GW – Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation in Ihren Unternehmensbereichen Fensterbau und Holzbau? Welche Sparte ist derzeit stärker von der schwachen Baukonjunktur betroffen?
Josef Huber – Im Fensterbau müssen wir derzeit eine deutlichere Schwächephase verzeichnen. Unser Holzbau konzentriert sich momentan vor allem auf den Objektbau und hier können wir weitere Marktanteile gewinnen. Aber auch im Bestandsbau schlagen wir uns ganz gut. Der Holzbau ist so vielfältig, dass wir auch im Bereich der Dachaufstockungen immer erfolgreicher werden. Wir alle wissen, dass die Bauwirtschaft im Allgemeinen derzeit keine Wachstumsstory ist, aber der Holzbau entwickelt sich gegen den Trend sehr positiv.
GW – Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen, um die Auswirkungen der Baukrise auf Ihr Unternehmen zu minimieren?
Huber – Wir können innerhalb der Divisionen Holzbau, Fensterbau und Holzindustrie interne Verschiebungen vornehmen und unsere gewerblichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in verschiedenen Abteilungen einsetzen. Zum Beispiel haben wir im Holzbau unseren Fokus auf den Einfamilienhausbau deutlich reduziert. Wir haben auch darauf geachtet, dass wir uns um Aufträge bemühen, die weiter in der Zukunft liegen. So sprechen wir im Holzbau derzeit von einer guten Auslastung von rund 10 Monaten. Aber auch im Fensterbau sind wir derzeit zufrieden, wir haben Aufträge für die nächsten 10 Wochen.
GW – Betrifft das beide Sparten im Fensterbau?
Huber – Ja, die gute Nachfrage betrifft sowohl den Holz- und Holz-Aluminium-Bereich als auch die Kunststofffenster-Sparte.
GW – Wie viel von den produzierten Fenstern und Türen verwenden Sie für den eigenen Fertighausbau und wie viel produzieren Sie für externe Kunden?
Huber – Ziemlich genau ein Viertel unserer Fensterprodukte geht in unseren Holzelementebau und wird dort direkt in der Produktionshalle eingebaut. Drei Viertel unserer Fenster werden über den Handel, Bauträger oder auch direkt über uns vertrieben.
GW – Gibt es Pläne, die Kapazitäten der Fensterproduktion anzupassen?
Huber – Wir planen für dieses Jahr einen ähnlichen Absatz wie im letzten Jahr und erwarten keine größeren Einbrüche. Unser Vorteil ist die differenzierte Ausrichtung auf unterschiedliche Kundengruppen. Unsere Bauträger sind gute Stammkunden, aber auch sie haben derzeit zu kämpfen. Andererseits sehen wir, dass gerade unsere Kompetenzen gefragt sind: Fenster für den Renovierungsmarkt, Fenster mit besonderen Anforderungen an Schall- und Wärmeschutz und einen guten Energiedurchlasswert. Zunehmend gefragt ist auch ein guter Einbruchschutz. Wenn man die ganze Klaviatur der Möglichkeiten spielen kann, macht das das Leben nicht unbedingt leichter, aber bei Nachfrage-Einbrüchen ist man dann auch weniger stark betroffen.
GW – Wie ist bei Ihnen das Mengenverhältnis bei der Produktion von Holz- und Kunststofffenstern?
Huber – Umsatzmäßig liegen beide Bereiche gleichauf, das heißt, wir verkaufen mehr Kunststofffenster.
GW – Als Holzbauunternehmen kennen Sie die serielle Vorfertigung seit Jahrzehnten. Welche Vorteile sehen Sie in der Vorfertigung?
Huber – Der wichtigste Vorteil ist die Qualität. Alles, was ich in der Produktionshalle machen kann, läuft geordneter ab. Das Material ist am richtigen Platz, die Abläufe sind bekannt und die Eigenüberwachung funktioniert. Auch der Projektplaner kann schnell hinzugezogen werden und das Fenster als solches lässt sich in einer Halle sowieso viel einfacher montieren. Es müssen keine aufwendigen Handlinggeräte eingesetzt werden, um die Elemente an die richtige Stelle zu bringen. Unsere Fachhandwerker erledigen die Elementmontage somit gleich im Entstehungsprozess der Außenwand, der zusätzliche Arbeitsschritt der Montage auf der Baustelle kann entfallen.
GW – Hat die Vorfertigung auch preisliche Vorteile?
Huber – Es ist wesentlich wirtschaftlicher, die Fenster in der Vorfertigung einzubauen. Dass die eine oder andere Elementmontage dann gleich günstig oder sogar günstiger am Markt platziert wird, hat sicherlich andere Ursachen, die vielleicht auch nicht immer sachlich begründet sind.
GW – Können Sie feststellen, dass Fenster, die in vorgefertigten Wandelementen montiert wurden, seltener reklamiert werden als vor Ort montierte?
Huber – Auf der konventionellen Baustelle haben wir eindeutig höhere Reklamationsquoten. Bei der Elementmontage haben wir die Außenfassade bereits fertig. Auch die Innenbeplankung ist dann schon erledigt. Das heißt, ich habe bereits zwei Gewerke weniger auf der Baustelle, die sich im Nachhinein negativ auf das bereits eingebaute Bauteil auswirken können.
GW – In welchen Projekten sehen Sie mehr Potenzial: im seriellen Neubau oder in der seriellen Sanierung?
Huber – Wir bedienen beide Ansätze. Ich habe das Gefühl, dass die serielle Sanierung medial und politisch etwas gepusht wird, unterstützt durch Förderungen. Solange es aber noch Firmen gibt, die Baustoffe auf der Baustelle zu sehr günstigen Konditionen verarbeiten, fehlt der wirtschaftliche Anreiz, das serielle Bauen weiter voranzutreiben. Es fehlt also allein aufgrund der Kostensituation der Anreiz, die Sanierung in die Vorfertigung zu verlagern. Ein anderer Aspekt ist das Thema Zeit und Qualität. Hier ist die serielle Sanierung der konventionellen Abwicklung auf der Baustelle deutlich überlegen. Wenn ich ein Schulgebäude innerhalb von 6 Wochen sanieren muss, dann kann ich das mit der seriellen Sanierung deutlich schneller und qualitativ hochwertiger machen.
GW – Politisch wird der Neubau von EFHer immer mehr eingeschränkt. Wo sehen Sie die Zukunft – eher bei Sanierungsprojekten oder bei größeren Neubauprojekten für den Bereich MFH?
Huber – Es wird auch in Zukunft beides geben. Aber wir werden natürlich nicht mehr so viele Einfamilienhäuser bauen wie vor der Corona-Zeit. Es ist sinnvoll, bestehende Gebäude zu erhalten und alte nicht immer abzureißen, sondern weiter zu nutzen. Aber ich kann nicht alle alten Gebäudestrukturen umbauen. Manchmal muss auch das alte Haus abgerissen werden.
GW – Welche politischen oder regulatorischen Änderungen würden Sie sich wünschen, um die serielle Sanierung weiter voranzutreiben?
Huber – Wenn ein Projekt nur darstellbar ist, wenn es gefördert wird, dann macht es aus meiner Sicht wenig Sinn. Was wir brauchen, ist eine ehrliche Auseinandersetzung mit den jeweiligen Bauweisen und deren Folgekosten. Es geht mir um den Ressourcenverbrauch und die Bepreisung dieses Verbrauchs. Hier ist mit der CO2-Bepreisung etwas auf den Weg gebracht worden, das in die richtige Richtung geht. Denn in den nächsten Jahren wird der CO2-Preis deutlich steigen und dann werden auch die erdölbasierten Dämmstoffe eine besondere Preisentwicklung erleben.
Außerdem sollte man bei der Verwendung von Baustoffen immer auch die Frage beantworten, wie dieses Material einer Zweitverwertung zugeführt werden kann. Wenn man hier vernünftige Bewertungskriterien findet und diese dann in die Materialkosten einfließen lässt, dann wäre auch für die serielle Sanierung schon viel getan.
GW – Herr Huber, haben Sie vielen Dank für Ihre Einschätzungen!—
Das Gespräch führte Chefredakteur Daniel Mund