Am 27. Oktober beleuchtete in Köln der VdS-Pressetag für den aktiven Einbruchschutz den Kostenanstieg durch Einbrüche. Tenor der Tagung: 100-%tigen Schutz gibt es nicht. Aber Prävention lohnt sich und verhindert Einbrüche.
Rekordniveau: Noch nie zahlten die deutschen Hausratversicherer ihren Kunden so viel Geld für Einbruch- und Diebstahlschäden. Gestohlene Gegenstände, aufgebrochene Fenster und Türen verursachten 2009 Kosten von 460 Millionen Euro.
Positiv sei, dass seit Jahren die Anzahl der Einbrüche sinke.
Negativ für die Versicherer, die Kosten steigen, so Ingo Zimmermann von der AXA-Versicherung bei der Einführung ins Thema. Zimmermann: “Seit 2003 gehen die Schadenszahlen kontinuierlich zurück. Allerdings steigen die Versicherungsleistungen seit 2007 wieder an, insbesondere 2008 hat es wieder ein Sprung gemacht und steige weiter. Während 2008 Einbrecher einen Schaden von durchschnittlich 1.103 Euro anrichteten, stieg dieser Betrag 2009 um 11 Prozent auf jetzt im Schnitt 1.224 Euro. Die Ursachen liegen in dem steigenden Wert des Hausrats, Insbesondere in Form von teuerer Elektronik, wie Notebooks, Smartphones, Flachbildschirme etc. Bei den Zahlen der Einbrüche ist ein Nord-Südgefälle und auch ein Stadt-Land-Gefälle erkennbar."
Gerade in der dunklen Jahreszeit steige, so der Versicherungsmann, die Zahl der Einbrüche deutlich an. Zimmermann gab bei der Prävention den mechanischen Sicherungen den Vorzug, da diese Systeme den Einbrecher bremsen und direkt von seinem Vorhaben abhalten helfen. Optimal sei aber die Kombination aus mechanischer und elektronischer Sicherung. Er unterstrich, dass es keine sicheren Verstecke gebe, und dass Einbrüche immer Spuren hinterlassen, auch emotionale Spuren.
Psychologische Folgen von Einbrüchen
Hierüber referierte der Psychologe Peter Liebermann. Unabhängig vom Verlust der gestohlenen Objekte bedeutet ein Einbruch immer auch Eindringen in die Intimsphäre und kann für Opfer eine erhebliche psychische Belastung mit sich bringen. „Ein Einbruch ist eine plötzlich, unerwartete Situation bei der oft einen enorme Unsicherheit für den Betroffenen entstehe. Diese müsse man psychologisch verarbeiten. Oft kommt dabei die Frage auf, habe ich alles richtig gemacht?“
Wenn man hier einen Fehler gemacht habe, fühle man sich schuldig, und wolle versuchen diese Schuld loszuwerden. Dazu kommen häufig noch Zweifel, auch an Dingen, die der Einbruchgeschädigte richtig gemacht habe. “Schwierig ist, so der Psychologe, dass in unsere Intimspähre eingebrochen wurde, sie öffentlich gemacht wurde und für alle zugänglich. Dies löst bei vielen Menschen auch Ekel aus. Auch im Nachgang sehen sich Betroffene auch weiterhin in der Opferrolle.”
Ein Einbruch ist ein Schreckerlebnis
Der Schreck über die Ausnahmesituation des Einbruchs in die eigenen vier Wände könne nicht nur einen Schmerz in der Seele erzeugen, sondern auch physische Schmerzen (Aufgeregtheit, schlechter Schlaf, Bauchschmerz etc.). Rund 90 % der Betroffenen können einen Einbruch relativ gut verarbeiten, bei rund 10% kann es schwerwiegende Traumata geben. Reaktionen aus der Umwelt sind oft Aussagen wie: "Hättest Du nicht besser aufpassen können. Du bist selber schuld" etc. Durch solche Aussagen werden sozialen Bindungen stark strapaziert. Auch das zu häufige Nachfragen “wie war es denn?”, oder teilweise sogar Spott belasten die Betroffenen. Wichtig sei zur Trauma-Verarbeitung eine starke (emotionale) Unterstützung des Umfelds: Familie und Freunde, Kollegen.
Sein Rat an Einbruchsopfer. “Immer dann, wenn nach ein zwei Wochen die Traumasymptome nicht abgeschlossen sind, sollte Betroffene ärztliche Hilfe suchen und prüfen lassen, ob psychologische Betreuung notwendig ist. Bereits frühere Einbruchsopfer hätten häufig mehr Schwierigkeiten eine solche Situation zu verarbeiten.
Mehr Einbrüche im Winter
Die Frage: "Wird Wohnungseinbruch leicht gemacht?" stellte Gerhard Fischer von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in Köln. Seit 1989 führt die Kripo Köln regelmässig statistische Untersuchungen zu Wohnungseinbrüchen durch. Die Ergebnisse der Studien (beziehen sich nur auf Köln), so Fischer: “Die Dunkle Jahreszeit ist die Haupteinruchszeit. Allerdings hat der Urlaubsmonat Juli fast aufgeschlossen. Wohnungseinbrecher sind in aller Regel keine Gewalttäter. Werden Sie entdeckt, suchen sie meist das Weite."
Die meisten Einbrecher seien Erwachsene, es gebe aber auch Kinder unter 14 Jahren. Bei den Zahlen der Kripo für Köln, war die Verteilung Frauen zu Männern knapp ein Viertel zu drei Vierteln. Die meisten Einbrüche erfolgten freitags und samstags. Wobei die meisten Einbrüche zwischen 16 und 21 Uhr erfolgen. Die Spitze liegt zwischen 18 und 20 Uhr. Aber dennoch: Es wird auch Nachts eingebrochen.
Es wird zu schlecht gesichert
Kripo–Mann Fischer: “Die meisten Täter kommen durch Fenster-/Terrassentüren, dann folgen Fenster, Haustüren und schließlich Kellerfenster. Häufig kommen die Täter auch durch die erste Etage. Oft wird den Tätern aber auch die Arbeit zu leicht gemacht, indem nicht richtig abgeschlossen werde oder auch da Sicherungen an Fenstern und Türen unzureichend sind. Ein herkömmliches Fenster ohne spezielle Sicherungen ist mit einem Schraubenzieher in 10 Sekunden ausgehebelt. Auch gekippte Fenster machen Einbrechern die Arbeit oft einfach.”
Sicherungen lohnen: Einbrecher, die nach 3 bis 5 Minuten nicht in ein Objekt hineinkommen, geben meistens auf und gehen woanders hin, wo es leichter geht. In 42% wurden die Täter bei der Tat gestört. Dies war der Auslöser den Einbruch abzubrechen. Und in 44% sind die Täter an mechanischer Sicherungstechnik und Einbruchmelderanlagen gescheitert. Zur Vorbeugung helfe auch eine gute Beleuchtung. Der Faktor Licht am Haus und im Haus spiele bei der Prävention eine wichtige vorbeugende Rolle.
Und als Rat gab er den Besuchern mit auf den Weg: “Schließen Sie kein Zimmertüren innerhalb des Hauses ab. Wer in die Wohnung kommt, kommt durch jede Innentür. Der Schaden, der beim Aufbrechen der Innentüren entsteht, kann sehr hoch sein und deutlich über den Kosten der Verluste durch Diebstahl liegen."
Kein Anstieg der Prämien
Von einem Anstieg der Prämien für die Hausratversicherungen müssen Versicherungskunden derzeit aber nicht ausgehen. „Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass unsere Kunden immer mehr Leistungen für teilweise sogar sinkende Prämien bekommen“, sagt Jörg von Fürstenwerth, Vorsitzender der Hauptgeschäftsführung im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin. „Ursache hierfür ist der starke Wettbewerb zwischen den Unternehmen.“
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch eindrucksvolle Einbruchtests im Labor der GDV.
Matthias Rehberger
Weitere Informationen und Links und Tipps zu aktivem Einbruchschutz sowie die Studie der Kripo Köln.
Kölner Studie (PDF-Download) :
www1.polizei-nrw.de/koeln/vorbeugung/kriminalitaet (dann rechte Spalte Kölner Studie)
www.gdv.de
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