Das Bundesministerium des Innern und für Heimat und das Bundeskriminalamt haben Ende März die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) veröffentlicht. Freilich ist die PKS immer ein Blick in die Vergangenheit, können doch nur die Fallzahlen aus dem vergangenen Jahr für die Statistik herhalten. Und die Auswertung zeigt, dass die Zahl der Einbrüche in Wohnungen und Häusern zuletzt wieder stark angestiegen ist. 2022 wurden in Deutschland 65 908 Wohnungseinbrüche erfasst – das bedeutet einen Anstieg von 21,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2021: 54 236, angezeigte Einbruchsversuche eingeschlossen).
Nachdem in den zurückliegenden Jahren immer wieder historische Tiefpunkte der Einbruchszahlen vermeldet werden konnten, lässt der letzte Anstieg darauf schließen, dass der Trend der vergangenen zwei Jahre zumindest teilweise pandemiebedingt war.
Dennoch: Die Einbruchszahlen liegen weiterhin unter dem Niveau vor der Pandemie, 2019 waren noch 87 145 Einbrüche und Einbruchsversuche erfasst worden.
Effektiver Einbruchschutz wirkt!
Neben der gestiegenen Einbruchzahl ist auch ein weiterer Wert aus der PKS bemerkenswert: In 47 Prozent der Fälle scheiterten Einbrecher beim Versuch in das Zielobjekt einzudringen. Diese konstant hohen Werte belegen die Bedeutung von Sicherheitstechnik: Einbruchschutzmaßnahmen wirken und führen dazu, dass Einbrecher ihre Einbruchsversuche erfolglos abbrechen.
Helmut Rieche, dem Vorsitzenden der Initiative für aktiven Einbruchschutz „Nicht bei mir!“ bereitet diese Entwicklung dennoch Sorge: „Dass fast die Hälfte aller Einbruchsversuche scheitert, ist ein gutes Zeichen. Allerdings deutet der leichte Anstieg ‚erfolgreicher’ Einbruchversuche darauf hin, dass Einbrecher es wieder etwas leichter haben. Verbraucher sollten daher regelmäßig die eigenen Sicherheitsmaßnahmen von Fachleuten überprüfen lassen.“
Der positive Trend bei Diebstählen aus Keller-, Dachbodenräumen und Waschküchen setzt sich hingegen auch 2022 fort: Von 2021 zu 2022 konnte ein Rückgang von 11 Prozent auf 79 930 Delikte verzeichnet werden.
„Die Entwicklung der PKS unterstreicht, wie wichtig präventive Maßnahmen am eigenen Zuhause und die Aufklärungsarbeit rund um das Thema Einbruchschutz sind“, sagt Kriminaldirektor Harald Schmidt, Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. Und weiter: „Die steigenden Fallzahlen zeigen: Das langjährige Engagement zur Sensibilisierung der Bevölkerung für einen wirksamen Einbruchschutz gilt es weiterhin zu intensivieren. Denn: der volkswirtschaftliche und der individuelle Schaden sind weiterhin hoch. Zu hoch. Daneben ist jeder Einbruch auch ein schwerwiegender Eingriff in den – sehr persönlichen – Lebensraum.“
Einsatz von Sicherheitstechnik erfordert Sachverstand
Um dem Anstieg der Einbruchzahlen entgegenzuwirken, wird empfohlen, auf Grundlage maßgeschneiderter Sicherheitskonzepte in mechanische und elektronische Sicherheitstechnik zu investieren. „Nur 16 Prozent der Einbrüche werden aufgeklärt, was zeigt, wie wichtig private Investitionen in Sicherheitstechnologie sind“, unterstreicht Helmut Rieche von der Initiative „Nicht bei mir!“, die seit 19 Jahren kostenlos Informationen zu Einbruchschutz bereitstellt und professionelle Beratung vermittelt. Ein wirksamer Einbruchschutz erfordert sowohl bei der Bauplanung als auch bei der Nachrüstung Fachwissen und Erfahrung. Planung, Einbau und Wartung von Sicherheitstechnik sollte immer von Fachleuten vorgenommen werden.
Die Initiative für aktiven Einbruchschutz informiert auf ihrer Internetseite über dieses Thema. Über eine interaktive Karte können Interessenten kompetente Sicherheitsunternehmen und Fachleute in ihrer Nähe ausfindig machen, die sie zu allen Fragen des Einbruchschutzes in ihrer Region beraten können.
Welche Sicherheitslösung steckt hinter welcher Sicherheitsklasse?
Im Video erklärt Kriminaloberrat Harald Schmidt, welche Sicherheitslösung hinter welcher Sicherheitsklasse steckt:
Kellertüren richtig sichern
Einstiegsorte in schlecht einsehbaren Gebäudebereichen sind bei den Einbrechern besonders beliebt. Darunter fallen üblicherweise auch Kelleraußentüren und im Gegensatz zur Haustüre werden diese Türen in Sachen Einbruchschutz meist vernachlässigt. Ein Vorteil für die Einbrecher: Da die Tür meist schlecht einsehbar ist, können sie unbemerkt arbeiten.
Stephan Schmidt, Geschäftsführer des Fachverbandes Schloss- und Beschlagindustrie (FVSB): „Um den Schutz vor einem Einbruch zu erhöhen, eignen sich geprüfte einbruchhemmende Türen mit Sicherheitsbeschlägen, Sicherheitsschlössern, Querriegelschlösser und Mehrfachverriegelungen.“
Steht keine Neuanschaffung einer Tür an, gibt es zahlreiche Produkte zum Nachrüsten. Wichtig ist es hier, dass die Produkte fachgerecht montiert werden. Dabei
muss darauf geachtet werden, dass nur geprüfte Produkte gemäß DIN 18104-1
(aufschraubbare Nachrüstprodukte) und -2 (im Falz eingelassene Nachrüstprodukte) verwendet werden. Um den Einbruchschutz zu erhöhen ist ein Einsteckschloss mit Mehrfachverriegelung empfehlenswert. In diesem Schloss sollte dann auch ein sicherer Schließzylinder verwendet werden. Aber auch dieser bietet keinen ausreichenden Schutz, wenn der Schutzbeschlag nicht einbruchhemmend ist. Dieser sollte den Schließzylinder immer abdecken und eng umschließen. Zudem muss der Schutzbeschlag von innen stabil verschraubt sein und über einen Aufbohrschutz verfügen. Auch sollte man einen Blick auf die Bandseite werfen und diese verstärken. Besonders wenn die Bänder außen liegen, müssen auf der Innenseite zusätzliche Sicherungen angebracht werden. Die Bandsicherungen werden innen auf die Tür aufgeschraubt und mit der Wand verbunden oder im Falz zwischen Türblatt und Rahmen installiert.