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Glaskongress 2018 in Leipzig

“Jeder von Ihnen ist ein Oberganove“

_ Der erste Tag des Glaskongresses 2018 begann mit den Hauptversammlungen von BF und GMI. Auf der GMI-Mitgliederversammlung wurde beschlossen, ein neues, zusätzliches Gütezeichen für heißgelagertes ESG einzuführen und die GMI-Gütegemeinschaft in Gütegemeinschaft Flachglas (GGF) umzubenennen. Künftig wird zum RAL-Gütezeichen „Mehrscheiben-Isolierglas“ das neue RAL-Gütezeichen „Heißgelagertes ESG“ hinzukommen. Beide RAL-Gütezeichen werden von der bisherigen Geschäftsstelle vergeben.

Hintergrund des neuen Gütezeichens ist der Wegfall nationaler Anforderungen an heißgelagertes ESG in der Bauregelliste nach dem EuGH-Urteil. Die Bauaufsicht sieht damit das erforderliche Sicherheitsniveau nicht gewährleistet, sodass in der DIN 18008 und in der VVTB Einschränkungen für die Verwendung von heißgelagertem ESG in der Fassade ab 4 m Höhe gemacht werden – sogar über ein völliges Verbot in diesen Anwendungen wurde schon beraten.

BF und GGF konnten erreichen, dass in die 18008 der Hinweis aufgenommen wurde, dass die neue Gütesicherung die Anforderungen erfüllt. Entscheidendes Merkmal ist eine regelmäßige Fremdüberwachung der Heißlagerungsöfen bei den Herstellern.

Digitalisierung wird zum Muss

In seinem spannenden Vortrag „Digitalisierung in der Bau-Industrie“, erläuterte Jochen M. Wilms die Veränderungsprozesse, mit denen die Baubranche aktuell konfrontiert wird. Erschreckend sei dabei, dass in nur 6 % der deutschen Unternehmen die Digitalisierung das Top-Thema bei der strategischen Ausrichtung sei. Rund 40 % der Führungskräfte scheuten sich vor notwendigen, teils radikalen Entscheidungen. Das sei gefährlich, so Wilms.

„Was die deutsche Bauindustrie in den letzten Jahren aufgebaut hat, davor habe ich großen Respekt“, so der Referent. „Aber dieses gilt es zu bewahren. Festhalten an Althergebrachtem ist im Zuge der Digitalisierung nicht mehr möglich. In der Bauindustrie werden wir eine ganz neue Form von Digitalisierung in der Werkstatt und auf der Baustelle erleben. Und es ist klar, alles was digitalisiert werden kann, wird auch künftig digitalisiert (und damit automatisiert).“

Den Anwesenden gab Wilms mit auf den Weg: „Man braucht keine digitale Strategie, sondern die richtige Strategie in einer digitalen Welt. Viele Unternehmen machen den Fehler, im Kerngeschäft alles wie gehabt laufen zu lassen. Das ist ein Fehler! Jeder ihrer Arbeitsprozess muss analysiert und überlegt werden, wie sich dieser Schritt digitalisieren lässt. In Bezug auf den Bau muss dies gewerkeübergreifend erfolgen – sowohl in der Analyse als auch in der Umsetzung, sonst wird das Vorhaben scheitern. Denken Sie in strategischen Allianzen.“

Ein Fensterbauer als Gast

Spannend war auch der Beitrag von Jens Eberhard, der die „Deutschlandstrategie“ der Oknoplast Gruppe aus Polen vorstellt.

Der Fensterbauer zeigte auf, wie man den deutschen Partnern Unterstützung beim Marketing gebe und welche Qualitätskriterien bei der Verarbeitung und den eingesetzten Zulieferprodukten angelegt werden.

Jens Eberhard: „Bei uns muss die Qualität der Produkte stimmen. Wir wollen in einer globalisierten Welt als europäisches Unternehmen gesehen werden. Unser Motto lautet: denke global, handle lokal.“ Aktuell arbeite Oknoplast noch an seiner Marktentwicklung. Auch wenn der Anbieter in Deutschland bereits 450 Handelspartner betreue, sehe er noch viele weiße Flächen, um sein Händlernetz weiter auszubauen.

Darum sind Glasanbieter Ganoven

Im Vortrag „Und es werde Licht!“ unterstrich der Arzt Dr. Dieter Kunz die Wichtigkeit von Tageslicht für den Körper und das Wohlbefinden. Provokativ ging er die Glasbranche an: „Jeder von Ihnen ist ein Oberganove. Mit Ihren Gläsern filtern Sie das Tageslicht heraus, das wir Menschen brauchen. Wir leben in Räumen, die viel zu wenig Tageslicht erhalten.“

Die Glasbranche müsse daran arbeiten, das vollspektrale Licht in die Räume zu bekommen, das alle Menschen zum Wohlfühlen und zur gesteigerten Gesundheit brauchen. Denn die Leistungsfähigkeit und die Produktivität am Arbeitsplatz lasse sich bestimmt um 5 bis 10 % steigern, wenn Menschen genügend Tageslicht erhalten. Der Langzeiteffekt sei zudem: weniger Krankheiten, weniger Depressionen, weniger Alzheimer etc.

Dr. Dieter Kunz „Wir brauchen Gläser, die quasi das ganze Strahlungsspektrum durchscheinen lassen. Vielleicht reichen auch schon 70 bis 90 %, arbeiten Sie daran. Künstliche Beleuchtung ist völlig unzureichend. Nutzen Sie die Potenziale, die Glas bietet. Machen Sie das Leben der Menschen besser.“

Diesem Aufruf schließt sich auch der BF an: Im Laufe des Jahres soll die „Initiative Tageslicht“ ins Leben gerufen werden, die über ein Budget von 100 000 Euro verfügt, so BF-Geschäftsführer Jochen Grönegräs.

Der nächste Glaskongress wird vom 3. bis 5. Mai 2019 in Stuttgart stattfinden.—

Matthias Rehberger

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