So gab es schon damals bei starker Hitze die Möglichkeit, die Zuschauer auf den Rängen im Inneren vor der Sonne zu schützen. Knapp 1900 Jahre später nennen wir die raffbaren Behänge Pergolen, und sind damit mitten im heutigen Trendthema Outdoor Living. Das Velarium als solches, finden wir heute in Varianten in vielen Fußballstadien und anderen Sportstätten dieser Welt zumeist als textile Konstruktionen. Der Sonnenschutz ist damit eine äußerst langlebige Branche, die heute mit den Bereich Wetterschutz sehr sinnvoll ergänzt wird.
Vom Schieben zum Rollen
Stellt man jetzt die Frage ob die Glas-, Fenster- oder R+S Branche zuerst da war, punktet wieder der Bereich Rollladen und Sonnenschutz. Beim Glas waren es die Römer, die erstmalig mit Glas experimentierten. Die ersten Fensterscheiben waren auf einer Seite rau und nicht durchsichtig. Glasscheiben, die auf beiden Seiten eine glatte Oberfläche aufwiesen, sind erstmals im 2. Jahrhundert n. Chr. entstanden. Wandöffnungen wie das heutige Fenster wurden zwar schon von den alten Ägyptern genutzt, und unter der Verwendung von Tierhäuten verschlossen. Auch Alabaster (wie Milchglas) fand hier Anwendung. Um in kalten Gegenden gegen Kälte und Wind bestehen zu können, kamen aber zuerst hölzerne Fensterläden zum Einsatz, die einfach zugeschoben wurden. So wie die heutigen Schiebeläden in der R+S Branche, die es in vielerlei Versionen und Materialien gibt.
Vor dem Rollladen kam noch die Jalousie. 1812 waren das in Ketten hängende Brettchen, die sich durch Schnüre hochziehen und zwischen der horizontalen und fast vertikalen Lage beliebig verstellen ließen. Als Erfinder gilt der französische Kunsttischler Cochot in Paris. Er erhielt 1812 ein Patent auf seine Erfindung. Erst nach der Entwicklung der rollbaren Jalousie kam der Rollladen ins Spiel. Als erstes zu verifizierendes Datum in der jüngeren Geschichte des R+S Handwerks gilt das Jahr 1854. Die Jalousie-Fabrik, Heinrich Freese in Hamburg stellte verstellbare Zugjalousien her, bei denen in seitlichen Holzführungsrahmen schmale. dünne Holzblättchen durch Tragbänder geführt und mittels Zugschnüren bedient wurden. Diese Konstruktion entwickelte sich dann weiter zum heutigen Rollladen.
Das Mekka der Markisen entwickelte sich nach dem zweiten Weltkrieg in Essen. Hier waren es Ernst Loos und Robert Schöne, die nicht weit auseinander schon in den Fünfzigern richtig loslegten. Die Geschäftshausmarkise von Loos mit ihren massiven Kasten und großen gekoppelten Anlagen, fanden sich an vielen Fronten von Kaufhäusern wie Horten, Hertie und Kaufhof und galten auch als ein Symbol des Wirtschaftswunders. Haltbarkeit war kein Thema, die Markisen dieser Bauart überlebten Jahrzehnte. Nach und nach stellten alle Hersteller auf den Werkstoff Aluminium um, und auch Gussteile und Kunststoff fanden den Einzug. Motorische Antriebe wurden Mitte der Sechziger entwickelt, hier hatte elero (Abkürzung für elektrisch rollen) die Nase vorne. Auch viele der heutigen großen Player wie z. B. Warema (1955) hatten ihren Start in den Fünfzigern und Sechzigern.
Rollladen und Sonnenschutz in der Öffentlichkeit
Nach zwei erfolgreichen nichtöffentlichen begleitenden Ausstellungen zu den Jahrestagungen des Verbandes Deutscher Rollladen-Hersteller in den Jahren 1963 und 1964, erkannte die Stuttgarter Ausstellungs-GmbH, wie die Landesmesse Stuttgart (LMS )damals noch hieß, das auch internationale Potenzial der die im Vergleich zu anderen Handwerken noch jungen R+S Branche. Die Messe wurde Veranstalter der internationalen Rolladen-Fachmesse mit dem „R“, der Verband ideeller und fachlicher Träger. Den ersten großen öffentlichen Aufschlag fand mit der ersten internationalen Rollladen-Fachmesse R 65 vom 20. bis 23. Mai 1965 auf dem Stuttgarter Killesberg statt. 2800 m2 geballte Technik fanden viele Besucher und starteten so eine Erfolgsgeschichte, die bisher 44 Messeveranstaltungen (R / R+T) auf allen 5 Kontinenten hervorgebracht hat. Die Geschichte der Branche ist vor allem die Geschichte der rasanten technischen Entwicklung, die mit dem Start 1965 zweijährig, seit 1982 dreijährig in Stuttgart stattgefunden hat.
Start einer Erfolgsgeschichte – vom R zur R+T
Schon die Veranstaltung R 65 übertraf alle Erwartungen. Laut Umfragen des Verbandes und der Stuttgarter Messe schwankten die Urteile der ausstellenden Industrie zwischen sehr gut und ausgezeichnet, so wie im Schlussbericht der R 65 dazu berichtet wurde. 117 Aussteller aus acht Ländern mit einen geschätzen internationalen Anteil der Besucher zwischen 25 und 40 % (Befragung der Aussteller) waren ein erster Hinweis auf das große, auch internationale Potenzial dieser Fachmesse.
Belegte die R 65 nur die Halle 6 auf dem Killesberg, so waren es auf der R 67 schon vier und bei der R 69 bereits fünf Hallen. Bis 1971 hatten sich die Aussteller auf 222 nahezu verdoppelt. Die 12000 Besucher kamen damals aus 31 Ländern und fünf Kontinenten, also aus der ganzen Welt.
Die wilden achtziger Jahre
Die 80er Jahre waren für die R+T Jahre eines Booms, der sich mit 30 % Besucherzuwachs von Veranstaltung zu Veranstaltung zeigte. Waren es 1982 noch 17 000 Fachbesucher, so zählten die Veranstalter auf der R 88 schon knapp 30 000 Menschen. Einer der Hauptgründe lag sicherlich im Wechsel vom zweijährigen (bis 1979) zum dreijährigen Turnus (ab 1982). Dieser Rhythmus entsprach offensichtlich noch stärker dem Innovationsrhythmus der Branche. Immer mehr Neuheiten wurden auf der R gezeigt und zur R entwickelt, die Messe damit noch stärker zum Konjunkturtreiber der Branche. Und sie wurde immer internationaler: 40 % der Fachbesucher und 46 % der mittlerweile 500 Aussteller kamen 1988 bereits aus dem Ausland. Auf der R 85 wurde erstmals ein wachsendes Interesse bei Architekten, Bauingenieuren und Innenarchitekten registriert – sowohl hinsichtlich der technischen Details als auch des Designs der Produkte.
Die Neunziger – vom R zum R+T
1991 war ein Meilenstein für die R. Zwar trug sie in diesem Jahr noch kein T im Namen, doch wurde die Rollladenfachmesse erstmals um die Spezialbereiche Tore und Torzubehör erweitert. Der etwas sperrige offizielle Sprachgebrauch „R 91 mit T 91“ änderte nichts daran, dass die Aussteller aus dem Torebereich ohne Ausnahme mit dem Messeerfolg zufrieden waren. Als neuer Mitträger der Fachmesse betonte der BVT – Verband Tore, die bundesweite Vereinigung von Torherstellern und Zulieferern für die Torindustrie, dass es zu diesem erfolgreich entwickelten Messekonzept in Stuttgart keine Alternative gebe. Darüber hinaus war die R 91 eine geschichtsträchtige Veranstaltung, nämlich die erste „gesamtdeutsche Messe” mit Ausstellern und Besuchern aus den neuen Bundesländern. Mit der Entwicklung des Innovationpreises wurde 1991 ein weiterer Meilenstein geschaffen. 1994 war es dann soweit aus der „R“ wurde die „R+T“, die heute als Weltleitmesse über alle Kontinente in aller Munde ist.
Das neue Jahrtausend
Im Jahr 2000 knackte die R+T erstmals die 50 000er Marke bei den Besuchern: 51 300 Fachbesucher aus 85 Ländern besuchten die Veranstaltung, Unglaubliche 84 % der Aussteller zeigten Neuheiten, die eigens für die R+T entwickelt wurden. Damit gelangte das alte Messegelände auf dem Killesberg an die Grenzen seiner Kapazität. 2003 und 2006 wurde deshalb nur noch ein geringes Wachstum verzeichnet. Und immer mehr Aussteller zeigten sich unzufrieden, und drohten sogar mit Abwanderung, wenn nicht bald etwas passieren würde. Am 14. September 2004 erfolgte deshalb der erste Spatenstich für die neue Messe auf den Fildern, und damit war die R+T 2006 die letzte Veranstaltung auf dem Killesberg.
Das neue Messegelände auf den Fildern
Mehr als 100 000 m2 Hallenfläche bildeten auf dem neuen Messegelände den Rahmen für die R+T 2009. 747 Aussteller (ein Plus von 37,6 %) und 57 000 Besucher waren beeindruckt. Und auch Wolfgang Cossmann, damaliger Präsident des Bundesverbandes Rollladen + Sonnenschutz, verlieh seiner Begeisterung Ausdruck: „Das war überwältigend. Mit dem neuen Messegelände ist ein Quantensprung gelungen“. Die R+T 2012 stellte die R+T 2009 nochmals in den Schatten, genau wie die R+T 2015, als die Weltleitmesse für Rollladen, Tore und Sonnenschutz ihr 50-jähriges Bestehen feierte. Die R+T 2018 mit über 1 000 Ausstellern und 65 000 Besuchern war die bisher letzte Messe mit Ausstellern, 2021 wurde es wegen der Pandemie „digital“. Jetzt steht die R+T 2024 vom 19. bis 23. Februar vor der Tür.
R+T auf allen Kontinenten
Auch auf dem internationalen Parkett ist die R+T erfolgreich vertreten. 2005 erfolgte der Start im Ausland mit der R+T Asia in Guangzhou, China. Nach Messen in Dubai, Russland, Australien und Südamerika zeichnen sich die R+T Asia in China (2023 zum 18 × in Shanghai), und die R+T Turkey (2023 zum 6 × in Istanbul) als mittlerweile langjährige internationale Pfeiler ab. China bietet den Eintritt in den pazifisch-asiatischen Markt, und Istanbul ist der perfekte Hub für Nahost, da hier viele Besucher visumfrei einreisen können. Die 2022 mit der Sun Shading Expo North America (2023 vom 1. bis 3. November in Orlando, Florida) installierte Veranstaltung ist eine sinnvolle Erweiterung auf dem amerikanischen Kontinent. Damit wurden die Überlegungen von 1964 zu einer Realisierung einer internationalen Messe weit überflügelt. Heute setzt sich die R+T Alliance aus sechs Messen an fünf Standorten auf drei Kontinenten zusammen, und bildet so ein wirkungsvolles Informationsnetz über die ganze Welt.
Die Zukunft der R+S Branche – Solar Shading
Sonnenschutz bedeutet schon lange nicht mehr nur unter der Markise zu sitzen. Er ist heute ein Synonym für eine sehr große Anzahl von Systemen zur Steuerung der Wärme- und Lichtmenge, die von der Sonne auf ein Gebäude einfällt. Auf diese Weise kann „Solar Shading“ zusammen mit Smart Home oder Gebäudeautomation in verschiedenen Bereichen sehr wirkungsvolle Energieeinsparungen ermöglichen. So kann die zum Heizen oder Kühlen benötigte Energiemenge reduziert werden, indem übermäßige Sonnenwärme abgehalten und eine Überhitzung vermieden wird. Die für die Beleuchtung benötigte Energiemenge wird reduziert, indem der Einlass von mehr natürlichem Tageslicht optimiert wird. Vor allem der Mensch profitiert dabei vom thermischen und visuellen Komfort. Zurück zum Schiebeladen am Anfang dieses Artikels, die R+S Branche hatte schon damals diese Aspekte im Sinn. Und genau aus diesem Grund braucht die innovative Branche überhaupt keine Angst vor der Zukunft zu haben, man muss die Chancen der heutigen Energiepolitik nur richtig nutzen.—