_ Tatsächlich ist die Suche nach geeigneten Mitarbeitern und Azubis Chefsache. Vor Jahren lief das leichter. Mehr denn je müssen Fensterbauer Zeit und Geld investieren, strategisch vorausdenken und Ideen entwickeln. Die Umsetzung kann dann in anderer Hand liegen. Etwa wenn sich Betriebe in Schulen oder auf Ausbildungsmessen präsentieren: Dann sind Lehrlinge im zweiten Ausbildungsjahr im Gespräch mit gleichaltrigen Bewerbern viel überzeugender als der ältere Chef.
Eine weitere einfache und wirksame Möglichkeit, potenzielle Azubis kennenzulernen und für die verschiedenen Formen des Fensterbaus zu interessieren, ist ein Praktikum. Doch das funktioniert nur, wenn die jungen Menschen beschäftigt werden. Stundenlanges Zuschauen und Leerlauf langweilen und wecken ganz sicher nicht das Interesse an einem Ausbildungsbetrieb. Schlimmer noch: Sie erzählen von ihrem miesen Erlebnis in der Schule.
Wenn Sie Praktika anbieten, kümmern Sie sich intensiv um die potenziellen Azubis. Überlegen Sie sich, wie Sie sie fünf Tage beschäftigen können – und wenn es nur sechs Stunden sind und Sie sie dann wieder nach Hause schicken. Nicht nur, dass die jungen Menschen etwas zu tun haben, sie bekommen auch Ihre Wertschätzung. Das ist oft ausschlaggebend: So fühlen sich die jungen Menschen wohl und angenommen.
Handwerksbetriebe engagieren sich in der Nachhilfe
Es gibt einige Handwerker, die sich darüber hinaus Gedanken machen, um mit jungen Menschen erfolgreich in Kontakt zu kommen: Der Dachdecker Lars Thullesen aus Schleswig hat einen Lehrer in Teilzeit eingestellt, der Schülern der 7. bis 9. Klasse kostenlosen Nachhilfeunterricht gibt (www.thullesen.de/grundstein/). So lernt er jüngere Menschen kennen und kann sich von deren Charakter und Engagement überzeugen. Und natürlich stellt er sich und seinen Betrieb gegenüber den Schülern vor: Durch dieses Engagement gewinnt er Jugendliche für seinen Betrieb. Und die danken es ihm: Mehrere Landessieger, Bundessieger und einen Vize-Weltmeister hat der Betrieb ausgebildet.
Interessante Innungsprüfungen
Der Schreinermeister Marcus Brenner engagiert sich in der Innung und nimmt den ausgelernten Lehrlingen die Prüfung ab. Oft lernt der Master of Arts interessante Gesellen kennen, die gut zu seinem Betrieb passen. Umgedreht ist der Möbeldesigner ein interessanter Chef für die Gesellen.
Nutzen Sie Facebook-Gruppen
Dirk Eckart treibt sich oft in Facebook-Gruppen für Gerüstbauer herum. Der Chef des Spezialgerüstbauers Gemeinhardt postet gezielt Stellenanzeigen, präsentiert seine aktuellen Projekte und wirbt für „Sicherheit in Perfektion“, so der Firmen-Claim (www.spezialgeruestbau.de).
Tun Sie etwas für Ihre Mitarbeiter
Jörg Knoblauch, Unternehmensberater und ehemaliger Inhaber eines metallverarbeitenden Betriebes, hat ein siebenstufiges Konzept entwickelt, wie die Angestellten zunehmend mehr Verantwortung erhalten – vom Mit-Wissen über das Mit-Lernen und Mit-Besitzen bis zu „Mit Werten unterwegs“. Er sagt: „Es kostet viel Zeit und Geld, um neue Mitarbeiter zu gewinnen, die ins Team passen, sich im Betrieb integrieren und ihre Leistung bringen“, so der Personal-Experte. Umso wichtiger sei es, die eigenen Mitarbeiter zu pflegen und sie zu Botschaftern zu machen.
Nutzen Sie die eigenen Mitarbeiter
Die Internet-Plattform kununu lebt davon, dass Mitarbeiter ihr Unternehmen bewerten. Denn: Wer kann die tatsächlichen Arbeitsverhältnisse im Betrieb besser beurteilen, als die eigenen Mitarbeiter. Tatsächlich sind das Ihre überzeugendsten Botschafter, wenn Sie wirklich ein guter Arbeitgeber sind.
Die IT-Schmiede Easysoft hat in den vergangenen beiden Jahren 60 Prozent ihrer knapp 30 neuen Mitarbeiter über Mitarbeiterempfehlungen gewonnen. Wenn Stellenausschreibungen an Online-Portale und Zeitungen geschickt werden, erhalten vorab die Mitarbeiter dieselbe Information. Ein Vorteil für das Unternehmen: Freunde teilen in aller Regel die gleichen Werte, passen höchstwahrscheinlich gut zum Unternehmen. Übrigens: Geschäftsführer Andreas Nau zahlt keinen „Finderlohn“. Den Mitarbeitern reicht es, dass sie die Arbeitsatmosphäre mit Bekannten teilen.
Quereinsteiger können interessant sein
Etliche junge Menschen quälen sich durch das Abitur, weil ihnen das (Bäcker-)Handwerk wenig lukrativ erscheint und ergreifen zunächst einen Bürojob. Malzers Backstube macht sich deren Unzufriedenheit zunutze und bietet Quereinsteigern offensiv einen einfachen Branchenwechsel an. Mit Erfolg: In der Produktion haben fast 40 Prozent der Belegschaft ursprünglichen einen anderen Beruf gelernt. Im Verkauf ist es ein Drittel. Und: Der Ruhrpott-Bäcker profitiert von deren anderer beruflichen Sichtweise.
Geben Sie „anderen“ eine Chance
Ein Dachdecker im Schwäbischen gab einem Gesellen, der eine Gefängnisstrafe abgesessen hatte, eine Chance. Ein Aluminium-Schmied aus der Gegend von Dresden stellte eine Schwerbehinderte in der Verwaltung ein und organisierte einen höhenverstellbaren Schreibtisch und einen entsprechenden Stuhl. Beide Mitarbeiter waren begeistert, dass sie eine Chance bekamen und haben das Vertrauen ihres Chefs in den vergangenen Jahren mit guten Leistungen mehr als zurückgegeben.
Nutzen Sie das Wissen Ihrer Mitarbeiter
Der Malermeister Günther Münzenmaier traf sich an einem Freitagnachmittag pro Monat mit allen Mitarbeitern. Zielsetzung: Wie können wir im Arbeitsalltag besser zusammenarbeiten und was ist realisierbar. Schon diese Besprechung mit einem externen Moderator drückte Wertschätzung aus: Seine zehn Mitarbeiter sind ihm wichtiger als zwei, drei Aufträge, die sonst in dieser Zeit erledigt werden könnten.
Und es geht einen Schritt weiter: Der Chef will von seinen Mitarbeitern wissen, wie sie ihren Job besser und stressfreier erledigen können. Dadurch beteiligt er sie. Und es gilt als Binsenweisheit, dass Menschen ihre Arbeit als weniger belastend und stressig erleben, wenn sie sie mitgestalten können.—