachtet werden sollten. Wir stünden in der Verantwortung, den Schutz von Klima und Ressourcen nicht nur im Neubau zu berücksichtigen, sondern müssten auch im Bestand Wiedergutmachung leisten, betonte Lemaitre in ihrem Vortrag. Sie beendete ihre Mahnrede mit der Aufforderung, beim Fassadenbau die Vermeidung von Klimageräten miteinzubeziehen.
Eurowindoor-Präsidentin Verena Oberrauch stellte die Ziele der Organisation vor, in der 19 Verbände aus Fenster- und Fassadenbau aus 14 europäischen Ländern gemeinsam die Interessen der Branchenhersteller vertreten. Es sei vor allem wichtig, die Förderungen im Fensteraustausch in Europa zu stärken und zu vereinheitlichen, um den Klimazielen näher zu kommen. Als Mitglied im Verwaltungsrat von Finstral stellte sie außerdem die nachhaltige Lösung Fensterzarge vor, die schon beim Einbau einen einfachen Fenstertausch vorsieht.
Weitere Unternehmen mit innovativen Ansätzen
Für die Teilnehmer sorgte zudem der Beitrag von Michel Durieux vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) zu einem erheblichem Erkenntnisgewinn: Er stellte die Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz vor sowie den von der Initiative entwickelten Leitfaden zur Unterstützung beim energieeffizienten Bauen auf. Dieser soll Betrieben helfen, Energieeinsparpotenziale im eigenen Unternehmen zu erkennen und zu nutzen. Ein weiteres Hilfsmittel, um die Energiewende in mittelständischen Betrieben voranzubringen, ist das E-Tool Energiebuch. Hierbei handelt es sich um ein Energieverbrauchserfassungsinstrument zur Datenerfassung des eigenen Verbrauchs.
Serielles Sanieren im Fokus
Claudia Siegele, Redakteurin des Gebäude Energieberaters, beendete die diesjährige Vortragsrunde des Fachforums mit Projekt-Vorstellungen. Die Beispiele weisen Besonderheiten in der konzeptionellen Sanierung auf. Aus der Präsentation ging die Wichtigkeit von einzigartigen Pilotprojekten hervor, um nachhaltige Sanierungsmethoden voranzutreiben und reizvoll zu machen.
Für Entspannung zwischen den Vorträgen sorgten kurzweilige Yoga-Pausen zum Mitmachen und Durchatmen mit Trainerin Katharina. Weiterhin machten Umfragen, bei denen alle Teilnehmenden abstimmen konnten, und die Möglichkeit, im Chat zu jedem Thema Fragen zu stellen, das Fachforum zum interaktiven Erlebnis. Auch im kommenden Jahr werden der Gebäude Energieberater und die GLASWELT erneut zu „Gebäudehülle im Fokus 2023“ im November einladen.