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Zukunftsfähige Produktion mit weniger CO2-Ausstoß

So steigern Scherben die Effizienz

Das Unternehmen stellt sich gemeinsam mit seinen Partnern und Kunden den Zukunftsaufgaben. Lösungen, die für das Verantwortungsbewusstsein stehen, finden sich am Messestand auf der glasstec 2022, Halle 11, Stand A24. Ein aktuelles Beispiel ist das aufwändige Scherbenrecycling.

Um seinen CO2-Fußabdruck zu verkleinern, will Saint-Gobain Glass den Rezyklatanteil in seinen Produkten bis 2025 von derzeit 11 auf 20 Prozent erhöhen. Eine sportliche Vorgabe. Dazu braucht der Glashersteller drei Dinge: Scherben, Scherben und vor allem Scherben.

Franz Parulewski, Circular Economy Manager bei Saint-Gobain Glass, kümmert sich um die Scherben. Es geht um ihre Wiederverwertung bei der Herstellung von neuem Flachglas und um ihre Trennung von Verunreinigungen. Darüber steht die globale Aufgabe, den Energieverbrauch und die CO2-Emmision zu verringern. Circular Economy, Kreislaufwirtschaft, ist eine zentrale Forderung in unserer Zeit. Sie hilft neben der Eindämmung der Ressourcenverwendung, den Energieverbrauch sowie Emissionen in der Grundstofferzeugung zu reduzieren und so dem Klimawandel entgegenzuwirken.

Der Kern der SGG Carbon-Roadmap ist, den Rezyklatanteil im Glas zu erhöhen.

Foto: Saint-Gobain

Der Kern der SGG Carbon-Roadmap ist, den Rezyklatanteil im Glas zu erhöhen.
Im Moment bezieht der Hersteller seine Scherben vor allem aus der Glasproduktion.

Foto: Saint-Gobain

Im Moment bezieht der Hersteller seine Scherben vor allem aus der Glasproduktion.
Materialmix bei Scheiben: Das Glasrecycling ist nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag.

Foto: Saint-Gobain

Materialmix bei Scheiben: Das Glasrecycling ist nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag.
Recycltes Flachglas macht die Glasindustrie noch nachhaltiger.

Foto: Saint-Gobain

Recycltes Flachglas macht die Glasindustrie noch nachhaltiger.

Erhöhter Rezyklatanteil im Glas

Vor diesem Hintergrund hat Saint-Gobain Building Glass eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt. Der Kern dieser Carbon-Roadmap ist, den Rezyklatanteil im Glas zu erhöhen. Dafür werden bei der Herstellung von Flachglas Scherben mit in die Glasschmelze hineingeleitet. „Mit Scherben können wir unsere Industrie nachhaltiger machen“, versichert Parulewski. „Mit 1 Tonne davon reduzieren wir den CO2-Ausstoß um 300 kg und mit 1 Prozent Scherben im Gemenge sparen wir 0,3 Prozent Energie. Scherben sind der stärkste operative Hebel, den wir haben.“ Deswegen soll der Scherbenanteil bei der Produktion von Flachglas bei Saint-Gobain Glass in den kommenden Jahren deutlich ansteigen.

Im Moment bezieht Saint-Gobain Glass seine Scherben vor allem aus der Glasproduktion und -verarbeitung. Das ist in erster Linie Bruchglas und Verschnitt aus Betrieben, die das von Saint-Gobain angelieferte Flachglas weiterverarbeiten. Die Scherben sind sortenrein, sauber und besitzen eine hohe Qualität. Aber das wird nicht reichen, um das angestrebte Ziel zu erreichen.

Wo liegen die Kritischen Punkte?

Im Recycling von Flachglas gibt es zwei Probleme. Erstens wandern die Scherben derzeit vor allem in die Behälterglas-Industrie und ­werden zum Beispiel zu Dämmmaterial recycelt oder sie dienen als Verfüllmaterial im Straßenbau. In beiden Fällen sind sie für die Flachglasindustrie verloren. Die große Aufgabe wird sein, diesen Stoffstrom umzuleiten und für die Flachglasproduktion zugänglich zu machen.

Das funktioniert nur mit neuen Dienstleistungen und effektiven Prozessen, welche Saint-Gobain derzeit in diesem Bereich entwickelt. So könnte man das Recycling einer alten Fassade und den damit verbundenen positiven Umwelteinfluss ausweisen oder die Wertschöpfung für den Projektentwickler durch effektivere Recyclinglösungen erhöhen. Das Recycling muss von Anfang an mit ins Lastenheft aufgenommen werden.

Das zweite Problem ist die schlechte Qualität der Scherben. Die Herausforderung beim Rückbau von Gebäuden liegt darin, dass die Scherben nicht verunreinigt werden dürfen – weder durch Schutt, noch durch ungeeignete
Scherben.

Hier sucht Saint-Gobain Glass die Zusammenarbeit mit führenden Recyclern und Abbruchunternehmen, die für eine gute Qualität sorgen sollen. Im praktischen Ablauf kommen die Scheiben oder Scherben von der Baustelle beim Recycler an und werden dort auf eine Stückgröße von maximal 2 cm gebrochen. Danach folgt eine manuelle Sortierung, bei der größere Verunreinigungen wie Bolzen und Beschläge herausgenommen werden. Anschließend wird das Material gesiebt und von Folienresten befreit.

Schließlich sortiert ein optischer Scanner die Scherben nach Farbe und ein sogenannter Wirbelstrom-Detektor entfernt metallische Verunreinigungen. Nach diesem aufwendigen Prozess ist die Qualität des Materials so gut, dass die Scherben bei in der Produktion wieder verwendet werden können.

Saint-Gobain Glass hat bereits vielversprechende Projekte umgesetzt. Zum Beispiel beim ehemaligen Hauptquartier der Fluggesellschaft SAS in Stockholm. Beim zweiten Vorzeige-Projekt kam der Autobauer Audi auf Saint-Gobain zu und fragte, ob ein Recycling von Windschutzscheiben möglich sei. „Nach einer ersten verhaltenen Reaktion waren wir dann doch überzeugt, dass das geht“, erinnert sich Parulewski.

Vom Recycling zur Wiederverwertung …
… Nicht  nur mit Blick auf die Umwelt, sondern auch in Bezug auf steigende Materialpreise und Verfügbarkeit von Rohstoffen, werden das Recycling und die Wiederverwertung von Gläsern und Bauelementen wichtige Säulen der Glas- und Fassadenbranche werden. Das Bild links zeigt ein Gebäude, bei dem die alten Gläser eingeschmolzen wurden, um daraus die neuen Fassadengläser zu fertigen. Dieses Projekt stellen wir auf Seite 98 im Detail vor.

Matthias Rehberger

Glasrecycling ist komplex

Defekte Autoscheiben von VW-Konzernmarken, die in der Werkstatt nicht mehr repariert werden können, landen beim Glas-Aufbereiter Reiling und werden dort zerkleinert. Dabei müssen Stoffe wie PVB-Kunststofflayer im Glas, Scheibeneinfassungen, Metalle und Drähte aussortiert werden. Das geschieht mit Magneten, Metallabscheidern, Absauganlagen und optischen Sortern. Im zweiten Schritt wird das gereinigte Glasrezyklat von Saint-Gobain zu Flachglas verarbeitet. Dafür wird es unter das übliche Rohstoffgemenge gemischt.

Das Glasrecycling ist nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Es müssen nicht nur gewaltige Stoffströme umgeleitet, sondern auch eine komplexe Technik bereitgestellt werden. Beides dient einer größeren Entwicklung in der Industrie, die notwendig ist, um im Klimaschutz voranzukommen. „Im Moment leben wir in einer spannenden Zeit“, fasst Parulewski zusammen. Man müsse das große Ziel Produkt für Produkt und Markt für Markt angehen. „Ansonsten überheben wir uns und hinterlassen einen großen Scherbenhaufen.“ Aber das sind nicht die Scherben, die Parulewski braucht.

Halle 11, Stand A24

Dieses Gebäude in Schweden hat eine Fassade aus Recycle-Glas (siehe Seite 98).

Foto: Lasse Olsson Photo

Dieses Gebäude in Schweden hat eine Fassade aus Recycle-Glas (siehe Seite 98).

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