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GLASWELT vor Ort: ift Fachtagung Holz und Holz-Metallfenster

Heißt die Zukunft kleben?

_ „Ob wir es wollen oder nicht, Architekten und Bauherren wünschen sich immer dünnere Rahmen- und Fensterprofile und das bei immer größeren Fenster-Formaten“, machte Prof. Ulrich Sieberath in seiner Einführung deutlich. Hier biete das Kleben von Glas und Flügelrahmen in vielen Fällen eine interessante Alternative.

Wie so ein geklebtes System aussehen und wie es umgesetzt werden kann, darum drehte sich der erste Seminartag. Im Fokus stand die Uniglas | Facade. Dieses Holz-Glas-Verbundsystems (HGV) basiert auf gut zehn Jahren Forschungsarbeit an der Holzforschung Austria (HFA).

Feuer und Flamme für geklebte Konstruktionen

Als Peter Schober einen Abriss über diese Entwicklungsarbeit und ihr Ergebnis gab, war ihm der Stolz anzusehen. Er, der Vater dieser Forschungsprojekte und sein Team haben es gemeinsam mit Industriepartnern geschafft, diese Art der Konstruktion als praktisch anwendbares, statisch berechenbares System in die Marktreife zu führen. Bei dem von der HFA entwickelten Tragsystem, wird eine umlaufende Koppelleiste aus Birkensperrholz auf alle vier Glaskanten geklebt. Die Verklebung erfolgt im (Isolierglas-)Werk. Die vorgefertigten Fassadenelemente müssen auf der Baustelle dann nur noch mittels Koppelleiste in die Tragstruktur verschraubt werden.

Günther Weinbacher vom Projekt-Partner Otto-Chemie erläuterte im Beitrag „Revolution ohne Rahmen“ was eine Klebeverbindung zwischen Holz und Glas leisten muss, um die erforderliche statische Tragstruktur zu gewährleisten.

Bei der Klebstofffuge müsse das Dicken-Breite-Verhältnis 1:2 bis 1:6 betragen, wobei als Mindestbreite der Klebstofffuge 10 mm gefordert seien und eine Maximalbreite von 20 mm. Der Klebstoff, ein Silikonkleber, müsse dabei mindesten 3 mm dick sein.

Weinbachers Resümee: Unter Einsatz von 3-fach-ISO könne mit der geklebten Holz-Glas-Konstruktion ein Dämmwert bis zu 0,69 W/m2 erreicht werden und erfülle so ein hohes Anforderungsprofil, gerade auch bei großen Formaten. So liege die maximale Elementgröße bei 2500 x 3600 m2. Fakt sei, dass für die Klebung nur Silikon funktioniere.

Umsetzung in der Praxis

Wie die praktische Ausführung des Systems aussieht, vermittelt mit viel Begeisterung und Elan der Isolierglas-Hersteller Hanspeter Petschenig. Der Uniglas-Gesellschafter fertigte als Projekt-Partner die Elemente der Fassade für das neue Logistikzentrums der Otto-Chemie.

Bei der dort eingebauten Uniglas | Facade (siehe Infokasten rechts) handelt es sich um eine reine Structural-Glazing-Konstruktion. Dieses SG-System erfülle alle Anforderungen der ETAG und unterliege der Fremdüberwachung. So komplex die Anforderungen dabei an die Konstruktion seien, so einfach sei die Montage. Der Einbau der vorgefertigten Fassadenelemente sei durch jeden Holzfachmann oder Fenstermonteur möglich, so Petschenig, Spezialkenntnisse sind dazu nicht erforderlich.

Im Anschluss an die Vorträge folgte eine Fahr nach Fridolfing zu Otto-Chemie, wo die Teilnehmer die Fassade in Augenschein nehmen konnten.

Kleben ist kein Allheilmittel

Zu geklebten Fenstern äußerte Matthias Dold von der Gutmann AG am zweiten Tag dezidiert seine Meinung: „Auch wenn Glaskleben im Trend liegt, kleben Sie nur da, wo es Sinn macht. Glasverklebungen sind seit Jahren ein wichtiger Bestandteil in unserer Fenster-Systementwicklung. Gründe sind eine ansprechende Optik, schmalere Ansichten sowie die verbesserte Stabilität (Einbruchschutz).” Wer als Fensterbauer in das Kleben einsteigen will, sollte vorab genau das Kosten-/Nutzen-Verhältnis prüfen. Matthias Dold sieht das Kleben in Teilbereichen als sinnvoll an, aber nicht als eine Lösung für alle Anwendungen.

Interessant war die Aussage von Ulrich Tschorn vom VFF zur nächste Generation von Verbund-Fenstern und ob diese der Vorläufer für ein Wiederaufleben der Kastenfenster seien. Tschorn: „Ich habe den Eindruck, dass das Kastenfenster eine Renaissance erleben wird.” Weiter sehe er Verbundfensterkonstruktionen auf dem Vormarsch. Positiv werden sich solche Fenstersysteme entwickeln, bei denen sich zusätzliche Funktionen, wie beispielsweise der Sonnen- und Sichtschutz, in die Konstruktion integrieren lassen.

Bei der Veranstaltung wurde deutlich, dass sich das Glaskleben im Fensterbau etabliert, es aber dabei kein Allheilmittel für alle Probleme sei. Kleben ist kein Selbstzweck. —

Matthias Rehberger

Der Aufbau der Uniglas | Facade

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