_ Die sozialen Medien verändern das Marketing dramatisch und viele klassische Werbewege funktionieren in Zukunft nicht mehr wie gewohnt. Etwa die Hälfte der 14- bis 64-jährigen Bevölkerung in Deutschland ist inzwischen Mitglied in einem sozialen Netzwerk und täglich werden es mehr.
Warum Sie Social Media nutzen müssen
Das Internet befindet sich in einem gewaltigen Veränderungsprozess und die sozialen Medien nehmen immer mehr Einfluss auf geschäftliche Bereiche. Heute ist die Website lediglich ein Mosaikstein im gesamten Internet-Marketing Konzept. Die Menschen verbringen zunehmend mehr Zeit in sozialen Netzwerken und holen sich dort Tipps und Empfehlungen. Mundpropaganda ist nach wie vor ein wichtiger Werbeweg, Social Media ist die moderne Form davon. Diese Entwicklung geht quer durch alle Gesellschafts- und Altersschichten.
Auch für gute Platzierungen bei Google und Co. werden Links aus dem Bereich Social Media immer wichtiger. Die dahinterstehende Google-Logik: Wer in Social Media Portalen nicht vorkommt, existiert faktisch nicht. Denn was wichtig ist, wird heute online diskutiert. Durch die sozialen Medien werden erhebliche Werbeerfolge ohne großen Aufwand möglich. Was gefällt, verbreitet sich rasend schnell über diverse Kanäle. Behalten Sie stets die Kontrolle darüber, was auf Ihren Seiten passiert. Denn Informationen über schlechten Service oder schlechte Produkte verbreiten sich schneller, als Sie denken!
Nicht abwarten, selbst aktiv werden
Vor 10 Jahren habe ich mir erstmalig ein Konto in einem sozialen Netzwerk angelegt. Damals hieß dieses Netzwerk noch OpenBC, heute heißt es XING. Nach einigen Monaten kam ich zu der Erkenntnis, online zu netzwerken funktioniert nicht und habe meine Beobachtungen auf dieser Plattform wieder eingestellt. Nach und nach las ich die ersten Artikel zum Thema Social Media und ich erkannte, dass ich in meinem ersten Social Media Netzwerk einen entscheidenden Fehler gemacht habe: Ich habe abgewartet! Es sollte etwas passieren, sozusagen von selbst. Mittlerweile weiß ich, so kann es nicht funktionieren.
Nur wie? Die Neugier hat mich getrieben! Ich habe mich fortan mit dem Thema beschäftigt und verschiedene Dinge ausprobiert. Mittlerweile hat mein kleines Handwerksunternehmen viele tausend Social Media Kontakte auf Facebook, Twitter, XING und Co. und wir generierten darüber in 2014 etwa 37 Prozent unseres gesamten Firmenumsatzes. Alles lukrative Aufträge, die wir ohne Social Media nie bekommen hätten. Und immer wieder hängen Folgeaufträge daran. Social Media ist in unserem Betrieb nicht mehr wegzudenken.
Shitstorm-Risiko
Die mir am meisten gestellte Frage von Teilnehmern nach meinen Vorträgen ist: „Wie gehen Sie mit negativen Einträgen um?“ Negative Einträge scheinen die größte Angst von Neueinsteigern zu sein. Auf diese Frage hin musste ich erst überlegen, ob ich überhaupt schon einmal einen erwähnenswerten negativen Beitrag bekommen habe. Sicher ist, je weniger Angriffsfläche Sie der Internetwelt für Negativeinträge bieten, desto weniger bis gar nicht kommen solche Einträge und Kommentare. Wenn Sie allerdings unfreundlich und unzuverlässig sind, vielleicht zahlreiche unzufriedene Kunden haben und womöglich in anderen Internet-Foren hin und wieder ordentlich Dampf ablassen, dann sollten Sie sich über Negativkommentare nicht wundern.
Allerdings: Wenn Sie Andere wertschätzen und anerkennen, wird man auch Ihre Beiträge wertschätzend und anerkennend kommentieren. Getreu dem Motto: Wie man in den Wald hineinruft, schallt es wieder heraus. —
Die Artikelserie besteht aus 5 Beiträgen zu den Themen:– Die Planung der optimalen Website. (Ausgabe 02/2015)
– Weblog: Braucht ein Handwerksunternehmen das? (Ausgabe 03/2015)
– Google: Die Poleposition im Web. (09/2015)
– Was sind soziale Medien und wem nutzen sie? (der hier vorliegende Beitrag)
– Facebook: Die Nummer 1. (Demnächst)
3 Tipps für Social Media Starter:
- Informieren Sie sich zuerst über Ihre Möglichkeiten auf den wichtigsten Plattformen.
- Finden Sie heraus, wo Sie am ehesten Ihre Zielgruppe antreffen. Beobachten Sie die besten Ihrer Branche und schauen Sie sich in anderen Branchen um. Wie machen es die Erfahrenen und was davon können Sie auf Ihre künftige Social Media Strategie übertagen.
- Starten Sie auf einer Plattform, maximal auf zwei Plattformen und zwar mit übersichtlichem Aufwand. Testen Sie, welche Vorgehensweise Ihnen liegt und beobachten Sie, wie die Menschen im Netz darauf reagieren. Sie werden schnell sehen, dass Sie bereits zu diesem Zeitpunkt damit begonnen haben, sich eine eigene Social Media Strategie zu erarbeiten.
Die wichtigsten Social Media Portale im Überblick
Diese Plattform dominiert weltweit die sozialen Netzwerke und hat zwischenzeitlich die Schallmauer von 1 Mrd. Mitgliedern durchbrochen. 25 Mio. Deutsche sind auf Facebook aktiv. Ein geschäftliches Profil auf Facebook ist daher Pflicht für jeden Betrieb, um Kontakte zu knüpfen, Produkte zu bewerben und Neukunden zu gewinnen. Mit einer Facebook-Firmenseite können sich Betriebe eigene Fangemeinden aufbauen, die ihre Beiträge mit „Gefällt mir“ markieren und die wiederum diese Beiträge an ihre Kontakte weiterempfehlen können.
Die Facebookseite www.facebook.com/malerische.wohnideen ist ein Beispiel. Auf Facebook blüht das Empfehlungsmarketing. Die Anmeldung ist kostenlos.
Im Gegensatz zu anderen sozialen Netzwerken überwiegen bei XING die geschäftlichen Kontakte. Rund 13 Mio. Mitglieder weltweit nutzen diese Plattform, davon über 7 Mio. im deutschsprachigen Raum. Außerdem gibt es über 50 000 Fachgruppen zu nahezu allen Themenbereichen. Die Basis-Mitgliedschaft bei XING ist kostenfrei. Empfehlenswert ist die Premium-Mitgliedschaft zu 5,- Euro pro Monat wegen der Zusatzfunktionen wie z. B. Anzeige der Besucher Ihres Profils, Profilbesucher-Analyse, erweiterte Mitgliedersuche, Versand persönlicher Nachrichten auch an Nicht-Kontakte und dergleichen. Hier begegnen Sie Hausverwaltungen und Architekten. Einige Handwerksunternehmer nutzen XING sehr erfolgreich.
Twitter ist der Kurznachrichtendienst, der weltweit schon lange 500 Mio. Nutzer überschritten hat. In Deutschland ist dieses soziale Medium mittlerweile gesellschaftsfähig und es wird von einigen Handwerksbetrieben bereits sehr erfolgreich eingesetzt. Die Anmeldung ist wie bei den meisten Social Media Portalen kostenlos. Betriebe senden hierüber Infos aus ihrer Firma, z.B. über anstehende Events, Erfahrungen und Erlebnisse bei Aufträgen und Unterhaltsames aus dem Unternehmensalltag. Ein Beispiel für diese Strategie finden Sie unter www.twitter.com/schoenewaende. Die Nachrichten (Tweets) haben eine maximale Länge von 140 Zeichen und können auch einen Link zu einer Website und auch Bilder enthalten.
Mehr als 800 Mio. Menschen besuchen die Youtube-Website jeden Monat. Die Anmeldung ist kostenfrei. Auch für Handwerksbetriebe bieten sich hervorragende Marketing Chancen, wie das Best-Practice-Beispiel Maler Heyse unter www.youtube.com/user/heyse37 zeigt. Wichtig dabei, man sollte nicht zu kompliziert denken. Gut gemachte Amateur-Videos reichen aus, der Mehrwert ist entscheidend. Gerade Handwerksbetriebe haben in diesem Bereich sehr viele hilfreiche Tipps aus der Praxis zu bieten.
Das Auge kauft mit. Immer mehr Unternehmen beziehen Bilder-Netzwerke aktiv in ihre Marketingstrategie ein. Laut Alexa Statistik zählen Pinterest und Instagram zu den meistbesuchten Webseiten weltweit.
Die Anmeldung bei beiden Portalen ist kostenfrei. Beide Portale rangieren als Traffic-Quellen auf einem ähnlich hohen Niveau, wie Google oder Twitter. Sogar Facebook, dem größten Social-Traffic-Lieferanten, sind beide auf den Fersen.
Bilderportale funktionieren wie Suchmaschinen. In den Ergebnislisten bei Google rangieren Treffer aus Pinterest und Instagram weit vorne. Ein schönes Beispiel aus dem Handwerk ist www.instagram.com/malertrynoga.
Der Autor
Volker Geyer ist Maler- und Lackierermeister, Betriebswirt des Handwerks und Inhaber diverser Marken im Handwerk. 2011 erhielt er die KMU-Auszeichnung der EU, 2012 Sieger der Handwerkerseite des Jahres. Dazu ist er Buchautor und Vortragsredner