Glaswelt – Herr Deppe, die Alba Facility bewirtschaftet Immobilien. Darf ich darunter – salopp formuliert – eine Art umfassenden Hausmeister-Service verstehen? Haben Sie Handwerker fest unter Vertrag?
Jens Deppe – Hausmeister waren und sind noch immer wichtig. Wir haben unser Dienstleistungsangebot aber kontinuierlich erweitert, mehr und mehr Themen werden von Spezialisten übernommen. Was ein Hauswart früher alleine bewältigen musste, verteilen wir auf geeignete Fachkräfte: Unterhaltsreiniger, Gärtner, Callcenter-Mitarbeiter und Fachhandwerker ergänzen den klassischen Hausmeister, der sich nun vor allem um Verkehrssicherheit und Mieterfragen kümmert und so die Objektverwaltung bestmöglich unterstützt und entlastet. Die Anforderungen bestimmter Immobilien sind sehr verschieden, ergänzt um die individuellen Wünsche der Nutzer. Ob Wohnung, Einfamilienhaus, Bürogebäude oder Logistikstandort, wir stellen uns immer wieder neu auf die örtlichen Gegebenheiten ein. Wir finden es wichtig und richtig, die Leistungen von unseren über 500 Mitarbeitern und mehr als 2000 Partnerfirmen auf jeden Standort und jeden Kunden abzustimmen, so auch für die toom Baumärkte und die Projekte der toom Baumarkt-Kunden.
Glaswelt – Wie kam die Kooperation mit der toom Baumarkt GmbH zustande und wie funktioniert das?
Deppe – toom Baumarkt und Alba verbindet eine erfolgreiche und langjährige Partnerschaft. Dabei konnten wir bereits viele innovative Ansätze und nachhaltige Produkte gemeinsam entwickeln.Auch bei der gemeinsamen strategischen Partnerschaft im Handwerkerservice war es allen Beteiligten wichtig, den toom-Kunden in den Mittelpunkt zu stellen. „Anfrage – Aufmaß – Angebot – Abwicklung – Alles aus einer Hand“ war unser gemeinsamer Anspruch und das in jedem toom Baumarkt und auch bei komplexen Projekten wie zum Beispiel einer Badsanierung.Sobald sich ein Kunde zur Montage des gekauften Materials für den Handwerkerservice entscheidet, übernehmen unsere Alba-Kundenservice-Mitarbeiter alle anfallenden organisatorischen Arbeitsschritte und unterstützen im Auftrag von toom deren Kunden vom Aufmaß vor Ort über die Baustellenbetreuung bis zur Abnahme. Die Handwerkerleistung auf der Baustelle übernimmt wahlweise Alba oder einer unserer Partnerbetriebe, deren Einsatz wir koordinieren. Materialberatung und Produktauswahl leisten nach wie vor die Mitarbeiter der einzelnen Baumärkte.Das Spektrum der Anfragen und Aufträge ist sehr komplex und vielseitig. Vom Tausch eines Waschbeckens bis zur kompletten Badrenovierung inklusive Böden, Fenster, Türen, vom Anstrich der Wände bis zu größeren Sanierungs- und Umbauprojekten ist alles dabei. Jetzt im Sommer passiert vieles im Garten und Gebäudeumfeld.
Glaswelt – Wo liegen die Vorteile für den Handwerker, wo die für Alba und für toom?
Deppe – Die Auftragslage ist bei den meisten Handwerkern sehr gut. Die Bücher sind voll und die Stimmung bestens. Leider ist der normale administrative Aufwand für Handwerksbetriebe von der Anfrage über das Aufmaß bis hin zur Abrechnung sehr groß. Hier bringen wir eine echte Entlastung für jeden Handwerksbetrieb. Die Produktberatung übernimmt toom, das Aufmaß übernehmen wir mit standardisierten Abläufen und Aufmaßblättern, die alle relevanten Informationen für ein Angebot enthalten. Zusätzlich bekommt unser Handwerkspartner sein Geld schnell und unkompliziert über unser Gutschriftverfahren, sobald er alle beauftragten Arbeiten fachgerecht erledigt hat. Darüber hinaus geben wir Einkaufsvorteile aus unserer Unternehmensgruppe an unsere Handwerkspartner weiter. Eine preiswerte und nachhaltige Verwertung von Bauabfällen gehört für uns als Teil eines führenden Recycling- und Rohstoffunternehmens natürlich dazu. Aber auch vergünstigte Tankkonditionen sind greifbare Vorzüge, die Handwerker von der partnerschaftlichen Zusammenarbeit überzeugen. Das ist einzigartig in Deutschland. Außerdem hilft ein kompakter Modulkatalog für alle Gewerke, der die häufigsten Aufträge und Kundenanfragen abdeckt. Das macht die Kommunikation zwischen allen am Projekt Beteiligten zu jeder Zeit transparent und verständlich. Die toom Baumarkt GmbH kann den Handwerkerservice mit unserer Kooperation erheblich ausweiten und sich so von anderen Wettbewerbern unterscheiden. Denn nachdem sich die Partnerschaft im Startgebiet Berlin/Brandenburg etabliert hat, wollen wir den gemeinsamen Handwerkerservice schrittweise auf weitere Regionen ausdehnen. Ziel ist ein deutschlandweites Angebot mit umfassendem Service für alle, die nicht selber das bei toom gekaufte Material montieren wollen oder können. Zudem unterstützt uns die Partnerschaft mit toom bei der weiteren Verfolgung unserer Wachstumsstrategie. Das flächendeckende Netz von toom-Märkten ist Herausforderung und Ansporn für unser eigenes deutschlandweites Alba-Handwerkernetzwerk.
Glaswelt – Gibt es keine Probleme mit Garantien oder Gewährleistungen? Wer übernimmt diese?
Deppe – Garantie und Gewährleistungsrechte bestehen ganz normal wie bei anderen Vertragsverhältnissen auch. Vertragspartner für den Kunden bleibt der toom Baumarkt. Von hier bekommt er das Angebot und auch die Rechnung nach Abnahme der beauftragten Leistungen. Darüber hinaus kann sich der Kunde auf die zugesicherte Qualität der Dienstleistung verlassen.
Glaswelt – Wie finden Sie Ihre Vertrags-Handwerker? Und wer meldet sich bei Ihnen, welche Gewerke und welche Betriebsgrößen?
Deppe – Wir arbeiten mit vielen Handwerksbetrieben bereits seit etlichen Jahren erfolgreich zusammen. In unseren regelmäßigen Gesprächen fragen wir natürlich auch nach befreundeten Firmen aus anderen Gewerken, die ebenfalls Interesse an einer Zusammenarbeit mit uns haben. Hier läuft noch immer vieles sehr persönlich und direkt. Da viele Firmen nur in einem kleinen Gebiet Aufträge ausführen möchten, ist unsere Zusammenarbeit sehr lokal und deckt sich mit unserem deutschlandweiten Niederlassungsnetzwerk. Grundsätzlich wählen wir unsere Partner nicht nach ihrer Betriebsgröße aus. Alle, die unsere Leidenschaft für Qualität und Verlässlichkeit teilen und offen für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit sind, sind willkommen.
Glaswelt – Wie viel Geschäft erwarten Sie aus diesem neuen Angebot?
Deppe –Wir sind gespannt, wie der erweiterte Service langfristig angenommen wird. Aus unseren ersten Erfahrungen wissen wir, dass viele der Interessenten den Service aus einer Hand schätzen – egal ob es sich um die Montage einer Markise oder die Neugestaltung einer kompletten Wohnung handelt. Wichtig für die Kunden ist, dass sie zukünftig in jeden toom Baumarkt in ihrer Nähe gehen und überall den gleichen Handwerkerservice zusätzlich zum gekauften Material buchen können. Und, wenn gewünscht, kommen wir zum Kunden zum Aufmaß nach Hause, damit bereits vor der Auftragserteilung alle wichtigen Aspekte geklärt sind.
Glaswelt – Gibt es auch Leistungen, die Sie ablehnen (müssen)?
Deppe –Unmögliches können auch wir nicht leisten. Grundsätzlich versuchen wir, alle Wünsche der Kunden umzusetzen. Nur wenn eine fachgerechte Ausführung nicht möglich ist, lehnen wir einen Auftrag ab. Da wir beim Aufmaß vor Ort einen guten Überblick über mögliche Herausforderungen in der Ausführung der Leistungen bekommen, können wir bereits in der Angebotsstellung auf Besonderheiten eingehen.
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Die Fragen stellte Fachredakteur Camillo Kluge.
Gastkommentar
Nicht alle Handwerker sind begeistert, einige sehen das Thema eher skeptisch. Der Lüdinghausener Meisterbetrieb Zeuge Sonnenschutz ist bereits mehrfach von verschiedenen größeren Baumarktketten angesprochen worden, hat aber bislang stets abgelehnt. Inhaber und Rolladen- und Jalousiebauermeister Ulrich Zeuge (62) hat vor 35 Jahren den Meisterbrief erlangt und das Unternehmen vor 31 Jahren gegründet. Er verfügt also über reichlich Branchenerfahrung. Zudem hat er 14 Jahre im technischen Ausschuss des Bundesverbandes Rollladen und Sonnenschutz, heute TKZ, mitgewirkt. Er hat sich über die Entwicklung, den Handwerker über den Baumarkt zu ordern, seine Gedanken gemacht.
„Dinge verändern sich. Und Entwicklungen lassen sich oftmals nicht aufhalten. Das Internet und die Baumärkte haben den Einzelhandel stark verändert. Immer wieder werden wir von Endkunden und Baumärkten angesprochen, ob wir die Montage von Markisen übernehmen können. Ein Trend, der dank der Agenda 2010, in der in meinem Berufszweig die Meisterpflicht abgeschafft wurde, nicht mehr aufhaltbar ist.
Nein, ich jammere nicht den guten alten Zeiten nach. Ich sehe es mehr aus der Sicht der Kunden. Beim Material, der Markise, ist dem Kunden meistens klar, dass die billigste Markise nicht die gleiche Qualität besitzt wie eine aus dem hohen Preissegment.
Aber wie ist es bei der Montage? Warum beträgt unsere Lehrzeit drei Jahre und warum werden Monteure weitergebildet? Um einen Bohrer in eine Maschine zu stecken, um dann ein paar Löcher in die Wand des Kunden zu bohren?
Nein, Montage ist viel mehr.
Die Montage beginnt bei der ersten Beratung des Kunden. Was möchte der Kunde und welches Produkt passt zu seinen Wünschen. Wie lässt es sich technisch umsetzen, wie befestigen? Welche Windlastklasse muss ich genau an diesem Ort berücksichtigen? Welcher Materialuntergrund ist vorhanden, welche Konsolenart wird benötigt? Klinker, WDVS, Hohlstein, Porenbeton oder Vollstein? Welche Kräfte müssen abgefangen werden?
Hier ist die Montage oftmals schon teurer als die „Baumarktmarkise“.
Jetzt geht es ans bestellen. Hier wird ein Hersteller gebraucht, der meine Vorgaben erfüllen kann, Konsolenart und -sitz liefern kann. Und erst jetzt würde der durch den Baumarkt bestellte Monteur ins Spiel kommen. Da liegt das Teil und da ist die Wand! Jetzt wird gebastelt, und ich sage gebastelt, weil ich viele dieser Montageversuche gesehen habe. Auch das Netz liefert viele lustige Beispiele, wie ungelernte Bastler Markisen montieren, um zu zeigen, wie einfach es ist. Es gibt auch schon bessere Filme von Anbietern. Diese beginnen dann damit: Bitte benutzen Sie die geeigneten Befestigungsmittel. In der Praxis trifft man dann auf mit Nylon-Dübeln, welche nur im Klinker stecken, oder gar direkt auf Styropor geschraubte Markisen. Die meisten Markisen haben ein paar Jahre gehalten. Oder besser gesagt, sie sind nicht gleich abgefallen.
Wie ich schon zu Anfang geschrieben habe, werden wir diesen Trend nicht aufhalten können. Aber wir haben die Chance, unseren Kunden so zu beraten, dass er sich bei seinem Fachunternehmen gut aufgehoben fühlt.
Handwerk ist mehr als ein Loch bohren.
Oder würden Sie beim Discounter ein preiswertes Mehl kaufen, um damit zum Bäcker Ihres Vertrauens zu gehen, mit der Bitte Ihnen daraus ein leckeres Brot zu backen?“