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Rosenheimer Fenstertage

Fenster und Fassaden im Klimawandel

In Vorträgen und Diskussionen machte der Begriff des „Energiegewinn-Fensters“ die Runde, den der Leiter des ift Rosenheim Ulrich Sieberath in seinem Beitrag genauer beschrieb. Er wies die Zuhörer im Plenum darauf hin, dass die erkennbaren Phänomene des Klimawandels, die Fenster- und Fassadenbranche vor große Herausforderungen stellt. Mit der weiteren Verschärfung der kommenden Energieeinsparverordnungen (EnEV) 2010 und 2012 werde die Messlatte für unsere Branche weiter nach oben gesetzt. Konkret bedeutet dies, Fensterrahmen und Verglasungen zu entwickeln, deren U-Wert unter 0,8 W/(m²K) liegt. Aber auch schon 2008 werde die Politik dafür sorgen, dass das Niveau der EnEV um ca. 30 Prozent angehoben wird. Dann, so Sieberath, werden wir dem Markt Fenster mit einem Uw-Wert von unter 1,2 W/(m²K) zur Verfügung stellen müssen. Dieser Zwischenschritt im nächsten Jahr sei flexibel erreichbar – beispielsweise durch die Verwendung von Dreifachglas oder verbesserte Rahmenkonstruktionen. Schwieriger werde es da schon, das Niveau in 5 Jahren zu erreichen: „An diesen Lösungen müsse man noch arbeiten und an einer Unterstützung von guten Ideen werde es nicht mangeln“. Sieberath wies aber auch darauf hin, dass die reine U-Wert-Diskussion eine wesentliche Eigenschaft des Fensters unter dem Tisch fallen lasse: Schließlich „können und müssen wir auch Energie gewinnen mit Fenster und Fassaden.“ Für ihn besteht die Gefahr, dass im Bereich der Sanierung die Diskussion bei Fenstern und Glas ausschließlich mit dem U-Wert geführt werde und Eigenschaften wie Energiegewinn oder Komfortverbesserungen in den Hintergrund treten. ­Deshalb müsse die Branche die energetische Leistungsfähigkeit der Fenster betonen und den möglichen Energiezugewinn in einer verständlichen Kenngröße, beispielsweise einem effektiven U-Wert berücksichtigen. Für ihn steht fest: „Wir brauchen die Fassade als Energiemanager in der Wand, in der wir die Wärmedämmung, den Energiegewinn, die Lüftung und auch die Stromerzeugung durch Photovoltaiksysteme integrieren können.“

Auch der Ressourcen- und Energieverbrauch zur Herstellung unserer Produkte gewinne wieder an Bedeutung. Fragen der Dauerhaftigkeit und der Entsorgung werden in der öffentlichen Diskussion bei künftigen Regeln und Gesetzen immer stärker fokussiert werden.

Auch der Katastrophenschutz ist wichtiges Fensterthema

„Wenn man aber über den Klimawandel spricht, darf man“, so der Institutsleiter, „das Thema der sicherheitsrelevanten Eigenschaften nicht außer Acht lassen. Schließlich sagen uns die Klimaforscher nicht nur eine Erwärmung der Atmosphäre vorher, sondern verdeutlichen auch, dass die Klimaextreme wie heißere Sommer, Starkniederschläge mit Überschwemmungsgefahr, Hagelschlag und kräftige Stürme für bestimmte Regionen zunehmen können.“ Auch darauf müsse man mit entsprechendem Produktangeboten reagieren, so Sieberath, denn viele Menschen werden sich sicher mit katastrophentauglichen Fenstern und Türen vor diesen Risiken schützen wollen – oder müssen. Ein wichtiger Treiber in diesem Marktsegment wird die Versicherungswirtschaft sein, denn die Prämien werden in Abhängigkeit vom Risiko und von baulichen Schutzmaßnahmen festgelegt. Und hochwasserbeständigere Bauelemente werden schon jetzt mit einem geringeren Schadensrisiko bewertet.

Sieberath erläuterte, dass die Forschungsschwerpunkte den aktuellen Diskussionen angepasst werden: Beispielsweise die Projekte „Konstruktionsgrundlagen für Fenster, Türen und Fassadenelemente aus Verbundwerkstoffen und Holz“, oder „Entwicklung von Grundlagen für die Integration von Elektronik im Fenster- und Fassadenbau“. Insbesondere letzteres Projekt schaffe eine wichtige Grundlage für die Zukunftsfähigkeit unserer Produkte, weil gerade durch die Integration von Elektronik neue Möglichkeiten entstehen, ein Gebäude energiebewusst zu steuern. Und Bauelemente erhalten damit einen höheren Stellenwert, da sie so zu „Fassadenmanager“ aufsteigen können.

Weitere Forschungsprojekte sind aber nach Meinung des ift-Leiters unerlässlich, dazu zählen u.a. die Entwicklung von Konstruktionsmerkmalen für die vermehrte Verwendung von Dreifachgläsern und die Konstruktionsansätze für Rahmenkonstruktionen mit besseren energetischen Kennwerten (einerseits mittels tieferer Rahmen, anderseits durch den Einsatz von neuen Werkstoffen). In der Vergangenheit hätten sich die scharfen Anforderungen in Deutschland häufig als wesentlicher Entwicklungsmotor für die Branche erwiesen und die heimischen Fensterkonstrukteure und -hersteller konnten so zum Technologieführer avancieren. Deshalb warb Sieberath, die weiteren Verschärfungen nicht immer zu verteufeln, sondern diese auch als Chance und den Klimawandel als „Elfmeter für die Branche“ zu sehen.

Ganz neue Denkansätze vermittelte der Marktforscher Dr. Joachim Scharioth von der TNS Infratest: Er nahm die Zuhörerschaft mit auf eine Zeitreise in das Jahr 2020 und lies in zwei verschiedenen Szenarien die Zukunft Wirklichkeit werden. Seiner Meinung nach werde sich in 13 Jahren entweder eine Gesellschaft etablieren, in der die Grundsätze Gleichheit, Freiheit und Bescheidenheit eine ganz prägnante Rolle einnehmen oder aber die Gesellschaft räumt der Wirtschaft einen noch breiteren Gestaltungsspielraum ein und die Bereitschaft zu Eigenverantwortung sowie größerem sozialen Risiko werde deutlich höher sein als heute. Diese Gedankenmodelle füllte der Zukunftsforscher mit interessanten und auch konkreten Details, sodass der Zuhörer sich seine ganz persönliche Meinung für die Zukunft bilden konnte.

Das Anforderungsniveau der EnEV ist noch viel zu niedrig

Ganz konkret wurde es dann in den Ausführungen von Dr. Wolfgang Feist, Leiter des Passivhaus Institut Darmstadt: Er stellte dar, was auf die Branche zukommt, wenn die Beschlüsse der Politik demnächst in Verordnungen und Gesetze umgesetzt werden. Die Systematik der EnEV sei richtig, aber das jetzige Anforderungsniveau – angesichts dramatisch gestiegener Energiepreise – viel zu niedrig. Wenn nun in einem ersten Schritt eine Verschärfung des Niveaus um 30 Prozent Primärenergiebedarf beim Neubau angestrebt werde, so sei das auf der Basis des am Markt verfügbaren Stands der Technik relativ einfach zu erreichen. Aber die Potenziale seien bei Weitem größer – es gelte jetzt, die Übergangszeit bis zur angekündigten nächsten Novelle zu nutzen, um Industrie und Handwerk auf diese Qualitäten vorzubereiten und sie in der Breite am Markt einzuführen. Zum Schluss seiner Ausführungen war es Dr. Feist noch ein Anliegen, mit einigen herumgeisternden Vorurteilen aufzuräumen: Er zeigte anhand eines simplen Beispiels, dass unter Hinzunahme der Förder­mittel Umweltschutz nicht ärmer macht, sondern schon vom ersten Jahr an ein saniertes Fenster Geld einspart. Und schließlich hat ein Fenster der Zukunft noch einen weiteren ganz entscheidenden Vorteil: Da die Bauteiloberflächen wärmer werden bieten sie der Luftfeuchtigkeit keine Möglichkeit mehr, sich abzusetzen. Schimmelpilze werden so ihrer Lebensgrundlage entzogen.DM

DM

Info

PHI erhält erstes Schweißeckverbinder-Zertifikat

Während der Rosenheimer Fenstertage hat das ift zum ersten Mal ein Zertifikat für Schweißeckverbinder an ein Unternehmen vergeben. Geschäftsführer Norbert ­Scheiderer und seine Tochter Lisa Kraft-Scheiderer konnten aus der Hand von dem Prüfstellenleiter Andreas Matschi das auf Ihr Produkt ausgestellte Zertifikat entgegennehmen. Im Verlauf der vergangenen zwei Jahren wurden Richtlinien zur Überprüfung von Schweißeckverbindern untersucht. Grundlage für die Erteilung des Zertifikats bilden die Produktprüfung im ift-Prüflabor, die werkseigene Produktions­kontrolle durch PHI sowie die Fremdüberwachung des PHI-Labors durch Überwachungsstellen des ifts. Haupt­augenmerk bei der Überwachung liegt auf den Punkten Werkseigene Produktion und Personalqualifikation, Behandlung von Kundenbeschwerden, Wareneingangskontrolle, Fertigungsbegleitende Kontrollen, Systemunterlagen und Verarbeitungshinweise, Laborprüfung des Produkts.

Das Zertifikat ist über eine Laufzeit von drei Jahren gültig, wobei regelmäßige

Kontrollen die gleich bleibend hohe Kriterienerfüllung gewährleisten.

http://www.phi-info.de

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