Was nützt ein massiv ausgeführter Rahmen, wenn dieser unzureichend am Mauerwerk fixiert ist? Er verliert dadurch unter anderem seine Steifigkeit oder kann sogar aus dem Mauerwerk herausgerammt werden, wie Einbrüche in Juwelierläden beweisen, bei denen Fahrzeuge als Rammböcke verwendet wurden.
Was nützt der beste Dübel zur Rahmenmontage, wenn der Beschlag unterdimensioniert ist und die Pilzzapfen aus ihren Verriegelungen gebrochen werden können? Was nützt der hochwertigste Beschlag, wenn das falsche Glas gewählt wurde und die Scheibe innerhalb kürzester Zeit durchbrochen werden kann?
Eine durchgrifffähige Öffnung kann reichen, um das Fenster zu öffnen oder die Auslage eines Schaufensters auszuräumen. Dies sind nur einige mögliche Fehlerquellen, die bereits bei der Planung des gesamten Einbruchschutzkonzeptes bedacht werden müssen. Und diese Beispiele zeigen deutlich, dass eine Verglasung als System betrachtet und dimensioniert werden muss.
Deshalb gilt für jede Bauaufgabe, das optimal passende System auszuwählen. Jedes Detail in der Sicherheitskette hat seinen Anteil daran, ob ein Gesamtsystem im Ernstfall sicher und einbruchhemmend ist – oder eben nicht, ganz gemäß dem Sprichwort: Jede Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied.
Oft vernachlässigt, nicht bedacht oder falsch ausgeführt ist die Glasanbindung, also die Verbindung von Glas zu Rahmen. Dabei spielt dieser Bereich eine entscheidende Rolle, ob die Tür, das Fenster oder das Fassadenelement einem Angriff standhalten kann oder nicht.
So wird die Verbindung von Glas mit dem Rahmen auch sicher
Die Glasanbindung trägt einen erheblichen Teil zur Steifigkeit des Rahmens und/oder des Flügels bei. Lässt sich ein Rahmen verwinden, lassen sich Beschläge aushebeln oder ausbrechen. Einen Einfluss auf die Steifigkeit haben die Klotzung, das Sicherheitsglas selbst und auch das Verglasungssystem: Das Glas kann in den Rahmen eingeklebt oder auch mit zusätzlichen Metallwinkeln montiert werden.
Schafft es ein Einbrecher mit seinem Werkzeug in den Glasfalzraum einzudringen, so könnte er das Glas von der Kante aus ausbrechen bis eine ausreichend große Öffnung entsteht, durch die der Beschlag manipuliert werden kann.
Zudem verliert der Rahmen auch hier an Steifigkeit, was wie gesagt zum Aushebeln- bzw. -brechen der Beschläge führen kann. Ein Durchstechen bis zur auf der Schutzseite montierten Glashalteleiste und darüber hinaus muss maßgeblich erschwert werden. Dies gilt insbesondere für einbruchhemmende Türen in Flucht- und Rettungswegen.
Hier kann bereits bei einer kugelschreibergroßen Öffnung in Glas oder Glasanbindung der Panikbeschlag auf der Innenseite des Raums manipuliert werden. Es gilt also auch, die Glaskante gesondert zu schützen. Ob dies mittels einer Verklebung, zusätzlichen Metallwinkeln im Glasfalzraum oder zusätzlicher Profile auf der Glaskante ausgeführt wird, hängt vom Systemhersteller und dessen Möglichkeiten und Vorgaben ab.
Streng konstruktiv betrachtet, gehören der Glasüberschlag und die Glashalteleiste zum Rahmen. Sie übernehmen dennoch eine wichtige Rolle, was die Glasanbindung anbelangt: Der Glasüberschlag kann, sozusagen als erster Schutzwall, bereits das Eindringen in den Glasfalzraum verhindern.
Die Glashalteleiste hält das Sicherheitsglas im Rahmen und kann als letzte Barriere ein Durchstechen verhindern. Nicht nur Materialstärken und die Befestigung, sondern auch die Geometrie dieser Rahmenelemente tragen zur Einbruchhemmung bei.
Prüfung und Planung der Einbruchhemmung
Es gibt noch viel mehr Möglichkeiten der Einflußnahme auf die Sicherheitskette des gesamten einbruchhemmenden Elements als oben beschrieben. Je nach Widerstandsklasse oder projektspezifischen Erfordernissen sind diese mehr oder weniger umfangreich.
Zu bedenken sind die Werkzeugsätze und Herangehensweisen der Prüfer in den jeweiligen Widerstandsklassen der DIN EN 1627 bis 1630. Während bei RC2 die Auswahl der Werkzeuge noch relativ gering ist, kann der zur Anwendung kommende Schraubendreher dennoch sehr großen Schaden anrichten.
Ab RC3 kommt unter anderem eine Brechstange als effektives Hebelwerkzeug hinzu. Ab RC4 kommen ein Akkuschrauber und eine Axt zur Anwendung, die fatalen Schaden anrichten können.
Bei RC5 und RC6 werden schwere Geschütze in Form von elektrischen Geräten aufgefahren. Hier gilt es, auch entsprechend hohen Aufwand bei der Konstruktion des Fenster-, Türen- oder Fassadenelementes zu betreiben.
Neben den normativen Vorgaben, sollten immer auch projektspezifische Einbruchszenarien und spezielle Anforderungen mit berücksichtigt werden. Konstruktionen mit erhöhten Anforderungen fallen häufig entsprechend massiver aus. Sicherheitsmaßnahmen müssen nicht zwangsläufig massiv sein: Hohe Sicherheit und attraktives Design sind kein Widerspruch, wie einige System- und Glashersteller zeigen. So sind bereits geprüfte Systeme in der Widerstandsklasse RC3 oder sogar RC4 auf dem Markt, denen äußerlich kein Unterschied zu Systemen ohne Einbruchhemmung anzusehen ist.
So lassen sich folgenschwere Schwachstellen vermeiden
Bereits bei der Produktentwicklung sind seitens der Systemhersteller hochgradige Fachexpertise für Sicherheitsglas als auch Rahmenkonstruktion gefragt. Damit wird nicht nur das gewünschte Ziel effektiver erreicht, nämlich eine erfolgreiche Prüfung und Zertifizierung an den Prüfinstituten, sondern auch von Anfang an anwenderfreundlich und kosteneffizient entwickelt.
Ist die Produktentwicklung erfolgreich abgeschlossen und das System in seiner Widerstandsklasse geprüft und zertifiziert, liegt es am Verarbeiter, das System korrekt zu fertigen und zu montieren. Dabei muss der Verarbeiter alle Vorgaben, Richtlinien und projektspezifischen Ausführungen zwingend beachten!
Glas, Glasklotz, Glashalteleiste, Verschraubung, Verklebung und systemspezifische Elemente, um nur einige zu nennen, sind alle wichtige Bestandteile einer Glasanbindung, die bei falscher Verarbeitung zu folgenschweren Schwachstellen werden können.
Die Schnittstelle Glas und Rahmen ist für die mechanische Einbruchhemmung deutlich wichtiger als vielfach angenommen. Es ist deshalb sehr wichtig, dass alle Beteiligten in der Prozesskette eines Bauelements auch den vielen kleinen Details volle Aufmerksamkeit widmen. Das beginnt bei der Planung, geht über die Ausführung, und reicht bis hin zur Montage: Bereits ein „kleiner“ Fehler im Detail kann über den Erfolg oder Misserfolg eines Einbruchsversuchs entscheiden.
Lesen Sie im nächsten Teil der Serie: Verglasung von einbruchhemmenden Paniktüren. Über Missverständnisse, worauf zu achten ist und warum das falsche Glas innerhalb weniger Sekunden durchbrochen werden kann.