10 Prozent des Jahresumsatzes investiert Österreichs führender Lackhersteller Adler in die Forschung und Entwicklung, 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in Labor und Anwendungstechnik der Schwazer Lackfabrik beschäftigt.
Leitlinie Nachhaltigkeit
„Als Lackhersteller geht es uns in erster Linie um die Frage: Wie können wir den Lackierprozess für unsere Kunden noch attraktiver und besser gestalten“, fasst Dr. Rössler zusammen. Qualität und Funktionalität einer Beschichtung spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Effizienz in der Verarbeitung und ihre Nachhaltigkeit: „Nachhaltigkeit ist sozusagen das Dach über unserer Strategie. Es gibt bei uns kein neues Entwicklungsprojekt, wenn es keinen Mehrwert im Hinblick auf Nachhaltigkeit bedeutet,“ so der Geschäftsleiter Forschung & Entwicklung bei Adler.
Das beginnt bei der Auswahl der Rohstoffe – etwa durch nachwachsende Materialien oder den Verzicht auf Biozide – und endet bei der Haltbarkeit der Oberfläche: „Hochwertige Beschichtungen ermöglichen eine lange Lebensdauer und damit höhere Ressourceneffizienz“, so Dr. Rössler.
Effiziente Verarbeitung
Ähnliches gilt auch für die Verarbeitung: „Der Beschichtungsprozess ist äußerst ressourcenintensiv. Gelingt es, diesen Prozess effizienter zu gestalten, entsteht nicht nur Mehrwert für den Kunden, es können auch Energie, Material und Abfall gespart werden.“ Jedes innovative Produkt trägt ein Stück zu mehr Effizienz und damit auch mehr Nachhaltigkeit im Beschichtungsprozess bei. Und noch ein Aspekt ist Dr. Rössler wichtig: „Je breiter eine Beschichtung einsetzbar ist, desto weniger unterschiedliche Produkte benötigt der Kunde.“
Mehr als nur Oberflächenschutz
Der Schlüssel zu diesen verbesserten Produkteigenschaften liegt in der Rezeptur des jeweiligen Lacks und in innovativen Rohstoffkombinationen. Das gilt auch für die sogenannten „smart coatings“, mit denen sich die F&E von Adler intensiv befasst. Was ist damit gemeint? „Die Hauptaufgabe eines Lacks ist, eine Oberfläche zu schützen und zu gestalten. Bei ’smart coatings’ versucht man, dem Lack darüber hinaus noch Zusatzfunktionalitäten mit auf den Weg zu geben.“ So hat Adler die erste selbstheilende Beschichtung für Holzfenster auf Basis einer patentierten Mikrokapseltechnologie entwickelt. Und die Fenster- und Haustürenbeschichtungen von Adler können mit einer speziellen Anti-Heat-Funktionalität ausgestattet werden.
Bei all diesen Neuentwicklungen werde nie nur das jeweilige Produkt betrachtet, sondern der gesamte Beschichtungsprozess von der Untergrundvorbehandlung bis zur Trocknung und Härtung. Adler hat dazu Abramotion vorgestellt, den ersten sensitiven Schleifroboter für Holzfenster.
Perspektiven bieten auch neue Beschichtungstechnologien: Besonders vom Excimer-Verfahren für extrem matte und widerstandsfähige Lack-Oberflächen erwartet sich Dr. Rössler viel: „Der Vorteil von Excimer ist, dass sich die Anlagen mit relativ wenig Aufwand in bestehende Beschichtungsanlagen integrieren lassen.“ Eine eigene Excimer-Anlage in der Anwendungstechnik von Adler bietet die Möglichkeit, das Produktportfolio für dieses Verfahren zu optimieren und gleichzeitig Kunden praxisnahe Unterstützung zu bieten.
Adler investiert in die Fabrik der Zukunft
Lackhersteller Adler blickt auf äußerst erfolgreiche Geschäfte in der Vergangenheit zurück. Der Umsatz konnte auf 2021 auf 151 Mio. Euro gesteigert werden. Jetzt soll der Erfolg verstetigt werden: mit einem riesigen Investitionspaket in Höhe von 100 Mio. Euro für die „Fabrik der Zukunft“.
„Wir ruhen uns auf unseren Lorbeeren nicht aus, sondern investieren kräftig in die Zukunft“, betont Geschäftsführerin Andrea Berghofer.
In den kommenden Monaten werden ein vollautomatisches Rohstofflager und eine neue Vorkommissionier-Halle entstehen. Dort stellen die Mitarbeiter die Rohstoffe zusammen, die für jede Produktions-Charge benötigt werden. Danach werde eine dritte Produktionshalle für Wasserlacke errichtet, auch ein neuer Wareneingang ist geplant. Das Unternehmen erweitere damit die Produktionskapazitäten. „Unser Ziel ist eine Digitalisierung mit Augenmaß, mit der wir die Qualität unserer Produkte weiter verbessern. Auch in Zukunft stehen unsere top qualifizierten Mitarbeiter im Zentrum unserer Planung“, betont Produktions-Geschäftsleiter Romed Staggl.
Mit dem umfangreichen Investitions-Paket bleibe man seiner nachhaltigen Unternehmens-Philosophie treu: „Für uns steht nicht der kurzfristige Profit im Vordergrund, sondern langfristige Stabilität und Erfolg“, erklärt Andrea Berghofer. Darüber hinaus erneuert Adler damit auch das Bekenntnis zum Standort Schwaz: „Hier in Schwaz hat mein Großvater vor beinahe 90 Jahren den Grundstein für unser Unternehmen gelegt. Mein Vater Günther Berghofer hat uns zu Österreichs führendem Lackhersteller gemacht – und auch in Zukunft wird hier das Herz von Adler schlagen“, betont die Geschäftsführerin.
Für die nächste Hitze-Welle gerüstet
Die allsommerlichen Temperaturrekorde bringen nicht nur Klimaschützer ins Schwitzen. Die Hitze setzt auch vielen verwendeten Materialien zu, vor allem bei dunklen Farbtönen. Die bei Architekten und Planern derzeit beliebten Schwarz- und Dunkelgrauschattierungen heizen sich unter der sommerlichen Sonneneinstrahlung besonders stark auf. Das schmerzt beim Anfassen, aber noch viel mehr, was die Haltbarkeit betrifft – gerade bei Fenstern und Türen: „Starke Hitzeeinwirkung verkürzt die Lebensdauer der Beschichtung. Bei Holzelementen kann es zu unangenehmen Harzausfluss kommen. Und Kunststoff verformt sich sogar“, schildert Rainer Troppmair, Leiter der Adler-Entwicklungsabteilung für Bautenlacke. Deshalb setzt Lackhersteller auf einen speziellen Anti-Heat-Zusatz, der die Oberflächentemperatur niedriger hält und so Beschichtung und Material zuverlässig schützt.
Die Anti-Heat-Ausrüstung enthält infrarotreflektierende Partikel. „Diese Pigmente lassen die Wärmestrahlung regelrecht abprallen, die Oberfläche erhitzt sich dadurch um etwa 25° weniger“, erklärt Troppmair. Das macht natürlich besonders bei „Hitzefängern“ wie Anthrazit oder Dunkelgrau Sinn. Aber auch rötliche, braune oder sogar grüne und blaue Farbtöne profitieren vom zusätzlichen Hitzeschutzschild. Interessant ist die Entwicklung vor allem für Fenster und Türen, deren Rahmen bzw. Flächen auch Hitze ins Haus weiterleiten. Bei dunklen beschichteten Holzfassaden wäre eine Anwendung der Anti-Heat-Technologie zwar möglich, aber sehr aufwendig und aufgrund der großen Flächen teuer. Darüber hinaus stehen Holzfassaden meist nicht direkt mit der tragenden Hausstruktur in Verbindung und geben dementsprechend keine oder wenig Hitze nach innen ab.
Besonders für Kunststoff-Fenster empfiehlt Adler eine Lackierung mit der Beschichtung Polycolor 2K SQ samt Anti-Heat-Ausrüstung, um der gefürchteten Verformung vorzubeugen. Aber auch die Spitzenprodukte für die deckende Holzfensterlackierung, Aquawood Covapro und Covatop XT, lassen sich mit dem Hitzeschutz ausrüsten, ebenso wie die Haustürbeschichtung Aquawood Protor. „Jedes Grad weniger bedeutet eine viel geringere thermomechanische Belastung für die im Lack enthaltenen Bindemittel und damit auch eine viel längere Lebensdauer der Beschichtung“, verrät Troppmair. Das Holz kommt außerdem nicht ins „Schwitzen“ – störender Harzausfluss wird vermieden.