Die Rollstuhlnutzer-Perspektive
„1 – 2 cm Schwellenhöhe finde ich untragbar“, erklärt Brigitte Seiferheld als Expertin in eigener Sache mit einer über 52-jährigen Rollstuhlerfahrung sowie erfolgreiche Beraterin für Barrierefreiheit und betont, dass bereits 0,5 cm Schwellenaufkantungen ihr Probleme bereiten würden. „Die meisten Rollstuhlnutzer mit höheren Lähmungen auch im Oberkörper haben Schwierigkeiten, diese kleinen Schwellen zu überwinden“, erklärt die mit der Bürgermedaille der Stadt Ludwigsburg ausgezeichnete Expertin.
Ihr Mann Frieder Seiferheld, Schatzmeister der Fördergemeinschaft der Querschnittsgelähmten in Deutschland e.V., schätzt sogar, dass nur ein Prozent aller Rollstuhlnutzer problemlos über 1 – 2 cm Türschwellen kommen und ergänzt diese Zielgruppe mit einer weiteren Beispielperspektive: „Gerade sprach ich am Telefon mit einer Dame mit Querschnittlähmung, die auch schon 50 Jahre im Rollstuhl hinter sich hat. Sie zählte früher zu den topfitten Rollstuhlfahrerinnen, für die ein Bordstein kein Hindernis darstellte. Heute aber ist die Schulter kaputt, verschlissen durch die dauernde Überanstrengung. Sie sagte mir, wenn da irgendwo ein Streichholz liegen würde, käme Sie nicht mehr darüber.“
[...] Deshalb fordern beide Seiferhelds: „Wir benötigen dringend in allen Gebäuden und Wohnungen Nullschwellen!“
Der Blick in die Pflegeheime
„In der Pflege ist alles andere als 0 cm Schwachsinn“, betont der Geschäftsführer der Stiftung Espachstift aus Kaufbeuren, Markus Poppler. „Für alle, die Schwierigkeiten haben, dies nachvollziehen zu können, empfehle ich einen Alterssimulationsanzug auszuprobieren oder einfach mal verstärkt ältere Menschen beim Laufen zu beobachten. Bei ganz vielen ist ein typisch schleifender Gang festzustellen, vor allem bei Hochbetagten. So wird schnell klar, dass auch schon eine Schwellenhöhe von 1 cm im Boden absolut gefährlich ist“, erklärt Ernst Schönhaar, der Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung Espachstift.
Bereits seit über 16 Jahren erreicht dieser Altenhilfeträger bei allen seinen Neubauten mit der schwellenfreien Magnet-Doppeldichtung (Alumat) konsequente Schwellenfreiheit und damit optimale Sturzprävention in der Architektur. Schönhaar freut sich über die Innovationskraft seiner Stiftung: „Die Mehrkosten für unseren Nullschwellen-Standard haben sich schon mehrfach gelohnt, weil er von den Bewohnern als wohltuend erlebt, mittlerweile als selbstverständlich betrachtet und die Schwellenfreiheit für alle mit jedem Jahr wichtiger werden.“
Das sind kurze Auszüge aus einem Beitrag der GLASWELT 10/17. In der ungekürzten Fassung dieses Beitrags von Ulrike Jocham werden weitere Aspekte der Nullschwelle beleuchtet. Mehr über Frau Jocham und ihre Arbeit für Nullschwellen gibt es unter:
www.die-frau-nullschwelle.de
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