_ Es gibt genug Gründe, einem Haus oder einer Wohnung einiges an Sex-Appeal abzugewinnen, wenn diese mit entsprechenden technischen Finessen – wie automatischen Türen, elektrischen Fensteröffnern und automatischen Rollläden – ausgestattet sind und dadurch mit einer Menge an weniger Hürden punkten können. Und jeder Bewohner dürfte froh sein, nicht über Schwellen zu stolpern oder an jeder Tür ausgebremst zu werden.
Im Privatbereich beschäftigen sich allerdings noch zu wenig Menschen mit Wohnkonzepten ohne Hindernissen. Dabei ist der demografische Wandel schon lange im Gespräch. Für Menschen um die dreißig oder vierzig handelt es sich jedoch eher um ein fernes Szenario.
„Danke, das kann ich jetzt allein!“
Im Berliner Stadtteil Marzahn gibt es eine Musterwohnung, an der sich 44 Unternehmen beteiligt haben. Zusammengebracht hat sie die OTB, ein Spezialist für technische und orthopädische Hilfsmittel. Auf gut 140 m2 lässt sich vom elektrischen Kleiderlift über Automatiktüren bis zum Hebesitz in der Badewanne alles ausprobieren, was Menschen „ermündigt“, wie die Initiatoren sagen.
Für die Berliner Musterwohnung hat sich OTB auch Know-how von der Technischen Hochschule Wildau besorgt. Birgit Wilkes, Professorin an der Fachhochschule unterstreicht den praktischen Nutzen für Besucher: „Die Wohnung ist angelegt wie ein Supermarkt – man findet fast alle Lösungen. Nahezu alle technischen Möglichkeiten die hier vorgestellt werden, sind sowohl in Eigenheimen als auch in Geschosswohnungen nachrüstbar, ohne die Wände aufreißen zu müssen.“
Ein minimierter baulicher Aufwand für die Umrüstung ist wichtig, da in Berlin rund 95 Prozent aller Wohnungen als „nicht altersgerecht ausgestattet“ gelten. Und im Rest der Republik dürfte die Situation kaum anders sein.
Leichter mit automatische Türen
In der Musterwohnung fängt die Unterstützung für die Bewohner bereits an den Türen an. So öffnet sich auf dem Weg ins Schlafzimmer die Tür fast ohne Kraftaufwand: Der „Porteo“ von Dorma übernimmt den Job, die Tür zu öffnen oder zu schließen, die Bewegung besorgt sein Drehflügelantrieb. Durch die Betriebsart „PowerLess“ muss der Nutzer nur kurz die Klinke betätigen – eine Nachrüstung, etwa eines Elektrotüröffners oder eines elektrischen Schlosses, ist dadurch nicht notwendig. Wie lange die Tür geöffnet bleibt, stellt der Nutzer selbst ein, anschließend schließt sie sich automatisch – was gerade bei WC-Türen sehr wünschenswert ist.
„Ein auf barrierefreies Ausbauen spezialisiertes Architekturbüro hat uns auf diese Lösung angesprochen, da wir überzeugende Produktmerkmale für barrierefreie Innentüren vorweisen können“, so Matthias Weber, der bei Dorma Architekten und Planer berät.
Raffinierte Highlights in der Musterwohnung: der Zugang zur Küche und zum Bad. Eine Schiebetür aus Frostglas öffnet sich mittels Bewegungssensor von selbst, alternativ lässt sie sich per Taster steuern. Im Hintergrund agieren CS 80-Magneo-Antriebe von Dorma. Diese arbeiten fast lautlos und sind so konstruiert, dass selbst bei Stromausfall keine Schwierigkeiten auftreten, da das Öffnen dann von Hand funktioniert. Braucht ein älterer Mensch einen Moment länger auf dem Weg ins Bad, besteht ebenfalls keine Gefahr – Infrarot-Präsenzsensoren verhindern ein eventuell zu frühes Schließen der Tür.
Weiter spart die Schiebetür Platz und gibt gerade Menschen, die auf den Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind mehr Bewegungsfreiheit in den eigenen vier Wänden. Und auch allen anderen, die daheim einmal Kleinkinder, Einkaufstaschen etc. durch die Wohnung jonglieren müssen, machen solche Türen das Leben leichter. —
Hier findet man die Musterwohnung
Adresse
Meeraner Straße 7 / 6. OG
12681 Berlin-Marzahn
Öffnungszeiten
Dienstag 10.00 - 12.00 Uhr
Donnerstag 15.00 - 17.00 Uhr
Interessierte Handwerksbetriebe, die sich ein eigenes Bild vom barrierefreien Wohnen und zugehörigen Bauprodukten machen möchten, können die AAL-Musterwohnung in Berlin nach vorheriger Terminvereinbarung besichtigen. Informationen dazu unter