Die jüngsten Statistiken der Kriminalpolizei zeigen einen deutlichen Anstieg der Einbrüche in Deutschland (mehr dazu auch in dieser Ausgabe ab S. 20). Diese Entwicklung wirft die dringende Frage auf, wie effektiv die Sicherung von Fassaden tatsächlich ist. Reicht die Widerstandsklasse RC2 aus, oder ist RC3 notwendig? Möglicherweise sind auch Sonderlösungen erforderlich, die verschiedene Komponenten kombinieren, um ein höheres Schutzniveau zu erreichen – wie beispielweise eine geprüfte RC3-Lösung, die jedoch bei der Verglasung Abstriche macht und eine Verglasung P4A aus der Widerstandsklasse RC2 verwendet.
Bedeutung von Widerstandsklassen
In der Praxis stellt sich oft die Frage, welche Widerstandsklasse für bestimmte Fassadenbereiche notwendig ist. Ob RC2, RC3 oder sogar RC4 – die richtige Wahl hängt von den spezifischen Anforderungen wie auch die Berücksichtigung elektronischer Komponenten ab.
Aber: Bei der Planung von Gebäuden, die mit beschusshemmenden und anderen sicherheitsrelevanten Anforderungen einhergehen, wird zuweilen nicht ausreichend auf die bauphysikalischen Herausforderungen geachtet. Fassaden, die z. B. durch Betonelemente oder spezielle Plattenmaterialien für besondere Schutzmaßnahmen verstärkt werden, stellen hohe Anforderungen an die Bauphysik und Einhaltung der Vorgaben.
Ein weiteres Problem liegt in der unzureichenden Planung und Ausführung von Sicherheitskonzepten. Häufig fehlen Architekten das notwendige Wissen, um Sicherheitsmaßnahmen korrekt zu integrieren. Dies zeigt sich besonders bei Ausschreibungen, in denen unklare oder ungenaue Formulierungen wie „in Anlehnung an“ verwendet werden. Zudem gibt es immer wieder Fälle, in denen ungeprüfte Konstruktionen ohne klare Hinweise verbaut werden. Der Bereich des Baukörperanschlusses und die damit verbundene Druckfestigkeiten zum Mauerwerk, wie sie auch in der EN 1627-1630 aufgeführt sind, werden inklusive der Befestigung der Elemente immer wieder sträflich vernachlässigt.
Auch Sonderkonstruktionen wie gekoppelte Elemente und Rollladen- bzw. Raffstorekästen, die in geprüften Konstruktionen verkauft werden, werfen Fragen auf. Es gibt keinen normativen Prüfnachweis und auch keine anderen Bewertungsgrundlagen für die vor Ort regelrecht zusammengebastelte Konstruktion.
Konsequenzen im Schadensfall
Im Schadensfall wird genau analysiert, wie es zu einem Einbruch kommen konnte. Dabei werden die verwendeten Werkzeuge und die Schwachstellen der Bauteile untersucht. Nicht selten zeigt sich, dass die Verantwortung für mangelhafte Sicherheitskonzepte bei den Fachplanern und Errichterfirmen liegt, die die Gebäude unsachgemäß gesichert haben. Der Versicherungsschutz ist dann zum Zeitpunkt des Schadeneintritts nicht gegeben, die Haftung muss ggfs. der Planer oder die Errichterfirma selbst übernehmen.
Nur ganzheitliche Sicherheitskonzepte schützen
Wir möchten darauf hinweisen, dass der Einbau von Bauteilen in einer willkürlichen Kombination nicht empfehlenswert ist, auch wenn diese bau- und ausstattungsgleiche Komponenten enthalten, wie sie auch in geprüften Bauteilen verwendet werden. Abschließend lässt sich sagen, dass Einbruchhemmung und Gebäudesicherheit nur dann wirkungsvoll sind, wenn sie in ein umfassendes Sicherheitskonzept eingebettet sind. Dieses sollte neben der richtigen Wahl der Widerstandsklassen auch eine effektive Einbruchmeldeanlage, Videoüberwachung und gegebenenfalls weitere Sicherheitsmaßnahmen umfassen. Errichterfirma und Fachplaner tragen gemeinsam die Verantwortung für die Umsetzung und die Einhaltung der Sicherheitsstandards. Isolierte Betrachtungen einzelner Sicherheitsaspekte reichen nicht aus, um Einbrecher abzuwehren. Es bedarf eines ganzheitlichen Ansatzes, der Menschenverstand und praxisnahes Denken in den Vordergrund stellt.—