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Veranstaltungen

VDI: Blick in die Zukunft der Fassade

Eines der Highlights der Veranstaltung des VDI (Verein Deutscher Ingenieure e.V.) war der Vortrag "Nachhaltigkeit ist eine Haltungsfrage" von Thomas Rau, Direktor des Architekturbüros Rau, Amsterdam. Gleich mit seinem Einstieg "wir haben zu wenig Ahnung von Natur, deshalb machen wir auch soviel Unsinn in unseren Gebäuden", zog er das Interesse der Zuhörer auf sich.

Es gehe auch beim Bauen darum, sich verstärkt an den Abläufen der Natur zu orientieren, insbesondere was den Verbrauch von Rohstoffen und deren Wiederverwertung angehe. Produkte und Bauelemente müssten so aufgebaut werden, dass sie nach Ablauf ihres Lebenszykluses wieder einfach zu trennen und dem Wertstoffkreislauf zuzuführen seien.

Nutzen statt kaufen
Weiter stellte er die These auf: "Der Performance-Zyklus von Produkten wird kürzer, die Lebensdauer wird länger." Als Antwort wie man diesem Sachverhalt künftig begegnen solle meinte Rau: "Wir sollten uns weniger darauf konzentrieren, zu kaufen und zu besitzen, und dafür mehr an die Nutzung denken. Das gilt auch bei Gebäuden." Zum besseren Verständnis nannte er als Beispiel die Reinigung von Kleidung. Wenn man saubere Wäsche möchte, müsse man keine Waschmaschine kaufen. Warum kaufe der Verbraucher nicht einfach 2500 Waschzyklen bei Bosch. Nach Ablauf dieser Nutzungsdauer ginge die Waschmaschine dann wieder an Bosch zurück.

Thomas Rau, Direktor des Architekturbüros Rau, Amsterdam - Matthias Rehberger, GLASWELT - © Matthias Rehberger, GLASWELT
Thomas Rau, Direktor des Architekturbüros Rau, Amsterdam - Matthias Rehberger, GLASWELT
Rau: „Wir müssen umschalten vom Verbrauchen, zum Gebrauchen. Künftig könnten wir auch Lichtstunden statt Lampen, Bürostunden statt Bürogebäude oder Büromöbelnutzungen statt eigener Möbel etc. erwerben. Und wenn der Vertrag abläuft werden alle Sachen wieder abgeholt."

Gebäude als künftige Rohstofflieferanten
Was bedeutet das für Gebäude, wenn man auch auf diese den Nutzungsgedanken übertrage? Rau: „Häuser und Fassaden müssen so entworfen werden, dass die Gebäude wie große Rohstoffbanken aufgebaut sind. So kann man die Einzelteile nach dem Nutzungsende leicht wieder anderen Anwendungen zufügen. Ein weiterer Vorteil: Die Rohstoffe bleiben im Besitz des Produzenten und werden damit immer billiger, da sie immer wieder genutzt und eingesetzt werden." In seinen Augen seien solche Ansätze des nachhaltigen Bauens damit keine Frage des Geldes. Und darüber hinaus werden aufgrund der Wiederverwertbarkeit der Baustoffe nach Gebrauch kein (Sonder-)Müll und damit auch kein Ballast für die Gesellschaft.

Ein spannender Beitrag aus der Praxis war das Referat "Fassaden - Anforderungen und Umsetzung" von Stefan Goeddertz. Der Fassadenspezialist im weltbekannten Architekturbüro Herzog & de Meuron. Goeddertz stellte als eines der Projekte die Elbphilharmonie in Hamburg vor. Dieses Gebäude in Hochhaushöhe (und mit den zugehörigen Hochhausanforderungen) sei schon alleine durch seine Größe ein besonderes Projekt. Bei Vollbesetzung bewegen sich darin zwischen 6000 und 8000 Menschen.

Als weiteres zukunftsweisendes Bau- und Fassadenprojekt stelle Stefan Goeddertz den Roche Bau 1 für Zürich vor, das gerade vor der Vergabe steht. Hier seien die Anforderungen an die Fassade: außenliegender Sonnenschutz, U-Werte von 0,7 W/m2K und g-Werte von 12%, transparenter Fassadenanteil 60%. Die 2-schalige Fassade sei hierbei eine vollverklebte Elementfassade (Closed Cavity Facade von Gartner), ein in sich geschlossenes System ohne Öffnungsflügel. Bei den einzelnen Fassadenelementen handle es sich im Prinzip um Kastenfenster, bei denen unter Druck Luft eingebracht wird. Diese Druckluft verhindere, dass in das geschlossene System Staub und Schmutz eindringe. Vorteil: Nur 2 Flächen sind statt 4 Seiten müssten so gereinigt werden. Durch das geschlossene System erhielte man jedoch im Inneren leicht höhere Temperaturen gegenüber einer herkömmlichen Doppelfassade.

Weiter wurde über die zunehmende Automatisierung von ganzen Fassaden und von Fassadenelementen sowie die Zukunft der Zweiten-Haut-Fassaden diskutiert. Darüber hinaus widmete sich ein in die Veranstaltung integriertes Spezialseminar der Fassaden-integrierten Photovoltaik sowie der integrierten Solarthermie. Durch die Veranstaltung führte Martin Lutz, geschäftsführender Gesellschafter der Drees & Sommer Advanced Building Technologies GmbH.

Matthias Rehberger

Weitere Informationen zu den Veranstaltungen des VDI unter www.vdi.de