_ Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, dass sich bis 2050 der öffentliche Gebäudebestand nahezu klimaneutral darstellen soll. Und in der EU-Gebäuderichtlinie hat man das Ziel formuliert, dass bis 2030 etwa 50 Prozent der Gebäude im Passivhaus-Standard gedämmt sein sollen.
Wir alle wissen: Bereits jetzt kann mit den Produkten der Fenster- und Fassadenbranche viel Energie eingespart werden. Doch die Entwicklungsabteilungen in der Branche bleiben nicht untätig und die Elemente und Details werden immer weiter entwickelt – nicht nur in Hinsicht auf noch energieeffizientere Bauteile, sondern auch um die Elemente schneller und effizienter montieren zu können, optisch ansprechender zu gestalten, besser mit der Haustechnik zu vernetzen, die Bedienung komfortabler zu machen und die Bewohner noch effektiver vor Einbrechern zu schützen. Wir haben Fensterbauer und Branchenkenner zu ihrer Meinung zum Fenster der Zukunft befragt und sehr unterschiedliche Antworten erhalten. Eines ist klar: In Zukunft werden am Fenster diese drei Bestandteile eine große Rolle spielen: Der Rahmen, das Glas und der Sonnenschutz. —
Das Fenster als Energiequelle
Folien im SZR mit mikroelektronischen Funktionen
Auch im Bereich der Rahmenmaterialien wird es weitere Veränderungen geben. Automatische Zugangskontrolle, Lüften mit motorischen Fenstern, Sicht- und Sonnenschutz werden den Nutzern mehr Komfort, Sicherheit und vor allem Energieeinsparung bieten. Dabei gilt für mich auch 2030, dass die einzelnen Zielgruppen im Hinblick auf Alter, Nutzungsverhalten und Akzeptanz unterschiedliche Anforderungen haben werden. Gerade deshalb vertrete ich mit Blick auf die Zukunft, dass es nicht immer erforderlich ist, das komplette Haus automatisieren zu lassen – hier muss aus der Sicht der Anwender gearbeitet werden. Weniger ist manchmal mehr.
Unsere Fenster werden sich immer weiter zu einem mechatronischen Element entwickeln. Ich sehe 2030 eine intuitive Bedienung und einen für uns Menschen sofort spürbaren Nutzen, der vor allem die Schaffung eines für das persönliche Wohlbefinden erforderlichen Effektes zur Folge haben wird.
Wir Menschen brauchen Räume, die uns beim wahren „Abschalten“ vom Arbeitstag unterstützen. Das Glas (oder ein anderes Produkt) wird dabei eine wesentliche Rolle spielen. Ob als Farbgeber, Solarkollektor oder gar als „großes Kino“ – die Mikroelektronik wird es möglich machen. Selbstreinigung, Lichtlenkung und Funktionswechsel nach Bedarf sind für mich die Schlagwörter. Solche Entwicklungen werden noch stärker der Forderung Rechnung tragen, dass im Sommer der Sonnenschutz wichtiger ist und im Winter die Wärmedämmung. So manche Eigenschaft wird dabei auch Luxus bleiben.
Aber: Was nützen uns die größten, sichersten und schwersten Fensterelemente, wenn wir sie auf den oftmals nur schwer zugänglichen und unaufgeräumt vorgefundenen Bauvorhaben nicht mehr mit der eigenen Kraft bewegen können? Neue Technik wird uns dabei helfen, aber eben nur helfen. Ich lasse mich davon nicht abbringen: Wir brauchen deutlich leichtere Fenster. Wenn ich in die „Glaskugel“ schaue, sehe ich im Jahr 2030 nicht nur noch Glas in unseren Fenstern. Ich sehe auch unser typisches 3-fach-Isolierglas nicht mehr. Ich sehe Scheibenaufbauten in einer ganz neuen Generation. Folien im Scheibenzwischenraum, und diese mit mikroelektronischen Funktionen ausgestattet, halte ich für möglich.
Ich bin fest davon überzeugt, dass wir vor allem unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit Produkte haben werden, die für unsere Kinder und Enkelkinder die Zukunft sicherer machen werden.
Automobil, Küche und Bad sind Beispielgeber für Fenster und Tür
Dennoch gibt es aktuell zahlreiche Hinweise darauf, dass und wie sich Fenster in der Zukunft verändern. Was an Funktionalität im Automobil (z. B. keyless-go), in Küche (z. B. smart-close) oder Bad (no-touch) heute vielfach schon Standard ist, wird in ähnlicher Form auch im Fenster und, schneller noch, in der Tür zukünftig Einzug halten.
Durchsetzen wird sich aber nur, was nachvollziehbaren Nutzen stiftet; ob dieser nun unmittelbar erkennbar ist, wie eine sinnfällige, dauerhaft einfache und sichere Bedienung, Einbruchschutz und Energieeffizienz, oder als Zusatznutzen individuell gewählt werden kann, wie Smart-Home-Eignung, integrierte Luftsteuerung und weitere interessante Eigenschaften. Dabei muss es die Branche schaffen, diesen Nutzen auch bis zum Endkunden zu kommunizieren.
Der Kunde bestimmt das Aussehen
Im Zwischenraum wird ein sehr gut gedämmtes Material verwendet, das eine sehr gute statische Eigenschaft hat und gleichzeitig leicht ist, sodass das Fenster nicht zu schwer wird. Teure Materialien werden nicht mehr in so großem Querschnitt gebraucht, was zu Kostenreduktionen führt.
Das Glas wird ganz bestimmte Funktionen erfüllen: leicht, hohe Wärmedämmung, optimaler Energiedurchlass (g-Wert), sicher und auch mit PV-Funktion ausgestattet. Zwischen den Gläsern wird optional eine eingebaute Jalousie sein, die automatisch gesteuert wird. Im Fenster oder der dazu gehörigen Fensterbank wird eine Lüftung mit Wärmetauscher eingebaut sein. Der Lüfter wird über eine in der Fensterbank eingebaute PV betrieben.
Das Fenster wird folglich alle Funktionen haben, sodass der Kunde nicht lüften und es nicht pflegen muss. Im Außenbereich wird je nach Material eine Beschichtung auf dem Produkt sein, sodass das Putzen reduziert wird.
Bei den Fensterbeschlägen wird außer dem Griff nichts mehr zu sehen sein, alles ist sehr sicher und die Entwässerung funktioniert verdeckt.
Der Kunde wird sehr viel Spaß mit seinem Produkt haben und seinen Wohnkomfort enorm verbessern, ohne dass er sich permanent kümmern muss. So entsteht Freude am Fenster.
Die Lüftung gehört einfach zum Fenster
Der Variantenreichtum wird sich vervielfachen
Den stärksten Einfluss auf die Fensterentwicklung übt nach meiner Überzeugung ein Trend aus, der sich schon jetzt in fast allen Lebensbereichen abzeichnet. Dabei geht es um konsequente Individualisierung. Sie muss wesentliche Tendenzen bzw. Herausforderungen integrieren, die wir bereits heute konkret spüren. Markante Beispiele dafür sind Energieeinsparung bzw. -effizienz, Gebäudeautomation, Nutzerkomfort, Ästhetik und intelligente Prozesstechnologien. Daraus folgt, dass das (wohnraumspezifische) Fenster von morgen ein „Multitalent” ist.
Die Menschen werden künftig immer weniger bereit sein, Produkte und Systeme zu akzeptieren, die ihre ganz persönlichen Wünsche und Bedürfnisse ignorieren. Darauf muss sich auch die Fensterbranche – übrigens im ureigenen Interesse – einstellen. Das heißt: Der Variantenreichtum von Fenstern wird sich bis 2030 sogar innerhalb einzelner Modellreihen vervielfachen. Welche Dimensionen das annehmen kann, zeigt exemplarisch die durchaus rasante Evolution bei Bad- und Küchenarmaturen. War der Verbraucher früher z. B. mit einem einzigen Einhandmischer in Chrom zufrieden, verlangt (und erhält) er heute ein Portfolio, das faktisch jeden noch so „exotischen” Typenwunsch erfüllt und mit den Anfängen letztlich nur noch eine Gemeinsamkeit hat: Es kommt Wasser heraus.
Ähnliches werden wir bei Fenstern erleben. Das wirkt sich natürlich auch erheblich auf Produktionsverfahren aus. Es gilt, die Fertigungsprozesse so rationell, effizient und flexibel zu gestalten, dass selbst die Herstellung von Kleinstserien wirtschaftlich ist. Ansonsten glaube ich, dass das Fenster 2030 u. a. wenig Rahmen und viel Glas und damit Transparenz aufweist, energiesparend und trotzdem schön ist, als fester Bestandteil im Smart Home-Verbund fungiert und über eine in der Regel elektrische Funktionssteuerung verfügt. Von all dem bleiben Beschlagsysteme nicht unberührt. Sie müssen ebenfalls „neu gedacht” werden. Eine mögliche Evolutionsstufe: Beschläge, die voreinstellbar verschiedene Öffnungsarten ermöglichen. Außerdem bietet das Thema „Beschlag und Glas” großes innovatives Potenzial.
Fenster mit High-Performance
Austauschbarer Kunststoff-Dekor
Fenster mit auswechselbaren Oberflächenschalen
Bei der Gebrauchstauglichkeit stehen Barrierefreiheit, Kinderschutz und Vereinfachung der Montage im Vordergrund. Da sich während der „Lebensdauer“ eines Fensters die Ansprüche an das Design meistens mehrmals ändern, werden die Fenster mit auswechselbaren Oberflächenschalen ausgestattet sein. Somit kann man die Formgebung und die Farbgestaltung in diesem Zyklus auf Wunsch anpassen. Ein höheres Augenmerk wird auf die Wiederverwendbarkeit der beim Produkt eingesetzten Materialien und die Produktionsprozesse gelegt werden. Außerdem werden die Elemente bis dahin eine erhebliche Gewichtsreduktion erleben. In Summe werden Fenster zum „Hightech-Produkt“.
Gläser dunkeln sich automatisch ab
Dabei spielen neben dem natürlich weiterhin sehr wichtigen Wärmeschutz auch Anforderungen an Lüftung, Sonnenschutz, Blickschutz, Sicherheit und Automatisierung eine steigende Rolle für den Endverbraucher. Die Branche wird in die Weiterentwicklung von kostengünstigeren und leisen Lüftungssystemen, Einbruchschutzsystemen mit Alarmfunktion sowie den Ausbau von ferngesteuerter Haustechnik investieren. Auf der anderen Seite wird für den Installateur die Montagefreundlichkeit weiter verbessert werden, z. B. durch Einbauzargen auch in der Renovierung.
Der steigende Bedarf an erschwinglichem Wohnraum und den damit verbundenen kostengünstigen Fenstern klafft allerdings mit den alleskönnenden Fenstern auseinander. So lange das Fenster nicht als Bauteil mit Wert, wie es zum Beispiel bei Badezimmern der Fall ist, wahrgenommen wird, bleibt auch die Zielgruppe für solche „Alleskönner“ relativ klein.
Sicherlich wird sich auch bei den Gläsern einiges tun: Glasscheiben mit geringerem Gewicht bei verbesserten Ug-Werten werden im Fokus sein. Auch intelligente Gläser, die sich zum Beispiel automatisch abdunkeln oder auch ganz neue Funktionen integrieren wie Beleuchtung oder Nutzung der Fensterflächen als Werbeflächen bei Nacht oder als Bildschirme sind denkbar.
Bei den Fensterrahmen erwarte ich, dass der Einsatz von Recyclingmaterial einen sehr hohen Stellenwert erhält und nahezu bei 100 % liegen wird. Vorstellen kann man sich auch neue Technologien für die Oberflächenbeschichtung, zum Beispiel mit dauerhaftem Selbstreinigungseffekt.
So lange sich die gesetzlichen Anforderungen an Wärmedämmwerte nicht ändern, wird sich die Bautiefe um 80 mm einpendeln – damit ist der geforderte Passivhausstandard kostengünstig abdeckbar.
Fenster mit automatischer Beschattung
Das Fenster ist vernetzt mit der Haustechnik. Es steuert sich selbst: Es beschattet automatisiert, um eine Überhitzung im Sommer zu verhindern. Im Winter lässt es Energie in den Raum. Es löst Alarm aus bei Einbruchsversuchen. Die Wohnungslüftung im Neubau sehe ich getrennt vom Fenster.
Die Fenster sind 2030 so leistungsfähig, dass Passivhäuser, Energieplushäuser oder Aktivhäuser in monolithischer Bauweise umsetzbar sind.
Mit unserem Fenstersystem hilzinger VADBplus erfüllen wir bereits heute einen Großteil dieser Anforderungen. Mit einem U w -Wert von bis 0,53 W/m²K wird das Fenster heute schon serienmäßig gefertigt. Das System verfügt über vier Dichtungsebenen. Die Scheiben sind vollflächig verklebt. Das System ist großflächig bis zu 1,50 x 2,50 m als Dreh-Kipp-Ausführung baubar.
Fenster-Austauschverpflichtung wäre sinnvoll
Die Vision in der Fensterentwicklung ist daher nicht nur, dass bis zum Jahr 2030 die Hälfte der Gebäude Passivhausstandard haben, sondern wir – als Branche – sollten bis dahin erreicht haben, dass flächendeckend Fenster mit einem U-Wert kleiner gleich 1,0 eingebaut sind. Neben der Energieeinsparung werden die Fensterkonstruktionen bis 2030 auch der bis dahin weiter fortgeschrittenen Demografie Rechnung tragen. Bedienkomfort und Sicherheit gehören ebenso zum Anforderungsprofil wie das Thema Behaglichkeit oder Lüftungskomfort am bzw. im Fenster.
Individuelle Lösungspakete
Fensterverkauf im attraktiv gestylten Mono-Label-Store
Digital vernetzte Multifunktionsfenster
Im Jahr 2030 dürfte es daher Multifunktionsfenster geben, die vielfach digital vernetzt sind und mehr als bisher den individuellen Anforderungen der Nutzer entsprechen. Zustandsabfragen und entsprechende Zustandsänderungen hinsichtlich Lüftung, Beschattung und Dichtigkeit werden von überall her per App möglich sein. Die dafür benötigten Module werden in moderne Verbundfenster integriert werden können, die energieautark arbeiten. Diese intelligenten Fenster von morgen werden das natürliche Licht und die Beschattung lenken und darüber hinaus vielleicht sogar überschüssige solare Energie zwischenspeichern können. Moderne Sensortechnik, die die Luftqualität, Licht, Temperatur, Wind oder Regen misst, wird künftig auch aktiv und benutzerunabhängig Funktionen einleiten und bei der Einbruchhemmung wichtige Dienste leisten.
Das Glas temporär einfärben
Ein anderes Thema ist das Öffnen und Schließen eines Fensters. Im Auto ist ein elektrischer Fensterheber mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Im Hausfenster kann er ganz neue Perspektiven eröffnen: Flügel und Rahmen bilden eine starre Einheit, der Schwenkbereich für den Flügel entfällt und in Verbindung mit einer selbstreinigenden Oberfläche für Glas und Rahmen auch die Außenreinigung.
Eine Fensterscheibe hat heute nur zwei Funktionen: das Licht hinein und den Bewohner hinausschauen zu lassen. Wenn sich das Glas temporär einfärben lässt, steht eine Projektionsfläche für Filme oder Bilder zur Verfügung, und bei Dunkelheit bleiben neugierige Blicke draußen – ohne Rollladen.
Auch Menschen tragen nicht immer einen Wintermantel
Dämmung wird im Winter so ausgelegt sein, dass Fenster eine gute Balance zwischen Nutzung solarer Wärmeeinträge und Vermeidung von Wärmeverlusten finden. Bei zu geringer Sonneneinstrahlung, z. B. nachts, wird intelligenter Sonnenschutz für zusätzliche Dämmung sorgen. Besonders im Winter wird eine energieeffiziente Belüftung über Fenster wichtig für das Wohlbefinden und die Wohngesundheit sein.
Im Sommer wiederum wird intelligent gesteuerter Sonnenschutz effektiv Überhitzung von Wohnräumen vermeiden. Auch der Nachtauskühlung durch intensive Fensterlüftung abends / nachts wird ebenfalls im Sommer eine wichtige Funktion zukommen. Natürliches Klimatisieren mit Fenstersystemen verbessert so deutlich das Raumklima für Bewohner, ohne dass dafür künstliche und energiefressende Klimaanlagen notwendig werden. Automation mit Sensoren wird Bewohnern helfen, sich nicht ständig um die richtige Bedienung ihrer Fenster kümmern zu müssen.
Für Dachfenster sind diese Anforderungen aufgrund ihrer Lage und Ausrichtung besonders hoch – weshalb der Gedanke eines ganzheitlichen Systems für das Dachfenster der Zukunft besonders wichtig ist.
Versenkbare Verriegelungskomponenten
Beschlag : Immer mehr Glas, bei weniger Rahmen, trotzdem Einbruchschutz. Verriegelung der Flügel mit Pilzköpfen. Frage: Wieso herausstehende Teile? Leichter zu reinigen und ästhetisch schöner sind im geöffnetem Zustand versenkte/verdeckte Verriegelungskomponenten. Automation von Flügeln, berührungslose Flügelbewegungen, elektrische Verriegelung der Flügel. Beispiele: Entwicklung und Trend von Heckklappen großer Automobile in den letzten 10 Jahren: (öffnen/schließen vollautomatisch mit Annäherungssensor, elektrische Verriegelung)
Glas : Interaktive und schaltbare Gläser: Scheiben, die beim Betreten von Bad/WC automatisch oder auf Wunsch auf opak schalten. Sonnenschutz: Gläser die sich im Sommer automatisch abdunkeln (vgl. Rückspiegel von Autos). Alternative intelligente Sonnenschutzlösungen um die Kühllasten in Gebäuden zu reduzieren.
Montage/Demontage : Montagelösungen für Fenster, die nach Ablauf des Lebenszyklus eine einfach Demontage erlauben ohne größere Eingriffe in den Baukörper und den Bauanschluss (Stichwort: Montagezargen).
Rahmenmaterialien und Rahmenkonstruktionen :
Verwendung von Materialien, die sich gut rezyklieren lassen und einen geringen Sekundärenergiebedarf haben (z. B. Aluminium). Erhöhung der Anteile Recycling-Alu bei den Neu-Profilen (bei Schweizer zzt. bei 80 %). Verzicht von wertvollen Werk- und Rohstoffen, die nur downcycling zulassen (Stichwort: PVC).
Keine thermische Verwertung von Werk- und Rohstoffen, die dabei bedenkliche/gefährliche Stoffe freisetzen oder dadurch eine negative CO 2 -Bilanz aufweisen (Bsp. Vergleich GFK + PVC zu Holz). Konstruktionen, die eine einfache Trennung der Rohstoffe erlauben, die dann separaten Rezyklier-Kreisläufen zugeführt werden können (Stichwort: Stahlarmierung in PVC-Fenstern, Structural glazing).
Fenster als Projektionsfläche
Die Automation setzt sich in der Masse nicht durch
Statt Dreh-Kipp-Monopol individuellere Öffnungsarten
Die Teilung des Marktes in High-End- und Basic-Segment schreitet voran
4-fach-Verglasungen werden keine Ausnahmen sein
Überhaupt bietet das Fenster der Zukunft finanzielle Vorteile für alle Akteure: Für die höhere Qualität kann seitens der Glasindustrie und der Fensterbauer eine höhere Wertschöpfung erfolgen. Der Gebäudenutzer ist gern bereit diese einzusetzen, wenn er weiß, dass er durch geringere Heizkosten in der Bilanz bares Geld spart – und dabei sogar einen höheren Komfort genießt.
Auch bei Passivhaus-Fenstern sehen wir noch immer ein großes Entwicklungspotenzial. In Zukunft werden Fensterrahmen noch schmaler werden – dann steigt der Glasanteil und nur der bringt Licht und Energie herein. Auch bei den Rahmen-U-Werten und bei der Glasrandwärmebrücke erwarten wir weitere thermische Verbesserungen. Glas-U-Werte um 0,55 W/m 2 K werden künftig bei g-Werten über 50 % üblich sein. Auch Vierfach-Verglasungen werden in einigen Anwendungsbereichen keine Ausnahme sein. Die Tendenz wird zu teilvorgespanntem Dünnschichtglas gehen, welches einerseits die auf den Flügelrahmen wirkenden Kräfte reduziert und andererseits Beschichtungen der mittleren Scheibe mit Softcoatings und der äußeren Scheibe mit einem zusätzlichen Hardcoating zur Verringerung von Betauung ermöglicht.
Daneben sehen wir Chancen für eine Integration weiterer Komponenten und Funktionen in das Bauteil Fenster – z. B. Sonnenschutz durch Jalousien und Screens (die vielleicht sogar Strom produzieren) oder durch elektrochrome Beschichtungen. Auch die Funktion der Lüftung können in das Fenster der Zukunft integrierte Bauteile wieder übernehmen – nun aber geregelt und mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung ausgestattet.
Ein wichtiger Markt ist die Modernisierung bestehender Altbauten: Hier ist durch den Ersatz alter, sehr ineffizienter Fenster ein bedeutender Beitrag zum Klimaschutz leistbar: Energie-Verlust-Fenster können hier durch Energie-Gewinn-Fenster ersetzt werden.
Größte Herausforderung Montage
In Deutschland werden der demografische Wandel, das Wachstum der Ballungszentren und das Auseinanderklaffen der Einkommensschere drei unterschiedliche Fensterkunden aufweisen: Der Kunde, der das günstige Fenster aus wirtschaftlichen Gründen kauft. Der junge Kunde, der modernen Komfort für sein Zuhause wünscht und kurzfristig investiert. Der ältere Kunde, der herkömmlichen Komfort wünscht und langfristig investiert.
Schon heute sind unsere Fenster mit modernen Lüftungs- oder Überwachungssystemen ausgestattet. Das moderne Komfortfenster in 2030 wird in die Visualisierung der modernen Kommunikationsmittel und in die Haustechnik eingebunden sein.
Da sich der Anbietermarkt immer mehr konzentrieren wird, gehe ich von wenigen Systemlösungen der Industrie aus, die auch mit einem durchgehenden Recyclingprozess die Nachhaltigkeit gewährleisten können.
Die größte Herausforderung wird bis dahin die Montage betreffen. Auf dem Weg bis 2030 wird das Fenster durch innovative Materialien leichter und dadurch montagefreundlicher sein. Für die Einbindung in die Haustechnik wird der gute Fensterfachbetrieb sich weitergebildet haben und sich in seinem regionalen Markt positioniert haben.
Gewichtsproblematik wird sich erledigt haben
Was die Anforderungen an automatische Lüftung, Schall- und Einbruchschutz betrifft, werden sie auf einen Schlag erfüllt sein. Vor allem aber wärmetechnisch wird der Branche durch umlaufende Dämmelemente ein Quantensprung gelungen sein. Das Fenster der Zukunft wird in derartige Komplettsysteme integriert und somit wärmebrückenfrei, schneller und fachgerecht montiert werden. Diese „neuen Gewerke“ werden im Vorfeld komplett geplant, industriell vorgefertigt und vor Ort als „All-in-One-Lösung“ in die Maueröffnung montiert. Steckerfertig zur Ankopplung an die Stromversorgung und Haustechnik. Die Ansteuerung erfolgt per Funk.
Teile dieser Vision sind schon Wirklichkeit: Hochdämmende Fenster-Komplett-Elemente und Materialien, die bei dünneren Wandstärken bessere Dämmungen ermöglichen, existieren bereits. Sie sind der Anfang einer ganz neuen Technologie mit außerordentlichem Potenzial, die im Jahr 2030 lange schon Standard sein wird.
Energieautarkes Multitalent
Aus Holz-Mikrofaser und Post-Consumer-Abfällen werden Fenster
Das Fenster der Zukunft ist multifunktional
Es ist selbstverständlich, dass die Materialien tragfähig, energiesparend und zu 100 % wieder verwendbar sind. Außerdem wird das Fenster der Zukunft ein architektonisches Highlight sein, das mit schlanken und eleganten Rahmen, sowie einer größtmöglichen Glasfläche einen natürlichen Teil der Oberfläche des Gebäudes bilden wird.
Scheibenverklebung und Schaumdämmung
Von der Grundkonzeption ist das bestehende Fensterkonzept in seiner heute bekannten Bauweise weitestgehend ausgereizt. Neue Lösungsansätze und Techniken wie die rationelle Scheibenverklebung und integrierte Schäume sind gefragt, um die komplexer werdenden Erwartungen, die an das moderne Fenster gestellt werden, erfüllen zu können. Eine der großen Stärken eines PVC-Fensters ist im vollständig geschlossenen Recyclingkreislaufsystem zukunftssicher begründet. Insbesondere in den nächsten Jahrzehnten werden durch eine steigende Anzahl an Wohngebäudesanierungen auch Altfenster aus PVC wieder in die umweltgerechte Produktentwicklung und Bereitstellung von zukünftigen Fenstersystemen einfließen. Aus diesem Grund ist trotz unterschiedlicher Wege hinsichtlich neuer Materialien verstärkt der bewährte und erprobte Einsatz von nachhaltigem PVC-Material ein wesentlicher Weg hin zu Nachhaltigkeit.
Auch die Haptik des Fensters wird sich verändern.
Vakuumglas und andere hocheffiziente dünne Gläser werden eine völlig neue Fenstergeneration auslösen und weitere thermische Optimierungen zulassen.
Ein Plus-Energiefenster mit integrierter Verschattung und kontrollierter Komfortlüftung, eingebunden in eine intelligente Haustechnik und im Hinblick auf Nutzerkomfort, -behaglichkeit und Nachhaltigkeit optimiert, auch in der hochwertigen Sanierung.