_ Einige Handwerksbetriebe in Deutschland machen derzeit eindrucksvoll vor, welche außergewöhnlichen und dauerhaften Erfolge man mit einem eigenen Blog erzielen kann. Darunter auch ein Fenster-, Rollladen- und Markisenbetrieb.
Was schreibt man in einem Blog?
Der Blogger schreibt seine Beiträge meist aus der Ich-Perspektive. Der Blog bildet ein für Autor und Leser einfach zu handhabendes Medium zur Darstellung des eigenen Tuns und von Meinungen zu spezifischen Themen. Handwerkerblogs ähneln oft einer Internetzeitung.
Die erfolgreichen Blogger im Handwerk schreiben über die täglich in ihren Betrieben passierenden Dinge, über interessante Projekte, sie berichten von ihren Baustellen, von Mitarbeitern, interviewen zufriedene Kunden, schreiben über Missgeschicke, über Servicewüsten, über Serviceoasen und anderes mehr. Das tun sie
- ehrlich,
- offen und
- in lockerer Schreibweise.
Perfektion bis ins letzte Detail ist hier nicht gefragt. Individualität ist wichtig. Und die kommt durch den eigenen Schreibstil und selbst gemachte Bilder. Für mich liegt die ideale Länge eines Blogartikels zwischen 200-300 Worten, Langatmigkeit sollte tunlichst vermieden werden.
Braucht das nun ein Glaser- und Fensterbaubetrieb?
Ich habe den Geschäftsführer Michael Mester von Mester Fenster-Rollladen-Markisen aus Bielefeld gefragt, was seine Motivation war, einen eigenen Blog zu starten: „Inspiriert wurde ich im Internet, durch viele Artikel, z. B. aus dem Bereich Motivation & Verkauf. Weil die Beiträge sehr wertvoll, aber dennoch kostenfrei für mich waren, habe ich mich damals gefragt, warum veröffentlichen die das? In einem Seminar hätte ich harte Dollars dafür zahlen müssen.
Dann bin ich auf das Buch von Frau Dr. Kerstin Hoffmann gestoßen. Es trägt den Titel: ‚Prinzip Kostenlos’. Nach dem ich es gelesen hatte, war mir alles klar. Es war mir so klar, dass ich mir gesagt habe: das will ich auch: ’Wissen verschenken – Aufmerksamkeit steigern – Kunden gewinnen’. Am 25. Mai 2013 startete ich darauf meinen Blog mit dem ersten Beitrag".
Auf die Frage, welche Erfahrungen Herr Mester mit seinem Blog bisher gemacht hat, welche Ergebnisse er damit erzielt habe antwortete er: „Wenn jeder im Netz nur von dem schreibt, von dem er möchte, dass andere das lesen, sind alle bis in die Ewigkeit mit Schreiben beschäftigt. Damit will ich sagen, man muss auch lesen, noch besser, darauf antworten, oder kommentieren, was andere schreiben.“ Im Klartext bedeutet es für ihn: „Je mehr ich andere wahrnehme, desto mehr werde ich selbst mit dem was ich tue wahrgenommen. Dadurch verbreiten sich meine Beiträge automatisch weiter und finden immer mehr Aufmerksamkeit.“ Er bekommt jetzt immer mehr Anfragen über das Internet, da Mester durch seine Aktivitäten dort gezielt auf sich aufmerksam macht. Andererseits informieren sich auch immer mehr Kunden im Internet über das Unternehmen. Je mehr Positives sie im Netz finden, desto größer ist das Vertrauen.
Dabei seien keine Voraussetzungen erforderlich. Wer etwas zu sagen hat, soll es tun, so Mester. „Ratsam ist es jedoch, es kontinuierlich zu tun und vor allem dabei authentisch zu sein.“
Wichtig sei es auch, dass man es aus Überzeugung tue und nicht, weil es ihm aufgetragen wurde. Blog schreiben ist meistens Chefsache – in kleineren Betrieben zumindest.
Im ersten Schritt hat er dadurch Aufmerksamkeit erzielt. „Der zweite Schritt wird sein, direkte Zielgruppen anzusprechen,“ so Mester. Des Weiteren werden parallel zum Blog auch immer andere Social-Media Kanäle genutzt, um die Beiträge aus dem Blog zu kommunizieren. Mehr Informationen erzeugen mehr Aufmerksamkeit, dadurch mehr Interesse und automatisch mehr Anfragen, welche zu neuen Kunden und Aufträgen führen.”
Ich habe ihn dann noch gefragt, welche Tipps er anderen Handwerkskolleginnen und –kollegen mit auf den Weg gibt, die ihren eigenen Blog ins Leben rufen wollen: Seine Antwort war lapidar: „Fang einfach an.“ Man solle nicht versuchen perfekt sein zu wollen. „Beobachte was erfolgreiche Blogger tun und lerne dabei dich kontinuierlich zu verbessern.“ Und man könne auch ruhig mal den Experten im Netz fragen – die helfen bestimmt gerne weiter.—
Die Artikelserie besteht aus 5 Beiträgen zu den Themen:- Die Planung der optimalen Website. (Ausgabe 02/2015)- Weblog: braucht ein Handwerksunternehmen das? (der hier vorliegende Beitrag)- Google: die Poleposition im Web. (demnächst)- Was sind soziale Medien und wem nutzen sie? (demnächst)- Facebook: Die Nummer 1. (demnächst)
Was weitere bekannte und erfahrene Blogger aus dem Handwerk sagen:
Heike Eberle, Bauunternehmerin aus Landau:
Ihr Weblog nimmt einen ganz zentralen Stellenwert in ihrem Marketing-Mix ein. Ihr Tipp für Handwerksmeister: Bloggen ist wie jede Marketingaktion eine ausdauernde Angelegenheit. Nur derjenige wird Erfolg haben, der ein hohes Maß an Selbstdisziplin an den Tag legt und mit Freude und tiefster Überzeugung seinen Blog mit interessanten Themen bestückt, ihn regelmäßig hegt und pflegt. Blogger müssen auch mal Kritik ertragen und sich mit anderen Meinungen auseinandersetzen können. (www.eberlebau-landau.de/serviceblog)
Matthias Schulze, Malermeister aus Isernhagen:
Drei bis vier Blogbeiträge zu authentischen Liveberichten aus dem Unternehmensalltag gehen bei ihm in jeder Woche online. Seinen Umsatz aus dem Web 2.0 resultierend bewertet Matthias Schultze mit knapp 30 Prozent. Sein Tipp für Handwerksmeister: Klare Ziele im Unternehmen zu definieren und nicht ins Blaue zu kommunizieren. Geduld ist erforderlich, nichts überstürzen ist wichtig. Das Thema Web 2.0 wird die Zukunft von Dienstleistungsunternehmen sehr stark beeinflussen. „Nehmen Sie mit bereits aktiven Handwerkskollegen Kontakt auf, beschäftigen Sie sich mit Social Media.“ Achtung: Diese Aktivitäten sind Chefsache. (www. blog.maler-heyse.de)
Jens Heim, Tiefbauunternehmer aus Tuttlingen:
„Es befreit mich, gewisse Dinge niederzuschreiben“, outet sich Heim. Mit seinen Beiträgen will er seiner Leserschaft zeigen, dass „wir als Betrieb anders sind.“ Seine Tipps: Jeder Handwerksunternehmer hat interessante Geschichten zu erzählen. Sie glauben nicht, wie viele Menschen sich dafür interessieren. Anerkennen und loben Sie Ihre Mitarbeiter öffentlich, immer und immer wieder. Ihre Mitarbeiter werden dadurch hochmotiviert sein, Sie als Arbeitgeber werden für künftige Fachkräfte äußerst attraktiv. (www.blog.heim-tuttlingen.de)
Werner Deck, Malerunternehmer aus Karlsruhe:
Der Handwerker kann mit seinem Blog aktuelle Ereignisse unmittelbar bekannt machen. Dieser nimmt bei ihm die zentrale Rolle ein. „Ich schreibe über alles, was ich so erlebe oder was mich umtreibt. Genauso, wie ich abends meiner Frau erzähle, was ich tagsüber so alles erlebt habe“, sagt Deck. Seine Tipps: Am besten einfach anfangen und machen. So sammelt man am schnellsten Erfahrung und kommt schnell zu guten Ergebnissen. Es ist ähnlich wie beim Radfahren. Das kann man nicht theoretisch, mit einem Buch oder mit einem Vortrag lernen. Ich muss mich auf das Fahrrad setzen und losfahren. Nur dadurch kann ich es auch lernen. So ist es beim bloggen ebenso. (www.malerdeck.de/blog)
Der Autor
Volker Geyer ist Maler- und Lackierermeister, Betriebswirt des Handwerks und Inhaber diverser Marken im Handwerk. 2011 erhält er die KMU-Auszeichnung der EU, 2012 Sieger der Handwerkeseite des Jahres. Dazu ist er Buchautor und Vortragsredner