_ Verbundsicherheitsglas, kurz VSG, besteht aus mindestens zwei Scheiben Floatglas, ESG oder TVG, die durch mindestens eine Zwischenschicht einer Spezial-Folie fest miteinander laminiert, d. h. verbunden sind.
Das am weitesten verbreitete Zwischenschichtmaterial ist eine Folie aus PVB (Polyvinyl-Butyral).
Erfunden wurde der Vorläufer von VSG, das Verbundglas, eher zufällig 1903 durch Edouard Benedictus in Paris: eine zu Boden gefallene Glasflasche zersplitterte nicht, weil die Flasche einen eingetrockneten, zähen und durchsichtigen Zelluloidrest enthielt.
Die Kerneigenschaft von VSG ist die Haftung des Glases an der Folie, sodass auch im Falle eines Glasbruchs die Splitter auf der Folie haften. Zudem ist die PVB-Verbundfolie zähplastisch, sodass sie erst nach einer vielfachen Längenausdehnung reißt. Beides sichert die Resttragfähigkeit von VSG, das bedeutet, ein zerbrochenes VSG bleibt als Einheit erhalten und fällt nicht wie eine einzelne Glasscheibe in sich zusammen.
Aufgrund dieser Eigenschaften ist VSG für bestimmte Anwendungen baurechtlich vorgeschrieben, etwa für Überkopfverglasungen, für absturzsichernde, begehbare und (zu Reinigungszwecken) betretbare Verglasungen.
Die Widerstandsklassen
Das Zusammenspiel von Glas als massivem Material mit der widerstandsfähigen, zähplastischen Folie kann zudem dafür genutzt werden, Gebäude, Sachwerte oder Menschenleben zu schützen:
- vor Vandalismus, als durchwurfhemmende Verglasung, z. B. gegen Steinwurf
- vor Einbruch, als durchbruchhemmende Verglasung oder
- vor Bedrohung des Lebens, als beschusshemmende Verglasung gegen Schusswaffen.
Diese Produkte sind sogenannte Sicherheitssonderverglasungen, die in den Normen EN 356 und VdS 2163 (Durchwurf, Durchbruch) sowie EN 1063 (Beschuss) geregelt sind.
In diesen Prüfnormen sind die Prüfverfahren und die Widerstandsklassen mit den jeweiligen Anforderungen definiert:
Durchwurfhemmende Verglasungen werden durch einen Kugelfalltest mit einer 4,11 kg schweren Stahlkugel geprüft, wobei sich die Anforderungen der einzelnen Klassen durch die Fallhöhe und die Trefferanzahl unterscheiden. Diese Art von Verglasungen bieten einen Schutz vor Vandalismus sowie vor Gelegenheits- und Durchschnittstätern und sind somit vorwiegend für den Privat- bzw. Wohnbereich konzipiert.
Durchbruchhemmende Verglasungen hingegen sollen im Gewerbe-/Objektbereich einen Schutz vor erfahrenen bis sehr erfahrenen Tätern bieten. Die Prüfung von durchbruchhemmenden Verglasungen erfolgt durch eine sogenannte Axtprüfung: Mit einer mechanisch geführten Axt oder Hammer wird versucht, in eine Prüfscheibe der Größe 900 x 1100 mm eine Öffnung von 400 x 400 mm einzubringen. Die Einstufung in die Widerstandsklassen erfolgt in Abhängigkeit von der Anzahl der dafür erforderlichen Schläge.
So prüft die Axt
Die Widerstandsklassen für durchwurf- und durchbruchhemmende Gläser P4A bis P8B korrespondieren mit den Widerstandsklassen der DIN EN 1627 für einbruchhemmende Fenster und Türen RC2 bis RC6. Dabei gilt die sogenannte „RC-plus-2-Regel“: Ein Bauteil der Bauteil-Widerstandsklasse RC3 erfordert z. B. mindestens ein Glas der Widerstandsklasse P5A.
Während die Widerstandsklassen P1A bis P5A der durchwurfhemmenden Gläser mit 2-fach-VSG erreicht werden, ist für die Widerstandsklassen P6B bis P8B der durchbruchhemmenden Gläser ein Glasaufbau bestehend aus mindestens drei Scheiben erforderlich, die auch als Panzergläser bezeichnet werden.
Durchschusshemmung: Eine Durchschusshemmung kann nur von Panzergläsern erreicht werden. Ziel dieser Gläser ist der Personenschutz, d. h. der Schutz vor Tätern mit Entführungs- oder Tötungsabsicht. Im Regelfall werden hier Sicherheitsgläser gefordert, die sowohl durchbruch- als auch durchschusshemmend sind.
Die Prüfung der Durchschusshemmung wird in der EN 1063 geregelt: Ein 500 x 500 mm großes Glas wird drei Mal beschossen, wobei die Treffer einen festgelegten Abstand von i.d.R. 120 mm zueinander aufweisen. Die Prüfung ist bestanden, wenn keine der drei Projektile das Glas durchschlägt. Die Widerstandsklassen unterscheiden sich durch die Kaliber der Waffen und die Schussentfernung.
Eine mögliche Zusatzeigenschaft beschusshemmender Gläser ist die Splitterfreiheit. Solche beschusshemmenden Gläser dürfen beim Beschuss auf der Rückseite keine Splitter absondern. Innerhalb der Bezeichnung der Widerstandklasse wird dies durch Zusatz von Buchstaben gekennzeichnet: „S“ für „split“, „NS“ für „no split“ (splitterfrei).
Sicherheits-Isoliergläser
Panzerglas kann im Innenbereich (z. B. als Verglasung für einen Bankschalter) als Einfachglas oder für den Einsatz in Fenstern als Isolierglas verwendet werden. Im letzten Fall wird das mehrscheibige VSG in der Regel mit einem Abstandhalter und einer Gegenscheibe versehen.
Ein Isolierglasaufbau kann jedoch auch für einen sogenannten geteilten Panzer genutzt werden: Das Isolierglas besteht dann aus zwei VSG-Einheiten – ein Aufbau, der häufig bei beschusshemmenden Verglasungen eingesetzt wird.
Eine im Zusammenhang mit Sicherheits-Isolierglas häufig gestellte Frage, ist die nach der Position des VSG als Leistungsträger innerhalb des Isolierglases. Dieses sollte stets schutzseitig (i.d.R. innen) und nicht angriffseitig (i.d.R. außen) angeordnet sein. Wichtigster Grund dafür ist, dass das VSG in dieser Position die/den zu schützende/n Person, Raum oder Gegenstand am besten vor Verletzungen und Splitter schützt.
Panzergläser-Aufbauten weisen mit steigender Leistung eine zunehmende Glasdicke auf. Wird Standard-Floatglas verwendet, sorgt dessen Eisenoxidgehalt bei dicken Panzergläsern für eine Grünfärbung der Durchsicht. Um dies zu vermeiden, wird für Panzergläser häufig eisenoxidarmes Weißglas verwendet. Die erforderliche Masse bringt zudem entsprechend hohe Gewichte von Panzergläsern mit sich. Um dies zu vermeiden, wurden vor allem im Bereich der hochleistungsfähigen beschusshemmenden Gläser Aufbauten entwickelt, die durch die Verwendung anderer Verbundmaterialien Glas substituieren. Statt PVB-Folien werden bei solchen Scheiben Polycarbonat-Platten zwischen Glas einlaminiert.
Wo finde ich welche Information?
Zusätzlich zu den Prüfnormen zur Ermittlung der Widerstandsklassen von Sicherheitsgläsern gibt es Regelwerke, die den Einsatz von Sicherheitsgläsern regeln: z. B. für Banken, Juweliergeschäfte und Museen. Der Einsatz von Sicherheitsgläsern in Banken ist z. B. durch Vorschriften der Berufsgenossenschaften geregelt. Die BG-Vorschriften enthalten konstruktive Hinweise und Details zur Ausführung von Abtrennungen und Bankschaltern aus Glas. Zudem ist festgelegt, dass durchbruchhemmende Abtrennungen mindestens Gläser der Klasse P3A enthalten müssen.
Die BG-Anforderungen an durchschusshemmende Abtrennungen sind erfüllt, wenn die dort eingesetzten Verglasungen mindestens Klasse P7B nach EN 356 und zusätzlich Klasse BR3S nach EN 1063 (besser NS) erreichen.
Für Juweliere und Museen schreiben die Sachversicherer die Widerstandsklassen der Glasausfachungen einbruchhemmender Fassadenelemente genau vor und/oder machen davon die Höhe der Versicherungsbeiträge abhängig.
Daraus resultieren eigene Widerstandsklassen von Verglasungen. Die zugehörigen Prüfungen führt die VdS Schadenverhütung GmbH durch. Die Prüfungen ähneln dem Kugelfalltest und der Axtprüfung, unterscheiden sich aber in Details.
Die unterschiedlichen Anforderungen an die Sicherheit von Mensch und Gebäude lassen sich heute mit den entsprechenden Sicherheitsglasaufbauten so gut wie immer umsetzen. —
Großes Angebot an Sicherheitsgläsern
Der Flachglas MarkenKreis (FMK) bietet mit Allstop und Allstop Privat ein umfassendes Programm von Sicherheitsgläsern für alle Anwendungsbereiche an. Spezielle durchschusshemmende Verglasungen, die auch für individuelle Erfordernisse konfiguriert werden, um z. B. größeren Kalibern als in der Norm angegeben zu widerstehen, lassen sich über die Silatec Sicherheits- und Laminatglastechnik GmbH, Gelting, beziehen.