Wenn Sachverständige zur Baustelle kommen und die ausführenden Mitarbeiter mit den von ihnen hergestellten Gewerkelöchern konfrontieren, dann kommen häufig die Aussagen: „Wir haben erst letztens eine Montageschulung bei XY besucht.“
Ich frage mich in solchen Momenten, was von dem vermittelten Inhalt des Lehrganges mitgenommen wurde, denn es gibt keinen mir bekannten Montagelehrgang, in dem das Thema Gewerkeloch nicht behandelt wird. Außerdem sind die Lehrbeauftragten der jeweiligen Lehrgänge in der Regel hoch motiviert.
Mir stellt sich die Frage, woran liegt es, dass die ausführenden MitarbeiterInnen, die eine Schulung besucht haben, nicht in der Lage sind, solche Detailpunkte bei der Fenstermontage fachgerecht auszuführen?
Liegt es an dem viel besagten Fachkräftemangel? Ist es das Desinteresse an dem, was man tut? Der Kosten- und Zeitdruck? Oder ist das Problem an ganz anderer Stelle zu suchen?
Die Probleme fangen oft schon früher an
Gräbt man als Sachverständiger weiter in der jeweiligen Schadenshistorie, so erkennt man häufig, dass schon die Montageplanung gescheitert ist.
„Montageplanung? – Die Mitarbeiter bekommen das Fenster und das Montagematerial mit. Die müssen das vor Ort können, sind ja schließlich Fachleute.“ Solche oder sinngemäße Aussagen bekomme ich dann öfter aus der Führungsebene zu hören. Liebe Führung, könnte es nicht auch daran liegen, dass die Vorplanung mangelhaft ist?
Und hier liegt auch die Lösung für das Gewerkeloch!
Schon in der Planung müssen klare Angaben für die Ausführungen vor Ort gemacht werden. Neben einer vernünftigen Schnittzeichnung mit Angaben zum Mauerwerk, dem zu verwendenden Dichtungs- und Dämmmaterial sowie dem Befestigungsmaterial sollten auch die Arbeitsschritte für jeden Monteur nachvollziehbar dokumentiert sein.
Auf den hier gezeigten Bildern sind die Resultate von schlechter Vorplanung zu sehen. In diesen Fällen wurden die Rollladenführungen bis zur Unterkante des Fensterelementes bestellt. Das Resultat sieht man auf dem Bild, welches die Fassadenansicht zeigt. Durch das Gewerkeloch hinterläuft das Spritzwasser des Schlagregens das WDVS. Es wäre notwendig gewesen, die Rollladenführungen länger zu bestellen. Diese sollten idealerweise 7 mm über der Alufensterbank enden.
Als Folge daraus ist der Putz in den Bereichen feucht. Spätestens beim ersten Frost sind Schäden durch ein Abplatzen des Putzes zu erwarten.
Allerdings liegen viele Gewerkelöcher nicht nur an zu kurzen Rollladenführungen, sondern auch an den unterseitigen Nuten der Fensterprofile, die nicht abgedichtet wurden.
Auch wenn es schwer vorstellbar erscheint, zeigt doch die Erfahrung, dass durch diese kleinen Öffnungen genügend Wasser eintreten kann, um einen Schaden am Mauerwerk zu verursachen.
Daher sind klare Angaben für die Montagebeauftragten zu formulieren. Diese sind zwingend durch die erforderliche Montageplanung zu ergänzen.
Fachliteratur nutzen!
Auf jeden Fall lohnt sich der Blick in die aktuelle Ausgabe des Leitfadens zur Montage (2020-03).
Das Standardwerk zur Fenstermontage zeigt in Kapitel 7 auf hohem Niveau allumfassend Beispiele für den Neubau und die Renovierung. Im Kapitel 7.3 „Praktische Ausführung / Besondere Sorgfalt bei Übergängen“ wird ausführlich auf die Herausforderungen am Gewerkeloch eingegangen und Lösungen dargestellt – beispielsweise auch der Einsatz von Formstücken, die unterhalb der Fensterbankecke als zweite wasserführende Ebene den Wassereintritt über das „Gewerkeloch“ auffängt und kontrolliert nach außen abführt. Auch im RAL-Montageleitfaden wird darauf hingewiesen: Der Einsatz des Formstückes „ist planerisch vorzugeben und auszuschreiben.“
Expertentipp
Das ift Rosenheim stellt online einen Montageplaner zur Verfügung, mit dem man eine detaillierte Montageplanung erstellen kann.