Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Im Gespräch mit Jürgen Wuchter von Lisec

Wechsel bei Lisec Deutschland

Glaswelt – Herr Wuchter, wie schätzen Sie die Marktentwicklung bei der Glasverarbeitung hierzulande ein, wo sehen Sie wichtige Trends?

Jürgen Wuchter – Generell müssen die Glasverarbeiter sehr hochwertige Produkte zu möglichstniedrigen Stückkosten herstellen, um dem Preisdruck gerecht zu werden. Das Ziel der Verarbeiter muss es sein, durch höhere Automatisierung eine Senkung ihrer Herstellkosten zu erreichen. Unser Ziel ist es, optimale Lösungen dafür anzubieten sowie vorhandene Anlagen zu optimieren.

Glaswelt – Sie leiten als Geschäftsführer nun die deutsche Lisec-Niederlassung, wie ist diese aktuell aufgestellt?

Wuchter – Lisec Deutschland ist eine Service- und Vertriebsgesellschaft, die im Wesentlichen aus Servicetechnikern und technischen Kundenberatern (Service/Vertrieb) besteht. Wir beraten Kunden in allen Belangen ihrer täglichen Arbeit. Zusätzlich halten wir in unserer zentralen Niederlassung in Kassel (www.lisec.com) die wichtigsten Ersatzteile auf Vorrat, um von dort aus Kunden schnellstmöglich bedienen zu können.

Glaswelt – Wo setzen Sie besondere strategische Schwerpunkte?

Wuchter – Allem voran setzen wir auf eine sehr enge Kundenbindung. Wir möchten unsere Servicekapazitäten ausbauen, weiterhin den besten Service bieten und insgesamt natürlich wachsen und neue Kunden erreichen. Wir wollen in allen Facetten der Flachglasbearbeitung sowie bei der Software die erste Anlaufstelle für jeden Kunden sein, egal ob Kleinstbetrieb oder Großkonzern.

Glaswelt – Welchen Service bieten Sie?

Wuchter – Unsere Servicetechniker sind deutschlandweit über die Landkarte verteilt. Die Ersatzteillieferungen für wichtige Komponenten kommen direkt aus Kassel. Von dort erfolgt auch der „First Level Support“ über die Kollegen aus der Niederlassung. Dazu werden wir unterstützt über die 24-Stunden-Hotline in Österreich. Diese umfasst auch die Remote-Analyse (Fernanalyse über Datenaustausch) sowie ggf. Remote-Eingriffe ohne Monteurentsendung. Des Weiteren bieten wir ein umfangreiches Angebot an Wartungspaketen für Maschinen und Software an.

Glaswelt –  Haben Sie künftig noch weitere Märkte neben Deutschland auf dem Radar?

Wuchter – Lisec Deutschland betreut die Kunden in Deutschland, der Schweiz und Dänemark.

Glaswelt – Im Zuge der Digitalisierung spielt die Software eine immer wichtigere Rolle. Wie kann Lisec mit eigener Software zur Produktionssteuerung die Verarbeiter unterstützen?

Wuchter – Im Zuge von Industrie 4.0 ist die enge Verkettung von Maschinen und Software noch wichtiger geworden. Es geht jetzt nicht mehr nur um die Steuerung von Maschinen und Abläufen im Betrieb, sondern auch um deren Echtzeitüberwachung, sowie die Optimierung der Produktivität. Dies ist wesentlich einfacher, wenn Maschine und Software aus einer Hand kommen. Der große Vorteil bei uns ist, dass wir neben den Maschinen auch die Software selbst entwickeln, diese vorab in unserem eigenen Produktionsbetrieb testen, um sie dann in einem Paket dem Kunden anzubieten.

Glaswelt – Bei der Produktionssteuerung gibt es etablierte Wettbewerber im Markt, wie wollen Sie Verarbeiter davon überzeugen, auf Lisec-Software zu setzen?

Wuchter – Zum einen durch namhafte Referenzen, die seit langem Lisec-Software nicht nur zur Produktion, sondern auch schon zur Auftragserfassung einsetzen. Zum anderen durch innovative Entwicklungen, wie etwa der dynamischen Zuschnittsoptimierung, der automatisierten Härteofenbelegung oder beim Abstapeln von ISO-Einheiten mit Roboter.

Glaswelt – Wie steht es mit der Schnittstellenanbindung bei gemischten Maschinenparks mit Anlagen von unterschiedlichen Anbietern?

Wuchter – Wir haben Schnittstellen zu allen gängigen Fabrikaten. Aufgrund des hohen Standardisierungsgrades können neue Schnittstellen im laufenden Projekt von unseren Softwareentwicklern schnell umgesetzt werden. So steuern wir u. a. Sortiersysteme unserer Wettbewerber an.

Glaswelt – Zurück zur Anlagentechnik, wo liegen gegenwärtig die Investitionsschwerpunkte bei den heimischen Glasverarbeitern?

Wuchter – In Deutschland haben wir einen klassischen Markt für Ersatzinvestitionen und Prozessoptimierungen. Dabei wird insbesondere auf einen höheren Automatisierungsgrad geachtet. Aufgrund des Mangels an Arbeitskräften und dem steigenden Kostendruck ist dieser immer mehr in den Vordergrund gerückt. Nach wie vor ist die innerbetriebliche Logistik ein großes Thema, um das arbeitsintensive, mehrfache Handling von Glasscheiben zu eliminieren.

Glaswelt – Welche Aspekte sind bei der Anlagenplanung relevant, welche Planungsunterstützung bieten Sie den Verarbeitern?

Wuchter – Wir erarbeiten für unsere Kunden direkt neue Fabriklayouts und diskutieren diese direkt mit allen Beteiligten, um rasch zu einer Ideallösung zu kommen. Durch die Unterstützung unseres Technical Supports können wir dabei Abläufe simulieren, Leistungsdaten vorab berechnen und die Ergebnisse dann mit dem Pflichtenheft bzw. den Anforderungen des Kunden abgleichen. Bei der Planung ist zum einen wichtig, die Anforderungen des Kunden zu erfüllen und zum anderen in seinem Budgetrahmen zu bleiben.

Glaswelt – Sehen Sie eine Zunahme bei der Fertigungstiefe, etwa durch zusätzliche ESG- und VSG-Anlagen? Welche Rolle spielen bei den Investitionen die wachsenden Glasformate?

Wuchter – Auf jeden Fall. Sowohl die Anschaffung einer ESG-Anlage als auch die Anschaffung einer eigenen Lamineranlage rücken für immer mehr Glasverarbeiter in den Fokus ihrer Überlegungen, ebenso Investitionen in den Zuschnitt von Verbundglas (Stichwort: DIN EN 18008). Was die immer größeren Glasformate angeht, diese werden durch wenige Glasverarbeiter in Europa abgedeckt. Lisec bietet jedoch skalierbare Lösungen an, um auch kleineren Betrieben die Herstellung von Jumbogläsern zu ermöglichen.

Glaswelt – Gib es einen Trend, dass Fensterbauer auf die eigene ISO-Fertigung setzen?

Wuchter – Anfragen von Fensterherstellern bekommen wir recht häufig im Rahmen von Make-or-Buy-Analysen. Unsere Projektausarbeitung über die Komplexität der Verarbeitung von Flachglas sowie des nötigen Investitionsvolumens und nicht zuletzt des Aufbaus an Know-how und Fachpersonal sorgen aber meistens dafür, dass sich die interessierten Fensterhersteller wieder an einen Tisch mit ihren Glaszulieferern setzen.

Glaswelt – Lassen sich eigentlich bestehende Lisec-Linien technisch aufwerten?

Wuchter – Ja natürlich, das ist unsere tägliche Arbeit. Da unsere Anlagen modular aufgebaut sind, kann man relativ einfach einzelne Maschinenelemente austauschen. Beispiele für das Pimpen sind u. a. die Kapazitätssteigerung eines Verbundglaszuschnitts. Bei einer ISO-Linie lassen sich Presse und/oder Versiegelung anpassen, um z. B. schwerere und oder breitere Isolierglaselemente zu erzeugen. Und oft reicht eine neue Steuerung oder ein neues Bedienfeld, um den Lebenszyklus der Maschinen zu verlängern.

Glaswelt – Eine Frage zum Wettbewerb: Erwarten Sie Marktverschiebungen durch die Übernahme von Bystronic glass durch Glaston?

Wuchter – Eine interessante Frage. Ich denke aber eher nicht. Es bleibt sicherlich abzuwarten, ob und welche Synergieeffekte sich aus dieser Übernahme ergeben werden.

Glaswelt – Der Einsatz von Glas in der Gebäudehülle und im Interieur nimmt zu, wie können Glasverarbeiter hiervon profitieren?

Wuchter – Das wissen die Glasverarbeiter sicherlich besser als ich. Aber ich denke deren zentrale Strategie wird es sein, im internationalen Wettbewerb vorne mitzuspielen und weiterhin dafür zu sorgen, dass Flachglasprodukte „Made in Germany“ weiterhin mir ihrem sehr guten Ruf in Referenzobjekten weltweit vertreten sind.—

Das Interview führte Matthias Rehberger.

Jetzt weiterlesen und profitieren.

+ Glaswelt E-Paper-Ausgabe – jeden Monat neu
+ Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv
+ Fokus GW: Sonderhefte (PDF)
+ Webinare und Veranstaltungen mit Rabatten
uvm.

Premium Mitgliedschaft

2 Monate kostenlos testen