_ Folgt man den Auslegungen der geltenden Normen DIN EN 13561 oder DIN EN 12216, dann sind die Begrifflichkeiten schnell definiert. Aufgeführt werden hier lediglich die Bezeichnungen Wintergartenmarkisen und Pergolamarkisen. Egal wie man die Begriffe nun zuordnet, dass entscheidende Merkmal dieser Markisenkonstruktion ist die seitliche Führung des Ausfallprofils und damit das Fehlen der klassisschen Markisenarme. Das erste starke Aufkommen dieser Markisen entstand Mitte der 1980er-Jahre mit dem ‚Run‘ auf die Wintergärten, denn schnell merkten die stolzen Besitzer ihrer gläsernen Erweiterungsbauten, dass sie ohne einen Sonnenschutz nicht auskommen werden. In dieser Ära wurden die Sonnenschutzsysteme zum allergrößten Teil nachgerüstet, da die Wintergartenverkäufer entweder nicht das Beratungspotenzial hatten, die Notwendigkeit von Sonnenschutz zu erkennen oder die Angst bestand, mit der entstehenden, nicht unerheblichen, Preiserhöhung den Auftrag nicht mehr zu bekommen. Der Vorteil für den Sonnenschutzfachbetrieb bestand damals darin, dass dem Kunden die Vorteile von Sonnenschutz nicht mehr erklärt werden mussten. Die Erfahrung, im unbeschatteten Glashaus zu sitzen, hatte da schon ihre Wirkung getan.
Bessere Aufklärungrate
Waren früher die Gewerke Wintergarten und Sonnenschutz in den meisten Fällen deutlich getrennt auf dem Markt tätig, so haben sich die Randbedingungen spätestens mit der starken Verbreitung der Glasdächer maßgeblich geändert. Auch die Fachbetriebe und Hersteller aus dem R+S-Bereich haben sich sehr erfolgreich auf diesen Markt eingeschossen und bieten mittlerweile komplette Systeme.
Damit hat sich auch die Beratungskompetenz und die Aufklärung der Kunden deutlich verbessert. Wurde in den frühen Zeiten der Wintergärten die Notwendigkeit eines Sonnenschutzes mal eben unter den Tisch fallen gelassen, um den Auftrag zu schreiben, so erfolgt heute eine komplette Beratung der Kunden. Das liegt mit Sicherheit natürlich auch daran, dass sich verschiedene Markisenhersteller auch zum Hersteller von Glasdächern gewandelt haben. Damit wurden auch die Problemstellungen bei der Montage der Wintergartenmarkisen auf oder unter die Dachsysteme deutlich reduziert, weil bereits bei der Konstruktion der Dachsysteme auf die Montage der Sonnenschutzanlagen geachtet wurde.
Oben oder unten?
Wurden Wintergartenmarkisen früher immer auf den Dachkonstruktionen montiert, so gab es sehr schnell auch Hersteller, die erkannt haben, dass es durchaus sinnvoll sein kann, die Markise unter das Dach zu montieren. Gerade die heutigen Glasdächer ohne Seitenteile bieten sich dafür sehr gut an, weil Regen und Wind damit ihren Schrecken verlieren. Gerade in windigen Regionen können so auch sicher funktionierende Lösungen gefunden werden.
Mit integrierten Beleuchtungseinheiten und Heizstrahlern können die innerhalb des Glasdaches montierten Systeme natürlich auch in den Abendstunden zum Wohlbefinden des Kunden beitragen. Die sichtbare Stoffbespannung der Markise schafft dabei auch ein angenehmeres Ambiente gegenüber den harten Reflektionen bei beleuchteten Glasdachflächen.
Letztlich bieten beide Anbringungsarten sinnvolle Möglichkeiten, Glasdächer mit Sonnenschutz zu kombinieren. Die jeweils beste Lösung ergibt sich aus den Anforderungen vor Ort und den entsprechenden Kundenwünschen.
Mit oder ohne Glas?
Ob eine Kombination aus Glasdach und Markise oder nur ein Pergolasystem verwendet werden soll, ergibt sich letztlich aus den Anforderungen des Kunden und dem zur Verfügung stehenden Budget. Es muss hier lediglich darauf geachtet werden, dass Aluminiumkonstruktionen, egal ob Glasdach oder Wintergarten den Bestimmungen der DIN EN 1090 mit den Anforderungen an die Standsicherheit nach den Eurocodes 1, 2 (Lastannahmen, bisher DIN 1055) und 9 (Bemessung und Materialauswahl) entsprechen. Für tragende Holzkonstruktionen werden die Eurocodes 1, 2 (Lastannahmen, bisher DIN 1055) und 5 (Bemessung und Materialauswahl) angewendet. Zu achten ist natürlich auch auf die Bemessung der Verglasung (Eigenlast, Schnee- und Windlasten), für die die Normenreihe DIN 18008 und in einigen Bundesländern wahlweise noch die TRLV, TRPV und TRAV gilt.
Gastronomie bietet Potenziale
Spätestens mit der immer stärker auftretenden Systemgastronomie haben sich die Anforderungen der Wirte an den Sonnenschutz deutlich erhöht, wenn es darum geht, Terrassenbereiche maximal zu beschatten, um möglichst viele Gästeplätze vor Sonne oder Regen zu schützen. Vor allem Pergolasysteme werden unter diesen Aspekten immer stärker nachgefragt, da sie auch eingefahren die Gastronomiefläche begrenzen und damit auch die Ausrichtung der Bewirtungsplätze, sprich Tische und Stühle, fixieren. Gerade bei saisonaler Nutzung von Gastronomieflächen in Fußgängerbereichen etc. können Pergolasysteme Vorteile ausspielen, da sie mit mobilen Befestigungspunkten aus Betonfundamenten oder mit Kiessand befüllten Aluminiumkästen sehr schnell auch dort auf- und abgebaut werden können, wo keine Bohrungen o. ä. vorgenommen werden dürfen. Auch eine Nutzung auf Terrassen, die auf unbefestigten Untergründen angelegt worden sind, wird so ohne große Probleme ermöglicht.
Erhältlich sind die Pergolasysteme auch mit einem Reißverschlussprinzip für die seitliche Führung des Markisentuches. Das Markisentuch schließt dabei mit dem Innenprofil der Führungsschienen ab und verhindert den störenden Spalt zwischen Tuch und Schienen. Neben einer schönen geschlossenen Optik werden vor allem die Tuchbewegungen bei Wind deutlich reduziert. Die Markisen sind damit besonders windstabil und können bis zur maximalen Windwiderstandsklasse 3 (Windstärke 6) nach der Markisennorm DIN EN 13561 ausgeführt werden. Je nach Modell sind bei mehreren gekoppelten Markisenfeldern bis zu 18 m Breite möglich, wodurch sich Beschattungsflächen bis zu 60 m2 Größe realisieren lassen.
Mit dem Reißverschlussprinzip wird auch der Wassereintritt zwischen den Behängen wirkungsvoll beseitigt, der gerade im Gastronomiebereich sehr unbeliebt ist.
Was passiert in der Zukunft?
Stellt man die Trendfrage, wird sich der Bereich Glasdächer und Wintergartenmarkisen sicher erfolgreich weiterentwickeln und der Gelenkarmmarkise weiter den Rang im „Outdoor-Living“ ablaufen. Auch als Stand-alone-Lösung wird sich der Bereich der Pergolamarkisen erfolgreich weiterentwickeln. Mit ihrer teils selbsttragenden Konstruktion oder der Montage auf Ständerwerke können Befestigungsprobleme an den heutigen hochkomplexen Fassadenkonstruktionen oder empfindlichen Mauerwerken gelöst werden. Auch dort, wo nicht in den Boden oder die Wand/Fassade befestigt werden kann, bieten sich mit transportablen und mittlerweile auch formschönen Beschwerungselementen viele Möglichkeiten an, Sonnenschutz auch dort zu platzieren, wo Gelenkarmmarkisen nicht montiert werden können. Damit wird Sonnenschutz auch für Mieter interessanter, die keine bleibenden Umbauten am Objekt vornehmen dürfen.
Dass der Bereich „Outdoor-Living“ sich deutlich weiterentwickeln wird, hat im Frühjahr dieses Jahres die R+T in Stuttgart gezeigt. Der Bereich an Glasdachkonstruktionen und frei stehenden Pergolasystemen zeigte hier in Produkt- und Herstellervielfalt die größten Wachstumraten gegenüber anderen Produktbereichen. Auch diese Entwicklungen werden sich in den nächsten Jahren positiv auf den Sonnenschutzmarkt auswirken, zumal Themen wie Gartenbau stark im Kommen sind, und damit auch hier der Sonnenschutz im Lebensraum Terrasse in den Fokus rückt. —