Das Bundesinnenministerium hat im April 2021 gemeinsam mit dem Bundeskriminalamt die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für 2020 veröffentlicht. Die Ergebnisse: Einbrüche in Wohnungen und Häuser sind abermals stark zurückgegangen: Im Vergleich zum Vorjahr wurden knapp 14 Prozent weniger Einbrüche registriert, das sind insgesamt 75 023 Wohnungseinbrüche (2019: 87 145, angezeigte Einbruchsversuche eingeschlossen). Zudem scheiterten bereits 46,7 Prozent der Wohnungseinbrüche beim Versuch (2019: 45 %) – ein klares Zeichen, dass Einbruchschutzmaßnahmen wirken.
Zusätzlich zu Wohnungseinbrüchen erfasst die PKS auch Fälle von Diebstahl aus Keller- und Dachbodenräumen sowie Waschküchen. Hier wurden für das Jahr 2020 96 188 Fälle verzeichnet (2019: 86 604). Nachdem die Zahlen in den Jahren zuvor stetig gesunken waren, verzeichneten sie zuletzt einen leichten Anstieg. Es ist bedauerlich, dass sich dieser Trend weiter fortsetzt und die Zahlen um 11 Prozent gestiegen sind. Die Entwicklung macht deutlich, dass auch selten genutzte Räume beim Einbruchschutz nicht vernachlässigt werden dürfen und dass die Langfinger bei gut gesicherten Fenstern und Türen andere Schlupflöcher suchen.
Immer noch alle sieben Minuten ein Einbruch
Aufgrund der Corona-Pandemie suchten sich die Täter immer mehr Alternativen zum klassischen Wohnungseinbruch. So nahm der Diebstahl aus Dachböden, Kellerräumen und Waschküchen, in denen potenziell keine Bewohner anzutreffen sind, um 10,6 Prozent auf insgesamt 107 344 Fälle deutlich zu. Außerdem darf man nicht vergessen, dass über den ganzen Tag und das ganze Jahre verteilt noch immer alle sieben Minuten ein Einbruchsversuch unternommen wird. Gut gesicherte Türen und Fenster sind also immer noch ein Muss. Denn über diese steigen die Täter in fast allen Fällen ein.
Starke regionale Unterschiede
Die sinkenden Einbruchzahlen sind unterschiedlich stark ausgeprägt. So verzeichneten Schleswig-Holstein (– 27,0 %) und Baden-Württemberg (– 26,8 %) starke Rückgänge, während in Bayern (– 3,7 %) und Thüringen (– 4,8 %) die Rückgänge nur moderat ausfielen. Auch bei der Aufklärungsquote von deutschlandweit 17,6 Prozent – zwischen 6,7 Prozent in Hamburg und 30,4 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern – zeigte sich kein einheitliches Bild. Wohnungseinbruch ist ein sehr genau erfasstes Delikt, weil es fast immer angezeigt wird. Die Dunkelziffer ist nicht zuletzt gering, damit Versicherungsleistungen in Anspruch genommen werden können. Die durch Wohnungseinbrüche entstandene Schadenssumme (nur Diebesgut/Beute) ist 2020 erneut gesunken und lag bei 216 Mio. Euro (2019: 292 Mio. Euro).
Obwohl die PKS zeigt, dass präventive Maßnahmen und andauernde Aufklärungsarbeit wirken, ist noch unklar, welchen Zusatzeffekt die Corona-Pandemie hatte. Kriminaloberrat Harald Schmidt, Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes, vermutet: „Durch verstärktes Arbeiten von zu Hause hatten Einbrecher im vergangenen Jahr weniger Tatgelegenheiten. Ob sich der erfreuliche Trend der sinkenden Einbruchzahlen langfristig fortsetzt, muss sich daher noch zeigen.“
Geringe Aufklärungsquote
Damit die Einbruchzahlen auch unabhängig von der Pandemie nachhaltig sinken, mahnt Helmut Rieche, Vorsitzender der Initiative für aktiven Einbruchschutz „Nicht bei mir!“: „Beim Thema Einbruchschutz gilt das Gleiche wie in der Pandemie: Ein Rückgang der Zahlen ist das Ergebnis von Aufklärung, nachhaltigen Anstrengungen und präventiven Maßnahmen. Wir dürfen uns daher nicht auf den Zahlen ausruhen und leichtsinnig werden, sonst riskieren wir einen erneuten Anstieg.“ Dies sei am besten durch maßgeschneiderte Sicherheitskonzepte möglich, die sich an die individuellen Anforderungen anpassen.
Insbesondere bei einer Aufklärungsquote von nur 18 Prozent, sind private Investitionen in Sicherheitstechnik sehr zu empfehlen.
Der Einbau von Sicherheitstechnik muss immer durch Fachleute erfolgen. Eine Möglichkeit: Auf der Internetseite www.nicht-bei-mir.de finden Interessierte auf einer interaktiven Karte qualifizierte Sicherheitsunternehmen und Spezialisten in ihrer Nähe, die sie rund um den Einbruchschutz beraten. Die KfW-Bank fördert den Einbau von Einbruchschutzmaßnahmen in Höhe von bis zu 1600 Euro (mehr dazu im Beitrag auf S. 25)
Einbruchstatistik in der Schweiz und in Österreich
So oft wird in der Schweiz eingebrochen
Mit dem Jahresbericht der polizeilichen Kriminalstatistik werden seit 2009 die Ergebnisse einer Statistik vorgelegt, für die alle Kantone die verzeigte Kriminalität nach einheitlichen Erfassungs- und Auswertungsprinzipien registrieren.
Für 2020 weist der Bericht rund 90 Einbruch- und Einschleichdiebstähle pro Tag aus. Einbruch- und „Einschleichdiebstähle“ gingen zwischen 2019 und 2020 von durchschnittlich 100 auf 90 pro Tag zurück und erreichten somit den tiefsten Stand seit der Revision der Statistik 2009.
2020 wurden schweizweit 32 819 Einbruch- und Einschleichdiebstähle registriert. Das sind 9,9 % weniger als 2019. Seit 2012 ist ihre Anzahl konstant rückläufig.
Österreich ist so sicher wie noch nie
Große Auswirkungen hatte die Pandemie auch auf die Eigentumsdelikte in Österreich. Die Statistik weist für 2020 einen um fast 22 % niedrigeren Wert (128 111 Anzeigen) aus als im Jahr zuvor. 6420 Anzeigen wurden wegen Wohnraum-Einbruchs registriert, ein erneuter Rückgang von 27 % im Vergleich zum Vorjahr (2019: 8835).